Weisheit und Einsamkeit

Weisheit und Einsamkeit

Kulturübergreifende Studie legt nahe, dass Weisheit vor Einsamkeitsgefühlen schützen kann

01.10.2020 In den letzten Jahrzehnten ist Besorgnis und Angst hinsichtlich Einsamkeitsgefühlen in allen Altersgruppen bei vielen Menschen gewachsen, insbesondere bei Erwachsenen mittleren und höheren Alters.

Einsamkeit, definiert als das Gefühl, isoliert zu sein oder nicht genügend bedeutende persönliche Beziehungen zu haben, wird immer wieder mit ungesundem Altern in Verbindung gebracht und wurde als ein Hauptrisikofaktor für allgemein nachteilige gesundheitliche Folgen eingestuft, schreiben die Studienautoren.

alter-mensch-zufrieden
Bild: janeb13 (pixabay)

In einer interkulturellen Studie untersuchten Forscher der University of California San Diego School of Medicine und der Universität Rom La Sapienza in San Diego und Cilento, Italien, mittelalte und ältere Erwachsene und stellten fest, dass Einsamkeit und Weisheit eine starke negative Korrelation aufweisen, d.h. je weiser jemand ist, desto weniger einsam fühlt er sich – und umgekehrt.

Die in Aging and Mental Health veröffentlichte Studie legt nahe, dass Weisheit ein Schutzfaktor gegen Einsamkeit sein könnte.

Anhand der Einsamkeitsskala der UCLA und der Weisheitsskala von San Diego untersuchten die Forscher vier Gruppen: Erwachsene im Alter von 50 bis 65 Jahren und Personen über 90 Jahren aus Cilento und San Diego. Die Forscher fanden in allen vier Gruppen den inversen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Weisheit.

Einsamkeit wurde durchweg mit einem schlechten Allgemeinzustand, schlechterer Schlafqualität und weniger Lebenszufriedenheit in Verbindung gebracht, während für Weisheit generell das Gegenteil zutraf.

Komponenten der Weisheit

Sowohl Einsamkeitsempfinden als auch Weisheit sind Persönlichkeitsmerkmale. Die meisten Persönlichkeitsmerkmale werden teilweise vererbt und von der Umwelt bestimmt, sagt Studienautor Dilip V. Jeste.

Weisheit hat mehrere Komponenten, wie Empathie (Einfühlungsvermögen), Mitgefühl, Selbstreflexion und Emotionsregulation. Die Forscher fanden heraus, dass Einfühlungsvermögen und Mitgefühl am stärksten mit einem verringerten Einsamkeitsgefühl verbunden waren. Menschen, die mitfühlender waren, fühlten sich deutlich weniger einsam.

Eine Einschränkung dieser Studie bestand darin, dass es sich um eine Querschnittsstudie handelte. Nur Längsschnittstudien können Ursache-Wirkungs-Beziehungen herstellen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Aging and Mental Health – dx.doi.org/10.1080/13607863.2020.1821170, UC San Diego Health

Weitere Artikel, News