Zusammenprall / Kampf der Kulturen (Psychologie)
Sozialpsychologie
Der Clash of Cultures (eigtl. The Clash of Civilizations; übersetzt: Zusammenprall / Kampf der Zivilisationen / Kulturen) ist eine Hypothese, wonach die kulturellen und religiösen Identitäten der Menschen die Hauptquelle für Konflikte in der Welt nach dem Ende des Kalten Krieges sein werden.
Der US-amerikanische Politologe Samuel P. Huntington argumentierte, dass künftige Kriege nicht zwischen Ländern, sondern zwischen Kulturen geführt würden und dass der islamische Extremismus zur größten Bedrohung des Weltfriedens werden würde.
Der gleiche psychologische Mechanismus erklärt die Gewalt muslimischer und westlicher Extremisten
03.02.2018 Warum greifen Menschen in den westlichen Ländern muslimische Minderheiten und Asylsuchende an (oder unterstützen solche Handlungen) und warum unterstützen Muslime Terror gegen den Westen bzw. bekämpfen dessen Kulturen?
Clash of cultures?
Neue Forschungsergebnisse aus der Psychologie deuten darauf hin, dass die Gründe für solch ein extremes Verhalten in beiden Gruppen dieselben sein könnten und im Zusammenprall der Kulturen bzw. dessen Folgen begründet liegen. Die Ergebnisse wurden jetzt im European Journal of Social Psychology veröffentlicht.
Bild: Gerd Altmann
In fünf Studien unter drei Gruppen und sieben kulturellen Kontexten zeigen Forscher aus Dänemark, Norwegen, Schweden und den USA, dass dieselben psychologischen Prozesse die gegenseitige Feindseligkeit zwischen nicht-muslimischen Westlern, im Westen lebenden muslimischen Minderheiten und im Nahen Osten lebenden Moslems erklären.
Die Forscher befragten insgesamt 705 Muslime und 522 nicht-muslimische Personen aus westlichen Kulturen zu ihrer Einstellung gegenüber der anderen Gruppe. Dies ist die erste vergleichende Studie, die untersuchte, ob ähnliche Bedrohungswahrnehmungen Feindseligkeiten und Gewalt zwischen Moslems in Europa und dem Nahen Osten sowie zwischen Nicht-Muslimen in Europa und den USA vorhersagen.
Bedrohung der eigenen Kultur
Die Ergebnisse zeigten, dass je mehr Personen in jeder Gruppe das Gefühl hatten, dass die jeweils andere Gruppe ihre Kultur – wie Traditionen, Normen, Werte und Lebensweise – bedrohte, desto höher waren ihre Absichten, sie anzugreifen und ihnen gegenüber feindselig aufzutreten.
Die Befunde waren unabhängig davon, ob es sich bei den Befragten um Menschen aus einem westlichen Kulturkreis wie den USA oder Skandinavien oder um Muslime aus Europa oder dem Nahen Osten (z.B. Türkei und Afghanistan) handelte.
Interessanterweise machte die Angst vor Terror, Krieg und Besatzung oder der Verlust des wirtschaftlichen und körperlichen Wohlergehens wenig Unterschied.
Unvereinbarkeit der Kulturen
Mit anderen Worten, nicht-muslimische Westler und Muslime scheinen einander nicht feindlich gesinnt zu sein, weil sie ihre physische Sicherheit als bedroht empfinden, sondern weil sie ihre Kulturen, Werte, Normen, Moralvorstellungen, Philosophie und Identität als unvereinbar empfinden.
Die Forschungsergebnisse können erklären, warum einige Westler sich anti-muslimischen Organisationen anschließen und manchmal sogar persönlich bereit sind, Muslime gewaltsam zu verfolgen. Gleichzeitig beleuchten sie auch, warum einige Muslime Bombenanschläge und Terrorakte in Europa und den USA für gut befinden, unterstützen und persönlich Terror gegen den Westen ausüben oder sogar ins Ausland gehen, um für andere Muslime zu kämpfen.
Ein imaginierter oder wahrgenommener ‚clash of cultures‘ (Kampf bzw. Zusammenprall der Kulturen) kann tatsächlich Gewalt und Feindseligkeiten zwischen Moslems und Nicht-Muslimen zugrundeliegen, sagt Dr. Milan Obaidi, Forscher am Institut für Psychologie der Universität Uppsala.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Uppsala; European Journal of Social Psychology – DOI: 10.1002/ejsp.2362; Feb. 2018
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