Langfristige Gehirnveränderungen bei Boxern, Mixed-Martial-Arts Kämpfern mit wiederholt erlittenen Kopfschlägen
28.12.2019 Gibt es für Boxer und Mixed Martial Arts (MMA) Kämpfer ein sicheres Maß an Exposition gegenüber Kopftraumata?
Eine in Neurology veröffentlichte Studie zeigt unterschiedliche Effekte im Gehirn bei jüngeren, aktuellen Kämpfern im Vergleich zu älteren, ausgeschiedenen Boxern bzw. MMA-Fightern.
Verlust an Hirnvolumen
Als Gruppe zeigten sowohl die aktuellen als auch die ehemaligen Boxer / Kämpfer einen Verlust an Hirnvolumen. Bei den aktuellen Boxern lag der Volumenverlust in Bereichen des Gehirns, die darauf hindeuten, dass er eine Folge der Hirnverletzung ist, wenn Nervenfasern gerissen werden, während sich das Gehirn im Schädel verlagert.
Bei den Kämpfern im Ruhestand lag der Volumenverlust in Hirnarealen, die vermuten lassen, dass er auf den fortschreitenden Krankheitsprozess zurückzuführen ist, der bei neurodegenerativen Erkrankungen wie der chronisch-traumatischen Enzephalopathie (CTE) oder der Alzheimer-Krankheit zu beobachten ist.
Chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE)
CTE ist eine seltene Hirnerkrankung, die bei Sportlern und anderen Personen mit wiederholten Kopftraumata in der Vorgeschichte auftritt. Zu den Symptomen gehören Gedächtnisverlust und Denkprobleme sowie psychische wie emotionale und Verhaltensänderungen (z.B. Aggressionen).
Bild: Steve Buissinne
Die Studie umfasste 50 aktuelle Boxer mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren und durchschnittlich fünf Kämpfen; 23 pensionierte Boxer mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren und durchschnittlich 38 Kämpfen; und 100 mixed martial arts Kämpfern mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren und durchschnittlich acht Kämpfen.
Sie wurden mit 31 Nicht-Kämpfern mit einem Durchschnittsalter von 31 Jahren verglichen ohne Kopftraumata in der Vorgeschichte.
Allerdings nahmen zu wenige pensionierte MMA-Kämpfer und zu wenige Frauen an der Studie teil, um Gruppen zu bilden.
Die Teilnehmer nahmen zu Beginn der Studie und jedes Jahr über mindestens zwei Jahre hinweg an Gehirnscans Tests zu den Gedächtnis- und Denkfähigkeiten teil.
Hirnvolumen-Verlust: Thalamus, Corpus Callosum
Im Vergleich zu den Nicht-Kämpfern hatten die aktuellen Boxer eine höhere durchschnittliche jährliche Verlustrate des Hirnvolumens in den Bereichen des linken Thalamus, des mittleren, vorderen und zentralen Corpus Callosum.
Bei den MMA-Kämpfern zeigte sich ein ähnliches Muster, aber in etwas geringerem Ausmaß, im linken Thalamus und im zentralen Corpus Callosum, schreiben die Studienautoren.
Für den linken Thalamusbereich des Gehirns betrug das durchschnittliche Volumen zu Beginn der Studie 3.773 Kubikmillimeter. Die aktuellen Boxer verloren durchschnittlich 145 Kubikmillimeter (mm3) Volumen pro Jahr, verglichen mit einem Verlust von 100 mm3 bei den MMA-Kämpfern und einem Zuwachs von 43 mm3 bei den Nicht-Kämpfern.
Amygdala und Hippocampus
Die ausgeschiedenen Boxer zeigten keine Veränderungen in diesen Bereichen des Gehirns. Stattdessen zeigten sie einen Hirnvolumenverlust in den Bereichen der linken und rechten Amygdala und des rechten Hippocampus. Dies sind Hirnareale, die bei Krankheiten wie Alzheimer und CTE betroffen sind.
Für den rechten Hippocampus betrug das durchschnittliche Volumen zu Beginn der Studie 2.350 mm3. Die pensionierten Boxer verloren im Durchschnitt 43 mm3 pro Jahr, während die Nicht-Kämpfer 10 mm3 zulegten.
Studienautor Charles Bernick von der Cleveland Clinic Lou Ruvo Center for Brain Health in Las Vegas bemerkte, dass diese Veränderungen des Hirnvolumens relativ gering waren. Es wären weitere Forschungen nötig, um festzustellen, ob diese kleinen Veränderungen im Gehirn uns bei der Vorhersage helfen könnten, was bei den einzelnen Athleten passieren wird, sagte er.
Denk- und Gedächtnistests
Insgesamt fanden die Forscher keine signifikanten Unterschiede bei den Ergebnissen der Denk- und Gedächtnistests zwischen den Gruppen der aktuellen und pensionierten Kämpfer und den Nicht-Kämpfern.
Als sie die aktuellen Kämpfer in diejenigen mit und ohne Hirnvolumenverlust unterteilten, stellten sie jedoch fest, dass diejenigen mit Hirnvolumenverlust bei zwei der Denktests für die Verarbeitungsgeschwindigkeit schlechtere Ergebnisse erzielt hatten.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Neurology – DOI: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000008817
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