Soziale Phobie und Serotonin

Sozialphobiker haben ein zu hohes Serotonin-Niveau

18.06.2015 Bisher sind Kliniker davon ausgegangen, dass Menschen mit sozialer Angststörung (soziale Phobie) ein zu geringes Niveau des Neurotransmitters Serotonin haben.

Eine neue Studie der Uppsala Universität zeigt jedoch, dass genau das Gegenteil der Fall sein dürfte: Sozialphobiker haben ein zu hohes Serotonin-Niveau; je mehr Serotonin sie produzieren, desto ängstlicher sind sie in sozialen Situationen.

SSRI

Soziale Phobie wird medizinisch mit Hilfe von SSRI-Medikamenten behandelt. Diese verändern die Serotonin-Menge im Gehirn. Die neue Studie der Forscher um die Professoren Mats Fredrikson und Tomas Furmark dürfte also für Aufsehen in der klinischen Psychologie sorgen.

Zu viel Serotonin im Furchtzentrum

In ihrer Studie maßen die Wissenschaftler die chemische Signalübermittlung von Serotonin im Gehirn. Sie stellten fest, dass Patienten mit sozialer Phobie zu viel Serotonin in einem Teil des Furchtzentrums des Gehirns – Amygdala – produzierten.

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Bild: Gerd Altmann

Serotonin Signalübertragung

Eine Nervenzelle, die Signale mit Hilfe des Neurotranmitters Serotonin sendet, gibt zuerst Serotonin in den Spalt zwischen den Nervenzellen frei. Das Nervensignal wird ausgelöst, wenn Serotonin an der Rezeptorzelle andockt. Das Serotonin wird dann vom Rezeptor gelöst und wird zurück zur Originalzelle gepumpt.

Kompensation des Überschusses

Soziale Phobiker produzieren nicht nur mehr Serotonin, sie pumpen auch mehr Serotonin zurück, sagte Studienautor Andreas Frick in der Zeitschrift JAMA Psychiatry. Die Forscher waren in der Lage, dies bei einer anderen Gruppe von Patienten mit einem anderen Indikator zu zeigen, der den Pumpmechanismus selbst maß. Sie nehmen an, dass dies ein Versuch sei, den Serotoninüberschuss zu kompensieren.

Diese Entdeckung ist ein großer Schritt: Frühere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass die Nervenaktivität in der Amygdala bei Sozialphobikern höher ist und auf diese Weise das Furchtzentrum des Gehirns überempfindlich reagiert. Die neuen Befunde zeigen, dass ein Überschuss an Serotonin Teil des zugrundeliegenden Problems ist.

„Serotonin kann die Angst steigern; es vermindert sie nicht, wie zuvor oft angenommen wurde“, sagt Frick.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Uppsala Universität, JAMA Psychiatry; Juni 2015

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