Ängstliche Depression

Ängstliche Depression – Psychische Störungen: Depressive Störungen

News zur ängstlichen Depression

Sexueller Missbrauch in der Kindheit verändert die biochemische Reaktion des Körpers auf Stress

16.10.2018 Ängstliche Depressionen, die oft durch ein Kindheitstrauma verursacht werden, können zu körperlichen Veränderungen führen, wodurch Standardtherapien gegen depressive Störungen oft ineffektiv werden laut einer im Fachjournal Psychoneuroendocrinology publizierten Studie.

Klinische Depression betrifft bis zu 20 Prozent der Europäer und etwa die Hälfte dieser Menschen hat eine sogenannte „ängstliche Depression“. Diese beinhaltet psychologische Ängste mit großer Ängstlichkeit und starker Nervosität zusammen mit somatischen Ängsten wie Magen-Darm-Symptome, die mit einer ausgeprägteren Symptomatik, schlechterer Prognose und einer höheren Wahrscheinlichkeit für Suizid verbunden ist.

Veränderte Biochemie

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Bild: Lisa Runnels

Nun haben Wissenschaftler festgestellt, dass die Biochemie von Patienten mit klinischer Depression (Major depressive disorder – MDD) und ängstlicher Depression verschieden ist, und dass Patienten mit ängstlichen Depressionen anders behandelt werden müssen. Darüber hinaus neigen Patienten mit ängstlicher Depression, die als Kind sexuell missbraucht oder vernachlässigt wurden, zu einer veränderten Biochemie.

Das Team arbeitete mit 144 Patienten mit MDD. Eine Untergruppe von 78 Patienten wurde als Patienten mit ängstlicher Depression identifiziert, und diese Patienten zeigten eine größere Schwere der Symptome und ein schlechteres Ansprechen auf die Behandlung als Patienten mit genereller MDD.

Kindesmisbrauch und emotionale Vernachlässigung

Sie fanden heraus, dass 30 Prozent der Patienten mit ängstlichen Depressionen als Kinder sexuellen Missbrauch erlitten hatten (gegenüber 16 Prozent mit „normaler“ Depression, MDD), und 76 Prozent litten unter emotionaler Vernachlässigung (gegenüber 58 Prozent mit „normaler“ MDD).

Dieser Unterschied spiegelte sich auch in der Reaktion des Körpers auf Stresshormone wider.

Studienleiter Dr. Andreas Menke (Universitätsklinikum Würzburg) und Kollegen konnten damit zeigen, dass Kindheitstraumata, insbesondere sexueller Missbrauch, bei Patienten mit ängstlichen Depressionen überrepräsentiert sind.

Erhöhte Sensibilität gegenüber Stresshormonen

Darüber hinaus konnten die Forscher zeigen, dass Patienten mit ängstlicher Depression eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Stresshormonen wie Glukokortikoiden (Cortisol) haben, während schwere Depressionen mehr oder weniger mit einer reduzierten Sensitivität gegenüber Stresshormonen verbunden sind.

Auswirkungen auf Immunsystem

Auch haben die Wissenschaftler beobachtet, dass Patienten mit Erlebnissen sexuellen Missbrauchs in der Kindheit mehr reaktive Immunzellen haben. Dies ist ein überraschender Befund, denn bei ängstlich depressiven Patienten ohne Kindesmissbrauch oder Trauma ist dies nicht der Fall.

Sie vermuten, dass dies auf die Art des Psychotraumas zurückzuführen ist, das diese Patienten im frühen Leben erlebt haben – dies könnte ihr Immunsystem dazu gebracht hat, anders zu reagieren.

Anpassung der Behandlung

In der Praxis würde der Unterschied zwischen den biochemischen Reaktionen erklären, warum ängstlich depressive Patienten eine schlechtere Therapieprognose haben als nicht ängstlich depressive Patienten bei den Standardtherapien.

Das bedeutet in der Tat, dass für eine bedeutende Untergruppe von depressiven Patienten die Standardmedikamente einfach nicht gut genug wirken, also müssen Alternativen gefunden werden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychoneuroendocrinology (2018). DOI: 10.1016/j.psyneuen.2018.07.025

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