- Kurze Übersicht
- Fehlerhafte Forschungsmethoden übertreiben die Prävalenz von Depressionen
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Kurze Übersicht
Laut der WHO (2017) gibt es auf der Welt 322 Millionen Menschen (4,4 %) mit Depressionen. Die sind 18 % mehr als 2016. In Deutschland liegt die Zahl bei etwa 4,1 Millionen (5,2 %) – allerdings beruht diese Zahl auf einer alten Studie (Alonso et al., 2004).
Nach der DEGS1 (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) hatten
- 9% der Teilnehmer und Teilnehmerinnen innerhalb des letzten Jahres die Depressionskriterien erfüllt (12-Monats-Prävalenz),
- 13 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer.
- Am häufigsten mit einer Prävalenz von 8 Prozent traten unipolare Depressionen auf,
- mit 11 Prozent bei den weiblichen und 5 Prozent bei den männlichen Teilnehmern.
- Bipolare bzw. manisch-depressive Störungen traten mit einer Krankheitshäufigkeit von 1,5 Prozent auf,
- Frauen: 1,7 Prozent und Männer: 1,3 Prozent.
- Das Risiko bis zum Alter von 75 Jahren eine Depression zu entwickeln wurde auf über 20 Prozent bei Männern und auf über 35 Prozent bei Frauen geschätzt.
Weitere und detaillierte Zahlen sind hier zu finden.
Fehlerhafte Forschungsmethoden übertreiben die Prävalenz von Depressionen
15.01.2018 Die gängige Praxis der Verwendung von Fragebögen zur Selbstauskunft von Patienten anstelle von diagnostischen Interviews, die von Forschern durchgeführt wurden, hat laut einer im CMAJ (Canadian Medical Association Journal) veröffentlichten Studie zu einer Überschätzung der Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) von Depressionen geführt.
Bild: pixabay
Diese Studien stellen die tatsächliche Depressionshäufigkeit falsch dar, manchmal dramatisch, was es sehr schwierig macht, die richtigen Ressourcen auf die Probleme von Patienten auszurichten, sagte Studienautor Dr. Brett Thombs vom Lady Davis Institute des Jewish General Hospital und der McGill Universität.
Fragebögen zur Selbstauskunft
Fragebögen zur Selbstauskunft sind als erste Bewertung vorgesehen, um ein weites Netz zu werfen und Menschen mit Problemen der psychischen Gesundheit zu ermitteln. Man muss jedoch eine gründlichere Bewertung vornehmen, um eine angemessene Depressionsdiagnose und daraus die Häufigkeit der Krankheit stellen und ermitteln zu können, und um festzustellen, ob es noch andere psychischen Probleme zu lösen gibt.
Die Autoren weisen darauf hin, dass Forscher häufig Fragebögen zur Selbstauskunft verwenden, da diagnostische Interviews zeitaufwändig und teuer sind.
Dramatische Ergebnisse
Darüber hinaus, so Thombs, werden Studien mit dramatischen Ergebnissen – z.B. im Hinblick auf die Prävalenz von Erkrankungen – tendenziell eher von Zeitschriften mit höheren Rankings akzeptiert und erregen mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit als Studien mit bescheideneren Ergebnissen.
Dies kann einige Forscher ermutigen, Ergebnisse (zur Auftretenshäufigkeit) aus Fragebögen zur Erfassung von Depression zu veröffentlichen, anstatt geeignete diagnostische Interviews durchzuführen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: McGill Universität; Canadian Medical Association Journal – DOI: 10.1503/cmaj.170691; Jan. 2018
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