Gefühl von Kontrollverlust bei Depression

06.05.2013 Menschen mit Depression meinen oft, dass ihr Leben außer Kontrolle ist. Es ruft Gefühle hervor, wie: dass ihr Leben sinnlos ist, oder dass schlimme Dinge allein durch ihr Existieren geschehen.

Experimente der Psychologieforscher Dr. Rachel Msetfi, Universität von Limerick, Irland, und Dr. Robin Murphy, Universität von Oxford, UK, sagen, dass diese Gefühle hervorgerufen werden durch subtile Veränderungen in der Art und Weise, wie depressive Menschen Zeit wahrnehmen und ihre Umgebung verarbeiten.

Studie zum Gefühl der Hilflosigkeit

Im Experiment wurden die Teilnehmer gebeten, die Zuverlässigkeit einer Fernbedienung in verschiedenen Zimmern eines virtuellen Hauses zu testen. Die Fernbedienung sollte die Hi-Fi-Anlage in jedem Zimmer mit einem bestimmten Level der Zuverlässigkeit einschalten; manchmal ging die Musik sofort an, manchmal nach einer leichten Verzögerung und manchmal erst, wenn der Teilnehmer beschloss, die Fernbedienung nicht zu verwenden.

Der Versuch wurde so gestaltet, dass in verschiedenen Zimmern die Freiwilligen verschiedene Level der Kontrolle hatten. In einigen Räumen funktionierte die Fernbedienung gut. In anderen Zimmern funktionierte sie weniger zuverlässig, was den Freiwilligen weniger Kontrolle gab. Nach vielen Versuchen wurde jeder Teilnehmer über sein Gefühl befragt, wie viel Kontrolle er meinte durch die Fernbedienung zu haben, und inwiefern das Verhalten der Hi-Fi-Anlage eher vom Zimmer bestimmt wurde und nicht vom Knopfdrücken abhing.

Depressive nahmen Kontrollverlust realistischer wahr

Dr. Msetfis Analyse zeigte, dass bei längeren Verzögerungen die Teilnehmer mit Depression anders reagierten als die nicht-depressiven Kontrollteilnehmer. Tatsächlich waren die Urteile der depressiven Teilnehmer realistischer als die der gesunden Teilnehmer.

Dieser Befund unterstützt andere Studien, die aussagen, dass Menschen mit Depression Zeit eher langsamer wahrnehmen; sie tendieren auch dazu, Hinweise ihrer Umgebung und ihres Kontextes anders als Personen ohne Depression zu verarbeiten.

Andere Wahrnehmung von Zeit und Umgebung

„Wenn depressive Menschen mehr Zeit haben, Informationen über Ursache und Wirkung zu verarbeiten, aufgrund ihrer langsameren Wahrnehmung der Zeit, tendieren sie auch dazu, mehr von ihrer Umgebung wahrzunehmen, die oft außerhalb ihrer Kontrolle ist – daher ihre Gefühle der Hilflosigkeit“, sagte Msetfi.

„Wir sehen dies im Gegensatz zur kognitiven Theorie der Depression, die die Wirkungen von irrationalen Gedanken betont. Hier haben sehr subtile Änderungen in den Wahrnehmungen eine starke Wirkung auf andere kognitive Prozesse und Gefühle der Kontrolle.“

Quelle: Universität von Oxford, Mai 2013

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