Depression und HIV

Chronische Depressionen verschlechtern HIV-Versorgung

07.04.2018 Chronische Depression ist oft mit einer Verschlechterung der HIV-Betreuung bzw. Behandlung verbunden laut einer in JAMA-Psychiatry veröffentlichten Studie.

Dr. Brian W. Pence von der Universität North Carolina at Chapel Hill und Kollegen untersuchten die Verbindung zwischen chronisch auftretenden Depressionen und mehreren HIV-Versorgungsindikatoren in einer klinischen Beobachtungsgruppe von 5.927 Patienten mit zwei oder mehr Beurteilungen der depressiven Schwere.

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Bild: George Hodan

Die Teilnehmer erhielten die HIV-Behandlung in sechs geographisch verteilten universitären medizinischen Zentren in den USA.

Tage mit Depressionen

Die Forscher fanden heraus, dass der mittlere Prozentsatz der Tage mit Depressionen (PDD) 14 Prozent in 10.767 Personenjahren der Nachbeobachtung betrug.

Während des Follow-ups wurden 18,8 Prozent der geplanten Besuche verpasst, 21,8 Prozent der Viruslasten wurden festgestellt, und die Sterblichkeitsrate betrug 1,5 Todesfälle pro 100 Personenjahre; eine Dosis-Wirkungs-Beziehung wurde für PDD mit jedem Resultat beobachtet.

Verpasste Behandlungstermine, Viruslast, Mortalität

Jeder 25-prozentige Anstieg des PDD führte zu deutlichen Erhöhungen des Risikos,

  • einen geplanten Untersuchungs- bzw. Behandlungstermin zu verpassen (Risk Ratio 1,08),
  • einer nachweisbaren Viruslast (Risk Ratio 1,05) und
  • der Mortalität (Hazard Ratio 1,19).

Diese Schätzungen deuten darauf hin, dass im Vergleich zu Patienten, die in der Nachbeobachtungszeit nicht depressiv waren (PDD 0%), diejenigen, die die gesamte Nachbeobachtungszeit depressiv waren (PDD 100%),

  • ein um 37% erhöhtes Risiko hatten, Termine zu verpassen,
  • ein um 23% erhöhtes Risiko einer nachweisbaren Viruslast und
  • eine doppelt so hohe Sterblichkeitsrate hatten.

Klinische Studien von Protokollen zur sofortigen Identifizierung und angemessenen Behandlung von Depressionen bei Menschen mit HIV sollten durchgeführt werden, um die Auswirkungen solcher Protokolle auf die Verkürzung des Verlaufs, die Verhinderung des Wiederauftretens depressiver Erkrankungen und die Verbesserung der klinischen Ergebnisse zu verstehen, schließen die Autoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität North Carolina; JAMA Psychiatry – doi:10.1001/jamapsychiatry.2017.4726

HIV-Infektion erhöht die Sterblichkeit im Zusammenhang mit depressiver Symptomatik

01.04.2019 Eine in HIV Medicine publizierte Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen depressiven Störungen bzw. Symptomen, HIV-Status und Mortalität.

Die Forscher der Boston Universität berichten, dass Depressionssymptome moderat mit dem Sterblichkeitsrisiko bei den Studienteilnehmern mit HIV in Verbindung gebracht werden konnten, jedoch nicht bei denen ohne HIV-Infektion.

Bei Personen mit HIV-Infektion konnten sie ein um 23 Prozent erhöhtes Mortalitätsrisiko im Zusammenhang mit erhöhter depressiver Symptomatik feststellen, wenn diese durch klinische Symptom-Fragebogen erfasst wurde. Es konnte jedoch kein signifikant erhöhtes Mortalitätsrisiko beobachtet werden, wenn die Depression durch klinische Diagnose-Codes festgestellt wurde.

Für nicht mit HIV infizierte Menschen gab es ein um sechs Prozent erhöhtes Sterblichkeitsrisiko im Zusammenhang mit depressiven Störungen, gemessen mit den Diagnose-Codes, aber kein signifikant erhöhtes Mortalitätsrisiko für erhöhte depressive Symptome, die mit Fragebogen bewertet wurden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: HIV Medicine; National Institutes of Health (grant numbers R01 HL126557 to SKG and K01 HL134147 to KS)

Diagnostik, Differentialdiagnose, Einflussfaktoren, Behandlung und häufige Probleme bei der Behandlung depressiver Störungen bei Menschen mit HIV / AIDS

12.04.2020 Menschen mit HIV/AIDS haben ein erhöhtes Risiko für depressive Störungen. Doch allzu oft bleiben diese Erkrankungen unerkannt oder unbehandelt laut einer in Harvard Review of Psychiatry veröffentlichten Recherche der Forschungsliteratur.

Depressive Störungen sind mit negativen gesundheitlichen Folgen verbunden, darunter eine schlechtere Compliance mit der antiretroviralen Therapie, eine geschwächte Immunfunktion (CD4-Zellzahl) und eine höhere Sterblichkeitsrate.

Gustavo C. Medeiros vom University of Texas Southwestern Medical Center, Dallas, und Kollegen versuchten, einen aktualisierten, praktischen und globalen Überblick über Depressionen bei HIV / AIDS zu geben, wobei der Schwerpunkt auf folgenden Punkten lag:

Erfassung und Diagnose

Depressive Störungen werden bei HIV/AIDS bei weitem nicht ausreichend diagnostiziert, schreiben die Autoren. Die Erfassung von Patienten ist aufgrund der Überschneidung von Depression und HIV/AIDS-Symptomen, einschließlich Erschöpfung, Schlaflosigkeit und vermindertem Appetit, komplex. Die richtige Diagnose ist für eine angemessene Behandlung unerlässlich, sagen die Wissenschaftler.

Differentialdiagnose

Neben der klinischen Depression können depressive Symptome bei Patienten mit HIV/Aids auch auf andere medizinische Erkrankungen, Medikamente oder Suchtmittel, Anpassungsstörungen oder andere psychiatrische Störungen zurückzuführen sein.

Andere beitragende Faktoren können direkte durch HIV verursachte Hirnschäden sowie psychosoziale Faktoren wie chronischer Stress, HIV-bedingte Stigmatisierung und soziale Isolation sein.

Die Behandlung

Viele, wenn nicht sogar die meisten Patienten mit HIV / Aids erhalten keine empfohlene Behandlung für Depressionen. In einer Studie wurde berichtet, dass nur sieben Prozent der HIV-positiven Patienten mit klinischer Depression Zugang zu einer angemessenen Behandlung hatten.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind die Medikamente der ersten Wahl; andere Antidepressiva können eingesetzt werden, erfordern jedoch eine genaue Überwachung der Nebenwirkungen und Wechselwirkungen der Medikamente.

Andere hilfreiche Behandlungen umfassen Einzel- oder Gruppenpsychotherapie. Es ist auch wichtig, einen angemessenen Umgang mit HIV/AIDS und damit verbundenen Krankheiten zu gewährleisten.

Besondere Probleme / Herausforderungen

Studien haben ergeben, dass sich Personen mit HIV/Aids nur in geringem Maße an die empfohlene Behandlung von Depressionen halten – möglicherweise in Verbindung mit HIV-bedingter Stigmatisierung und Schamgefühlen.

Die Kombination von Depression und HIV/AIDS steht in engem Zusammenhang mit Suizid, wobei die Raten acht- bis zehnmal höher sind als in der Allgemeinbevölkerung. Depressionen stellen auch besondere Herausforderungen für Jugendliche und ältere Erwachsene mit HIV/AIDS dar.

Der Artikel enthält detaillierte Informationen über die Differentialdiagnose von klinischer Depression und anderen Formen der Depression, wichtige Punkte im Zusammenhang mit dem Einsatz von Antidepressiva und „klinische Perlen“ im Umgang mit depressiven Störungen bei Patienten mit HIV/Aids.

Medeiros und Kollegen schließen: Es gibt evidenzbasierte Empfehlungen zur Verbesserung der Erfassung, Diagnose und Behandlung von Depressionen bei seropositiven Personen, die in der Praxis umgesetzt werden sollten, um die Ergebnisse zu verbessern.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Harvard Review of Psychiatry – doi: 10.1097/HRP.0000000000000252

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