- Definition, Beschreibung
- HAM-D: Die gebräuchlichste Bewertungsskala für Depressionen wird oft nicht richtig angewendet
Definition, Beschreibung
Die Hamilton-Skala (HAMD oder HAM-D) (Abkürzung für Hamilton rating scale for depression, kurz HRSD, HDRS, HDS), ist ein Diagnosewerkzeug zur Ermittlung der Schwere einer depressiven Störung.
Max Hamilton veröffentlichte die Skala ursprünglich 1960 und revidierte sie mehrmals. Der Fragebogen ist für Erwachsene konzipiert und dient dazu, den Schweregrad ihrer Depression zu bewerten, indem er Stimmung, Schuldgefühle, Suizidgedanken, Schlaflosigkeit, Unruhe oder Retardierung, Angst, Gewichtsverlust und somatische Symptome sondiert.
HAM-D: Die gebräuchlichste Bewertungsskala für Depressionen wird oft nicht richtig angewendet
06.06.2020 Das Format der ursprünglichen Hamilton Rating Scale for Depression (Hamilton-Skala für Depression; HAM-D) war unstrukturiert: Sie gab nur allgemeine Anweisungen für die Bewertung einzelner Items.
Modifizierte Versionen der HAM-D
Im Laufe der Jahre wurde eine Reihe von modifizierten Versionen der HAM-D vorgeschlagen. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Anzahl der Items, sondern auch in den Anwendungsmodalitäten.
Es wurden strukturierte Versionen entwickelt, die Itemdefinitionen, Ankerpunkte und halbstrukturierte oder strukturierte Interviewfragen enthalten.
Studie
Bild: George Hodan
Die aktuelle, umfassende Überprüfung wurde durchgeführt, um die klinimetrischen Eigenschaften der verschiedenen Versionen der HAM-D zu untersuchen.
Ziel war es, die HAM-D-Versionen zu identifizieren, die die klinimetrischen Eigenschaften der Reliabilität, Validität und Sensitivität gegenüber Veränderungen am besten darstellen.
Die Suche wurde in MEDLINE, Scopus, Web of Science und PubMed durchgeführt und ergab insgesamt 35.473 Zitate, wobei jedoch nur die repräsentativsten Studien einbezogen wurden.
Zuverlässigkeit und Sensitivität
Es zeigte sich, dass die strukturierten Versionen der Hamilton-Skala die höchste Zuverlässigkeit bei Inter-Rater- und Test-Retest-Tests aufweisen.
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Das Klinische Interview für Depressionen (Clinical Interview for Depression) und die 6-Item-HAM-D zeigten die höchste Sensitivität bei der Unterscheidung zwischen aktiver Behandlung und Placebo.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die HAM-D ein valider und sensitiver klinimetrischer Index ist, der angesichts veralteter und nicht klinisch relevanter psychometrischer Kriterien nicht verworfen werden sollte, schreiben die Studienautoren um Danilo Carrozzino vom Fachbereich Psychologie der Universität Bologna.
Die Hamilton-Skala für Depression erfordert jedoch eine sachkundige Anwendung: unstrukturierte Formen sollten vermieden werden, und die Art der gewählten Version der Hamilton-Skala sollte bei der Registrierung des Studienprotokolls und in den Methoden der Studie angegeben werden, schließen die Autoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychotherapy and Psychosomatics (2020). DOI: 10.1159/000506879