22.07.2014 Ältere Menschen mit Depression gehen langsamer als nicht-depressive Personen laut einer neuen Forschungsstudie des University College London.
Langsames Gehen – langsame Gangart
Ganggeschwindigkeit – die Geschwindigkeit mit der eine Person geht, hängt von einer Vielfalt von Faktoren ab, einschließlich der physischen Möglichkeiten, Bewegungsradius, Gesundheit der Muskeln und des Skeletts, und der psychischen Verfassung.
Obwohl es schon Hinweise darauf gegeben hat, dass psychische Probleme den Gang über die physisch schlechtere Gesundheit beeinflussen können, ist nur wenig über eine direkte Verbindung zwischen der Ganggeschwindigkeit und der psychischen Verfassung, und insbesondere der Depression, bekannt.
Beziehung zwischen Gangart und Depression
Für die Studie wollte Panayotes Demakakos, Ph.D, vom Fachbereich Epidemiologie und Gesundheitswesen des University College London, die Beziehung zwischen Depression und der Ganggeschwindigkeit untersuchen und auch sehen, ob der Einfluss in beide Richtungen geht.
Bild: Boris Trost
Im Besonderen wollte Demakakos herausfinden, ob ältere Leute mit Depression langsamer als diejenigen ohne gehen, und eine langsame Gangart Depression bei älteren Personen vorhersagen kann.
Demakakos untersuchte anhand einer Probe von 4.581 Teilnehmern (im Alter von 60 oder älter) die depressiven Symptome und die Geschwindigkeit beim Gehen während sechs Jahren.
Die Befunde zeigten, dass langsam gehende Teilnehmer ein größeres Risiko für die Entwicklung von Depression hatten in den ersten zwei Jahren nach dem Start der Untersuchung, als jene mit durchschnittlichen Ganggeschwindigkeiten. Demakakos stellte auch fest, dass Depressionssymptome direkt mit langsameren Ganggeschwindigkeiten in Verbindung standen.
Interpretation der Befunde
Die Befunde können unterschiedlich interpretiert werden.
- Erstens, wenn Menschen älter werden, verschlechtert sich die physische Gesundheit und Beweglichkeit. Diese Faktoren können das Gehen verlangsamen, und die Verschlechterung der körperlichen Fähigkeiten kann eine Auswirkung auf die psychische Verfassung haben und möglicherweise zu einer Depression führen.
- Zweitens, wenn Depressionssymptome sich verstärken, kann die physische Beweglichkeit beeinflusst werden, Schmerz kann zunehmen, und Erschöpfung sich breitmachen; das alles zusammen kann eine Verlangsamung des Gehens herbeiführen.
Insgesamt zeigt diese Studie, dass die Ganggeschwindigkeit als ein frühes Zeichen/Symptom von Depression wirken könnte.
Quelle: University College London, Juli 2013
Können Veränderungen im Gang das Depressionsrisiko im späteren Leben prognostizieren?
06.02.2019 Ältere Menschen, bei denen erstmalig eine Depression diagnostiziert wurde, hatten in einer aktuellen Studie des Journal of the American Geriatrics Society eine langsamere Gehgeschwindigkeit und eine kürzere Schrittlänge als Teilnehmer ohne Depressionen.
Ganganalyse auf mögliche Gangstörungen
Sowohl die Gangparameter als auch die psychische Gesundheit haben signifikante Auswirkungen auf die gesundheitliche Verfassung im späteren Leben. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Gangstörungen einen potenziell modifizierbaren Risikofaktor für depressive Störungen darstellen können.
Depressionen im späteren Leben sind schwer zu diagnostizieren und ältere Menschen suchen viel seltener einen Arzt wegen stimmungsbedingter Symptome auf, schreiben die Studienautoren um Dr. Robert Briggs vom St. James’s Hospital in Irland.
Die Forschungsergebnisse legen möglicherweise auch nahe, dass Bewegungsprogramme, die auf die Verbesserung des Gangs bzw. der Gehgeschwindigkeit und des Gleichgewichts abzielen, zur Prävention von Depressionen im späteren Leben beitragen können, was jedoch in speziellen klinischen Studien getestet werden müsste.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of the American Geriatrics Society – https://dx.doi.org/10.1111/jgs.15783
Weitere Forschungsartikel, News
- Dynamisches Gehen sagt Anstieg der Stimmung voraus: Psychologen können aus der Art des Gehens im Alltag vorhersagen, wie die Stimmung sich entwickelt.
zum Artikel - Psychologie des Gehens