Nikotinpflaster gegen Depression

Nikotinpflaster zeigt vielversprechende Wirkung bei der Behandlung von späten Depressionen

09.09.2018 Eine Pilotstudie zur Behandlung von Spätdepressionen (auch Altersdepression genannt) bei Nichtrauchern mit transdermalem Nikotin (Nikotinpflaster) hat einige vielversprechende Ergebnisse erbracht.

Depressionen, die bei Erwachsenen ab 60 Jahren auftreten, sind durch ein schlechtes Ansprechen auf Antidepressiva und oft durch Gedächtnisprobleme gekennzeichnet. Etwa die Hälfte derjenigen, die gegen Depressionen im Alter behandelt werden, sprechen nicht auf Erstbehandlungen an.

Chemische Strukturformel von Nikotin
Bild: Chemische Strukturformel
von Nikotin

Die 12-wöchige im Journal of Clinical Psychiatry veröffentlichte Studie wurde zwischen November 2015 und August 2017 durchgeführt und beobachtete 15 Menschen ab 60 Jahren, die an einer schweren depressiven Störung litten. Das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren.

Alle Teilnehmer erhielten das Nikotinpflaster. Es wurden keine Placebo-Pflaster in der Studie verwendet.

Einige Studienteilnehmer nahmen bereits Antidepressiva ein, aber es ging ihnen nicht gut. Einige nahmen derzeit keine Antidepressiva ein.

Dosierung

Das Nikotinpflaster wurde zu dem hinzugefügt, was sie bereits einnahmen, oder allein verwendet, wenn sie kein Antidepressivum einnahmen.

Die Pflaster wurden täglich aufgetragen und in einer rigiden Dosis-Eskalationsstrategie auf eine maximale Dosis von 21,0 mg titriert. Das primäre Stimmungsergebnis wurde alle drei Wochen gemessen. Die Teilnehmer mit einer neuropsychologischen Testbatterie auf kognitive Resultate getestet.

Remission, Ansprechen

Die Studie wurde als Machbarkeitsstudie entwickelt, um in einer größeren, definitiveren Studie weiterzumachen, wenn es Erfolgssignale gibt, sagten die Forscher um Jason A. Gandelman von der Vanderbilt University. Gemessen wurde die Remission – der Zustand, bei dem die Depression fast verschwunden ist und man gut im Leben klarkommt.

Fünfzig Prozent der Teilnehmer erreichten unter Nikotinpflaster eine Remission, und mehr als 80 Prozent hatten ein gutes klinisches Ansprechen, auch wenn sie keine Remission erreichten.

Stimmung und Gedächtnis

Insgesamt zeigte fast jeder mit dem Nikotinpflaster behandelte Patient eine Verbesserung der Stimmung. Die Wissenschaftler beobachteten eine Verbesserung, unabhängig davon, ob das Pflaster einem Antidepressivum hinzugefügt oder allein verwendet wurde.

Allerdings waren die Verbesserungen des Gedächtnisses weniger deutlich, schreiben sie. Sie sahen einige Veränderungen bei einzelnen Testmessungen, aber nicht so dramatisch wie bei der Stimmung.

Die Forscher waren nicht nur am klinischen Ansprechen interessiert, sondern versuchen auch, die Biologie der Depression zu verstehen, den Mechanismus dessen, was während der Depression im Gehirn passiert.

Sie warnen davor, sich selbst mit Zigaretten oder Nikotinpflastern zu behandeln. Weitere Studien sind nötig.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Journal of Clinical Psychiatry (2018). DOI: 10.4088/JCP.18m12137

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