Depression und systemische Entzündung / Inflammation

Systemische Entzündung: Verbindung mit depressiven Symptomen

09.02.2017 Forscher der Universität Duisburg-Essen konnten demonstrieren, dass die selektive Erhöhung eines Entzündungsmarkers in der Zerebrospinalflüssigkeit während einer experimentellen systemischen Entzündung / Inflammation mit depressiven Symptomen beim Menschen verbunden ist.

Systemische Entzündung wird oft von Verhaltens-und Stimmungsschwankungen begleitet, die Symptome einer Depression ähneln. Befunde bei Tieren deuten darauf hin, dass entzündliche Zytokine (s.a. entzündungshemmende Anti-Zytokine wirksam gegen Depressionssymptome), die von aktivierten Immunzellen in der Peripherie freigesetzt werden, diese Verhaltenssymptome hervorrufen, indem sie entzündliche Veränderungen im Gehirn auslösen. Allerdings fehlten bislang experimentelle Daten beim Menschen.

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Bild: Gerd Altmann

Interleukin-6 und Symptomverstärkung

Die aktuelle in Molecular Psychiatry publizierte Studie der Wissenschaftler Prof. Harald Engler und Prof. Manfred Schedlowski zeigt nun zum ersten Mal beim Menschen, dass „im Verlauf einer akuten Entzündung die Konzentration des Immunbotenstoffs Interleukin-6 (IL-6) nicht nur im Blut, sondern auch deutlich in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) ansteigt.“

Die Forscher verabreichten gesunden männlichen Probanden (10 endotoxinbehandelt, 8 placebobehandelt) intravenös niedrig dosiertes Endotoxin (0,8 ng / kg Körpergewicht), ein prototypisches pathogenverbundenes Molekülmuster, das das Immunsystem aktiviert (Zerfallsprodukte von Bakterien, die im Menschen zahlreiche physiologische – inflammatorische – Reaktionen auslösen können).

Dabei kam es nicht nur zu einer signifikanten Zunahme der peripheren Blutzytokin-Konzentrationen (d.h. des Tumornekrosefaktors-a, des Interleukins (IL)-6, IL-10), sondern auch mit einer gewissen Verzögerung zu einer robusten und selektiven Zunahme von IL-6 in der Zerebrospinal-Flüssigkeit.

Der Anstieg des Entzündungsmarkers in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit war dabei deutlich mit den selbstberichteten Depressionssymptomen der Teilnehmer verknüpft.

Dosis-Wirkungs-Beziehung

Die Forscher fanden auch eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: Erhöhten sich die IL-6-Werte im Liquor, verstärkten sich auch die Depressionssymptome.

Die Befunde legen nahe, dass Interleukin-6 das Gehirn über das Blut erreicht und dort durch die Veränderung neuronaler Mechanismen zu Depressionssymptomen beitragen könnte.

Die genauen Prozesse und Transportwege müssen in weiteren Forschungsarbeiten untersucht werden, aber die Wissenschaftler hoffen, dass die Studienresultate neue Wege zur Behandlung von Depression ermöglichen. So könnte man vielleicht positive Wirkungen durch die Hemmung von IL-6 erreichen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Duisburg-Essen, Molecular Psychiatry – DOI: 10.1038/mp.2016.264; Feb. 2017

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