Zeitumstellung und Depression

Die Zeitumstellung von der Sommerzeit zur Winterzeit führt zu mehr Depressionen

28.10.2016 Laut einer in Epidemiology publizierten dänischen Studie nimmt die Zahl der Menschen, die mit Depression in psychiatrischen Krankenhäusern diagnostiziert werden, sofort nach der Zeitumstellung von der Sommerzeit zur Winterzeit deutlich zu.

„Das Jahr hat 16 Monate: November, Dezember, Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober, November, November, November, November“, schreibt der dänische Dichter Henrik Nordbrandt in einer entmutigenden Anmerkung zum Monat, den wir vor uns haben.

Und Nordbrandt ist nicht der einzige, der im November leidet. Eine vor kurzem veröffentlichte Studie von Prof. Søren D. Østergaard vom Aarhus Universitätskrankenhaus in Risskov analysierte die Daten von 185.419 Depressionsdiagnosen, die im The Central Psychiatric Research Register zwischen 1995 und 2012 registriert wurden.

Zahl der Depressionsdiagnosen

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Bild: Gerd Altmann

Laut den Befunden erhöhte sich die Zahl der Diagnosen unmittelbar nach der Umstellung der Zeit zum Winter. Genauer: Die Zahl der Depressionsdiagnosen während des Monats nach der Umstellung von der Sommerzeit ist um acht Prozent höher als zu erwarten wäre – basierend auf der Entwicklung der Zahl der Diagnosen bis zur Zeitumstellung.

Laut dem Studienautor ist diese Zahl zu erheblich, als dass sie zufällig sein könnte. Und bei der Zahl der Menschen, die unter dieser Erkrankung leiden, betrift eine Erhöhung um 8% viele Personen.

Mögliche Störfaktoren wie die Veränderung der Länge des Tages oder das schlechtere Wetter wurden bei den Analysen berücksichtigt, sagte Østergaard.

Er weist auch darauf hin, dass, wenn die Studie auch auf der Analyse von relativ schweren in psychiatrischen Krankenhäusern diagnostizierten Depressionen beruht, es keinen Grund gibt anzunehmen, dass die Zeitumstellung nur die Tendenz zur Entwicklung von schwereren Formen der Depression beeinflusst.

Erklärungsversuche

Die Studie kann nichts über die zugrundliegenden Mechanismen sagen, aber die Forscher nehmen an, dass die Menschen wahrscheinlich weniger Nutzen vom Tageslicht in den Morgenstunden ziehen, weil wir uns eh unter der Dusche, beim Frühstücken oder im Auto / Bus auf dem Weg zur Arbeit oder Schule befinden. Wenn wir dann nach Hause kommen – und Freizeit haben am Nachmittag – ist es bereits dunkel, sagte Østergaard.

Außerdem ist der zeitliche Übergang zur Winter- bzw. Standardzeit wahrscheinlich mit einer negativen psychologischen Wirkung verbunden, weil es sehr deutlich eine Periode langer, dunkler und kalter Tage ankündigt, sagte der Psychiater.

Auf Symptome achten

Die Befunde der Studie sollten das Bewusstsein dafür schärfen, dass das Risiko für eine Depression in den Wochen nach der Zeitumstellung erhöht wird. Dies ist insbesondere für Menschen mit einer Tendenz zur Depression – sowie ihre Verwandten besonders wichtig.

Außerdem sollten die Angehörigen der Gesundheitsberufe – die Depressionen diagnostizieren und behandeln – ebenfalls unsere Ergebnisse berücksichtigen, sagte Østergaard.

Eine Umfrage der DAK aus dem letzten Jahr weist ebenfalls in diese Richtung. In der gaben 12% der befragten gesunden Deutschen der Zeitumstellung die Schuld an ihren depressiven Verstimmungen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Aarhus Universität, Epidemiology – DOI: 10.1097/EDE.0000000000000580; Okt. 2016

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