Der psychische Gesundheitszustand beeinflusst den Blick auf Kunstwerke
13.04.2018 Eine im Fachblatt Acta Psychologica veröffentlichte Studie hat herausgefunden, dass der psychische Zustand eines Menschen Einfluss darauf hat, wie er / sie Kunst betrachtet.
Bewunderung oder Ablehnung
Psychologie-Dozentin Nicole Thomas von der James Cook Universität schreibt, dass dasselbe Kunstwerk Bewunderung oder Ablehnung verschiedener Menschen hervorrufen kann.
Eine intuitive Erklärung ist, dass die Persönlichkeit und wie wir Kunstwerke visuell betrachen, zu unseren Vorlieben für ein bestimmtes Kunstwerke beiträgt, sagt sie.
Abstrakte Bilder
Die Wissenschaftler bewerteten die Teilnehmer der Studie psychologisch in Bezug auf ihre Persönlichkeit und zeigten ihnen anschließend abstrakte Bilder.
Die Probanden sollten die Bilder bewerten und sagen, wie viel sie dafür bezahlen würden. Die Augenbewegungen der Teilnehmer wurden beim Betrachten der Bilder verfolgt.
Dr. Thomas sagte, die Beziehung zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Kunstpräferenzen sei bereits gut etabliert. Wissenschaftler wissen zum Beispiel, dass neurotische Menschen abstrakte Kunst und Pop-Art attraktiver finden.
Als Kognitionspsychologen seien die Forscher besonders an den Mechanismen der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung interessiert.
Neurotizismus und Schizophrenie
Die Forscher stellten fest, dass zum Neurotizismus neigende Menschen der linken Seite eines Bildes mehr Aufmerksamkeit schenkten und solche mit schizophrenen Merkmalen seltener zur oberen Seite eines Bildes blickten, sagte Thomas.
Dies passe gut zu den bekannten Aufmerksamkeitsunterschieden bei neurotischen Personen.
Zum Beispiel neigen wir dazu, zuerst auf die linke Seite der Bilder zu schauen, und die Tatsache, dass diese Personen mehr Zeit damit verbracht haben, die linke Seite insgesamt zu betrachten, legt nahe, dass es ihnen schwerer fällt, ihre Aufmerksamkeit zu lösen, erklärt sie.
Im Gegensatz dazu schienen die Teilnehmer mit leichten schizophrenen Tendenzen auf eine ganz andere Scan-Strategie gesetzt zu haben. Die Tendenz, sich auf den unteren Teil eines Bildes zu konzentrieren, war bisher mit Defiziten in der Aufmerksamkeitsfokussierung und -kontrolle verbunden.
Emotionale Verarbeitung
Im Gegensatz zu Menschen mit diesen besonderen Persönlichkeitsmerkmalen seien die Augenbewegungen der Teilnehmer generell im oberen rechten Quadranten ihres Gesichtsfeldes fokussiert.
Die rechte Gehirnhälfte spielt eine wichtige Rolle bei der emotionalen Verarbeitung.
Kunstwerke sind von Natur aus emotional und die emotionalen Reaktionen, die durch abstrakte Kunstwerke hervorgerufen werden, können Menschen dazu bringen, ihre Aufmerksamkeit innerhalb des oberen rechten Quadranten zu lenken, um diese emotionale Verarbeitung besser zu aktivieren, schreiben die Psychologen.
Thomas sagte, dass die Aktivierung der rechten Gehirnhälfte auch mit einer überlegenen visuospatialen Verarbeitung vereinbar ist, die eine gründlichere Erforschung abstrakter Kunstwerke fördern würde.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: James Cook Universität; Acta Psychologica (2018). DOI: 10.1016/j.actpsy.2017.12.008