Schlafunterbrechungen und die Stimmung

Schlafunterbrechungen verschlechtern Stimmung mehr als Schlafmangel

01.11.2015 Eine Studie der Johns Hopkins Universität zeigt, dass mehrmaliges Erwachen während der Nacht der positiven Stimmung eines Menschen abträglicher ist als diesselbe Schlafdauer ohne Unterbrechungen.

Die Forscher untersuchten 62 gesunde Männer und Frauen und unterzogen sie zufällig drei Schlafexperimenten in einem Schlaflabor: Drei aufeinander folgende Nächte wurde

  1. ein Drittel der Teilnehmer in ihrem Schlaf mehrmals unterbrochen,
  2. bei einem Drittel verzögerten sich die Schlafenszeiten und
  3. ein Drittel durfte normal schlafen.

Positive und negative Stimmung

Die achtmal aufgeweckten Teilnehmer und diejenigen, die später einschliefen zeigten eine ähnlich niedrige positive Stimmung und eine stark ausgeprägte negative Stimmung – gemessen mit einem Standardtest zur Stimmungserfassung. Die Teilnehmer sollten angeben, wie stark sie ihre positiven und negativen Emotionen wie Fröhlichkeit oder Ärger bewerteten.

Aber nach der zweiten Nacht tauchten deutliche Unterschiede auf: Bei den Teilnehmern mit unterbrochenem Schlaf zeigte sich eine Reduktion von 31 Prozent bei der positiven Stimmung, während die Teilnehmer mit verkürzten Schlaf nur eine 12%ige Verschlechterung im Vergleich zum ersten Tag verspürten.

Es gab keine Differenzen bei den negativen Emotionen zwischen den beiden Gruppen an allen drei Tagen, was nahelegt, dass Schlaffragmentation insbesondere der positiven Stimmung abträglich ist.

Erholung durch Schlaf gefährdet

schlafstadien
Bild: Schlafstadien – SWS in III und IV

„Wenn Ihr Schlaf während der Nacht unterbrochen wird, erreichen Sie nicht die verschiedenen Schlafstadien, um die Menge an Slow-Wave-Schlaf zu bekommen, die man zur Erholung braucht“, sagte Studienleiter Patrick Finan.

Obwohl die Studie mit gesunden Teilnehmern mit normalen Schlaferfahrungen durchgeführt wurde, dürften die Ergebnisse wahrscheinlich auch für Personen mit Insomnie gelten.

Häufiges Erwachen während der Nacht ist bei neuen Eltern und Personen mit Bereitschaftsdienst weit verbreitet, sagte Finan in der Zeitschrift Sleep. Er ist auch eines der häufigsten Symptome bei Menschen, die unter Schlaflosigkeit leiden.

Depressive Stimmung ist ein häufiges Symptom von Schlafstörungen, sagt Finan, aber die biologischen Gründe dafür sind weitgehend unverstanden. Zur Untersuchung der Verbindung verwendeten er und sein Team einen Polysomnographie-Test, um bestimmte Gehirn- und Körperfunktionen während des Schlafes zu überwachen.

Kürzere Tiefschlafphasen

Verglichen mit der Kurzschlaf-Gruppe hatten die Teilnehmer mit unterbrochenem Schlaf kürzere Phasen des tiefen langsamwelligen Schlafs (SWS). Der Mangel an ausreichendem SWS zeigte einen statistisch bedeutsamen Zusammenhang mit der Reduktion der positiven Stimmung, sagen die Forscher.

Sie stellten auch fest, dass unterbrochener Schlaf verschiedene Bereiche der positiven Stimmung beeinflusste: Er verringerte nicht nur das Energieniveau, sondern auch Gefühle von Sympathie und Freundlichkeit.

Kumulative Auswirkungen

Weiterhin scheinen sich die Effekte des unterbrochenen Schlafs kumulativ auf die positive Stimmung auszuwirken, denn die Gruppenunterschiede nach der zweiten Nacht setzen sich nach der dritten Nacht fort.

„Sie können sich vorstellen, welche Probleme chronisch Schlafgestörte haben, wenn sie wiederholt nicht ihren Tiefschlaf erreichen“, schloss Finan. Weitere Studien sind aber nötig, um zu verstehen, welche Rolle die Schlafstadien und Nächte der Erholung bei schlafgestörten Menschen spielen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Johns Hopkins Universität, Sleep; Okt. 2015

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