Suizid und Körperwahrnehmung / Körperempfindungen

Studie legt nahe, dass Überlebende von Suizidversuchen eine schlechtere Wahrnehmung der eigenen Körpersignale haben

09.04.2020 Psychologische Suizid-Theorien deuten darauf hin, dass bestimmte Merkmale die Abneigung gegen körperliche Bedrohung verringern und die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, von den Suizidgedanken zur Tat überzugehen.


Bild: Unsplash

Danielle C DeVille vom Laureate Institute for Brain Research, Tulsa, Oklahoma, und Kollegen untersuchten, ob eine abgestumpfte Empfindungsfähigkeit gegenüber körperlichen Signalen (einer schlechteren Körperwahnehmung) mit suizidalen Handlungen (Suizidversuchen) verknüpft ist.

Dazu verglichen sie Personen mit einem Selbstmordversuch in der Vorgeschichte mit einer passenden psychiatrischen Referenzprobe ohne Suizidversuche.

Sie untersuchten die interozeptive Verarbeitung anhand einer Reihe von Aufgaben: Atemanhalten, Aushalten von Kälte und Herzschlagwahrnehmung während und außerhalb funktioneller Magnetresonanztomographie.

Interozeptive Betäubung

Personen mit einem früheren Suizidversuch tolerierten die Herausforderungen beim Atemanhalten und beim Kältetest deutlich länger und zeigten eine geringere Genauigkeit der Herzschlagwahrnehmung als Personen ohne einen vorherigen Selbstmordversuch.

Diese Unterschiede spiegelten sich in einer verminderten Aktivierung der mittleren/posterioren Insula während der Aufmerksamkeit auf die Herzschlagempfindungen wider.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Suizidversuche eine „interozeptive Betäubung“ mit sich bringen, die sich durch eine erhöhte Toleranz gegenüber aversiven Körperempfindungen und eine verminderte Wahrnehmung nicht-aversiver Empfindungen auszeichnet.

Die Psychologen kommen im Fachblatt eLife zu dem Schluss, dass abgestumpftes Interozeptionsverhalten mit suizidalem Verhalten in Verbindung gebracht werden kann.

Suizidgedanken

In der Studie wurde nicht untersucht, ob schon Suizidgedanken einen unabhängigen Einfluss auf die Körperwahrnehmung haben. Auch konnte nicht festgestellt werden, ob angeborene Merkmale einen Einfluss auf die Unterschiede der beteiligten Personen bei den Körperempfindungen hatten oder ob die schlechteren Körperwahrnehmungen eine sich abzeichnende Reaktion widerspiegeln, während die Betroffenen von den Suizidgedanken zum Suizidversuch übergingen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: eLife – DOI: 10.7554/eLife.51593

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