Zwangsstörung: Medikamente, Medikation

Forschung/News zur Medikation

Liste

  • Die am häufigsten verwendeten Medikamente sind Antidepressiva – insbesondere die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI).
  • Clomipramin, ein Medikament aus der Klasse der trizyklischen Antidepressiva scheint ebenso wie SSRI zu wirken, hat aber mehr Nebenwirkungen.
  • SSRI sind eine Zweitlinientherapie bei Erwachsenen mit Zwangsstörung mit leichter funktioneller Beeinträchtigung und First-Line-Behandlung für Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Beeinträchtigung.
  • Auch Antipsychotika werden bei Zwangsneurosen eingesetzt, wenn die Patienten nicht auf SSRI ansprechen. So kommen die atypischen Neuroleptika Risperidon, Quetiapin, Olanzapin und Aripiprazol (als Zusatzbehandlung)

Konfrontationstherapeutische vs. neuroleptische Behandlung bei Zwangsstörung

24.09.2013 Eine neue Studie zeigt, dass Patienten mit Zwangsstörung ihren Zustand verbessern, wenn sie intensive „Konfrontationstherapie“ mit einem Antidepressivum verbinden, statt dass sie eine häufig verschriebene Kombination zweier Medikamente einnehmen.

Besser Expositionstherapie statt Risperidon/Risperdal

Patienten mit Zwangsstörungen (auch Zwangsneurosen oder Zwangserkrankungen genannt), die Antidepressiva nehmen und weiterhin Symptome haben, sollten eine Konfrontationstherapie versuchen (bevor sie ein weiteres Medikament, z.B. Risperidon, Handelsname Risperdal, einnehmen), sagt Studienautorin Dr. Helen Blair Simpson, Professorin für klinische Psychiatrie an der Universität von Columbia.

„Wenn Risperidon eingesetzt wird, sollten Kliniker wissen, dass es wahrscheinlich nur wenigen Patienten helfen wird, und das Medikament sollte abgesetzt werden, wenn es keinen offensichtlichen Nutzen gibt“, sagte sie.

Psychiater verordnen Zwangsgestörten oft Antidepressiva namens Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, wie Prozac, Paxil und andere. Aber die helfen ihnen oft nicht (genug).

Deswegen wird oft Risperidon (Markenname Risperdal) verschrieben. In einigen Fällen verschreiben Psychiater es zusätzlich zu den Antidepressiva, weil sie annehmen, es hilft Patienten mit Zwangsstörungen. Obwohl es ein antipsychotisches Medikament (atypisches Neuroleptikum) ist, wird es bei einer Vielzahl psychischer Störungen verschrieben.

Konfrontationstherapie/Expositionstherapie

Konfrontationstherapie vs. Antipsychotikum bei Zwangsstörung

Konfrontationstherapie (auch Expositionstherapie genannt) ist eine nicht-medikamentöse Behandlungsform (genauer eine Technik aus der Verhaltenstherapie), die Menschen mit Zwangsverhalten hilft, ihre Ängste zu überwinden, indem sie sie den Dingen aussetzt, die ihnen Furcht einflößen.

Die neue Studie wollte herausfinden, ob die Medikamentenkombination funktioniert, und ob sie besser als Antidepressiva und Konfrontationstherapie ist.

In fünf Jahren (bis 2012) erhielten 100 erwachsene Zwangsstörungspatienten (alle nahmen bereits Antidepressiva ein) entweder zusätzlich Risperidon oder ein Placebo oder 17 Sitzungen (2x pro Woche) Konfrontationstherapie. Vierzehn Patienten fielen aus; es blieben 86 insgesamt.

Antidepressivum + Risperidon versus Antidepressivum + Konfrontationsbehandlung

Nach zwei Monaten zeigten 43 % der Patienten, die Konfrontationstherapie plus ein Antidepressivum bekamen, nur noch minimale Symptome der Zwangsstörung, verglichen mit 13 Prozent, die Risperidon zusätzlich erhielten, und 5 Prozent, die ein Placebo bekamen.

Nebenwirkungen traten bei jenen, die Risperidon einnahmen, am häufigsten auf.

Paul Salkovskis, Spezialist für Zwangsneurosen und Professor für klinische Psychologie und angewandte Forschung an der Universität von Bath in England, lobte die Studie und sagte, dass die Befunde bestätigen, dass Risperidon Patienten mit Zwangsstörungen nicht hilft, während Konfrontationstherapie und kognitive Verhaltenstherapie „wesentliche Wirkungen zeigen“.
Quelle: Universität Columbia, Sept. 2013

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