Koffein und die Psyche

Koffein und die Psyche

Die Psyche stimulierend

News aus der Forschung zum Koffein

Der koffeinierte Kaffee als Wachmacher: ein Placebo?

24.08.2017 Koffein, ein weit verbreitetes Stimulans und ‚Aufputschmittel‘ am Morgen, zeigt in einer neuen Studie, dass es die Geschmacksknospen vorübergehend abschwächt, so dass Lebensmittel und Getränke weniger süß scheinen.

Mächtiger Antagonist von Adenosinrezeptoren

Koffein ist ein mächtiger Antagonist von Adenosinrezeptoren, die Entspannung und Schläfrigkeit fördern. Die Unterdrückung der Rezeptoren scheint einen zwar ‚wacher‘ zu machen, verringert aber die Fähigkeit, Süßes zu schmecken, wodurch – ironischerweise – das Verlangen nach Süßem verstärkt wird, schreiben die Studienautoren.

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Bild: MasterTux

Wenn man Kaffee trinkt, verändert sich also die Wahrnehmung des Geschmacks – so lange wie der Effekt anhält. Nach dem Trinken eines koffeinhaltigen Kaffees oder anderer koffeinhaltiger Getränke, nimmt man wahrscheinlich auch das Essen anders wahr, schreiben die Studienautoren Robin Dando, Ezen Choo und Benjamin Picket von der Cornell Universität im Journal of Food Science.

Stärkeres Verlangem nach Süßem

In der verblindeten Studie trank eine Gruppe entkoffeinierten Kaffee mit 200 Milligramm Koffein in einem Labor-Setting: also eine ’normale‘ Tasse Kaffee. Das Stimulans wurde hinzugefügt, um den Kaffee dieser Gruppe im Einklang mit realen Mengen an Koffein zu bringen. Die andere Gruppe trank nur den entkoffeinierten Kaffee. Beide Gruppen fügten Zucker hinzu.

Die Personen, die den koffeinhaltigen Kaffee tranken, bewerteten ihn als weniger süß und hatten ein größeres Verlangen nach Süßem.

In einem zweiten Teil der Studie bewerteten die Teilnehmer ihre Wachheit / Wachsamkeit und die Menge an Koffein in ihrem Kaffee.

Es zeigte sich, dass alle Teilnehmer über die gleiche Erhöhung der Wachsamkeit nach dem Trinken einer Tasse Kaffee berichteten, ganz gleich, ob sie koffeinhaltigen oder entkoffeinierten Kaffee getrunken hatten. Die Teilnehmer konnten auch nicht sagen, ob sie den entkoffeinierten oder den koffeinhaltigen getrunken hatten.

Der Morgenkaffee: Placebo oder konditionierende Wirkung

Die Forscher denken, dass es ein Placebo oder eine konditionierende Wirkung bei der simplen Handlung des Trinkens von Kaffee geben könnte, sagte Dando. Man denke an den Hund von Pavlov.

Dem Trinken von Kaffee – mit dem Aroma und dem Geschmack – folgt in der Regel eine erhöhte Wachheit, so dass die Teilnehmer sich auch dann wacher fühlten, wenn das Koffein nicht im Kaffee war, sagte Dando.

Was wichtig zu sein scheint, ist die Handlung, den Kaffee zu trinken, sagte Dando. Allein der Gedanke daran, dass man etwas getan hat, um sich wacher zu fühlen, gibt einem schließlich das Gefühl der Wachheit.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Cornell Universität; Journal of Food Science – DOI: 10.1111/1750-3841.13836; Aug. 2017

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