Von Mäusen und Menschen mit Schokoladen-Craving
Eine neue Studie stellt fest, dass der Reiz / die Versuchung durch Schokolade erstaunlich sein kann: Mäuse mit einem großen Verlangen (Craving) nach Schokolade tolerieren Elektroschocks, um ihre Schokoladen-Ration zu bekommen … vom Zwang, Schokolade essen zu müssen.
Rossella Ventura und ihr Forscherteam von der Santa Lucia Foundation, Rom, Italien, untersuchten die Verbindung zwischen Stress und zwanghafter Nahrungsuche.
„Wir verwendeten ein neues Modell des zwanghaften Verhaltens, um zu testen, ob eine vorherige stressende Erfahrung von Hunger eine angepasste Reaktion außer Kraft setzt, um eine gewisse Art Nahrung – in diesem Fall Schokolade – zu vermeiden“, sagte Ventura.
Ventura und ihre Kollegen trainierten zuerst gut genährte Mäuse und verhungernde Mäuse, Schokolade in einer Kammer zu suchen, anstatt in eine leere Kammer zu gehen. Dann fügten sie der Kammer, die die Schokolade enthielt, einen leichten Elektroschock hinzu.
Zwanghaftes Essen von Schokolade
Nicht überraschend: Die gut genährten Tiere vermieden das süße Vergnügen. Jedoch, Mäuse, die zuvor hungern mussten, bevor ihnen erlaubt wurde, sich ihr Normalgewicht anzufressen, widerstanden der Konditionierung und fuhren fort nach Schokolade zu suchen, trotz der schmerzhaften Folgen.
Dies ist ein Indiz für zwanghaftes Verhalten, und die Forscher behaupten, dass dies zu zwanghafter Nahrungssuche in Anbetracht negativer Folgen bei Menschen passt.
Die Studie ist in der Zeitschrift BMC Neuroscience herausgegeben worden.
Quelle: BMC Neuroscience, Feb. 2010
Kognitive Defusion: Hilfe für Schokoladensüchtige
13.03.2017 Laut einer in Appetite veröffentlichten Studie der Flinders Universität gibt es einfache Techniken, um die Schokoladensucht mancher Menschen einzudämmen.
Selbstachtsamkeit
Selbstachtsamkeit kann eingesetzt werden, um sich des Cravings nach Schokolade zu erwehren oder diese Gedanken gänzlich aus dem Kopf zu bekommen, sagt Studienautorin Sophie Schumacher vom Fachbereich Psychologie.
Wenn das Problem angegangen wird, sobald es in den Gedanken auftaucht – insbesondere, wenn man noch nicht hungrig ist – dann ist es viel leichter damit umzugehen, als damit zu warten, bis das Verlangen nach Schokolade oder anderen Süßigkeiten überhand genommen hat, sagte sie.
Wenn man sich bei Beginn der intrusiven Gedanken z.B. einen Spaziergang im Wald vorstellt, kann das schon ausreichen, diese aufdringlichen Gedanken abzuschwächen. Mit einiger Übung lässt sich eine automatische Selbstablenkung einrichten, die beim Auftauchen von Gedanken an Schokolade sofort einsetzt.
Zwei Stadien des Schokoladencravings
Schokoladensucht – eine der häufigsten Gelüste in den westlichen Gesellschaften – tritt wie andere Cravings in zwei Stadien auf:
- die anfängliche Phase mit intrusiven Gedanken (ausgelöst durch Umweltreize, wie z.B. Bilder, Werbung) und
- die nachfolgende Erweiterung (in der lebhafte Bilder das Verlangen beharrlich und anhaltend werden lassen).
Elaborierte Intrusionstheorie des Verlangens
Bild: Alexander Stein
Die Studie überprüfte eine psychologische Theorie namens elaborate-intrusion theory (elaborierte Intrusionstheorie des Verlangens: Wenn Umgebungen reichlich, billig und sehr schmackhaft Nahrungsquellen bieten, führt dies zu anhaltender Überernährung und damit Fettleibigkeit), und ob zwei Techniken – kognitive Defusion und geleitete Imagination – das Schokoladencraving reduzieren können.
Kognitive Defusion soll dafür sorgen, dass man die eigenen Gedanken (Intrusionen) nicht mehr so wörtlich / ernst nimmt; es zu einer Auflösung der Identifikation mit sprachlichen Prozessen kommt.
Kognitive Defusion
Zwei Gruppen junger Frauen wurden getestet: eine Kontrollgruppe und eine Gruppe von Frauen, die ihre Schokoladensucht einschränken wollte.
Kognitive Defusion zielt auf das erste Stadium des Cravings, oder wenn die Gedanken an Schokolade zuerst auftauchen, und übernimmt schnell die Initiative, sich selbst von diesen Gedanken zu distanzieren – und sie als etwas zu sehen, dem Handlungen nicht notwendigerweise folgen müssen.
Die Psychologen stellten fest, dass kognitive Defusion die Aufdringlichkeit der Gedanken, die Lebhaftigkeit der Bilder vorher, und die Intensität des Cravings sowohl für die allgemeine Testgruppe als auch für diejenigen reduzierte, die ihre Schokoladensucht und ihren Schokoladenkonsum reduzieren wollten.
Geleitete Imagination
Die Technik der geleiteten Imagination nimmt das zweite Stadium des Verlangens ins Visier: Wenn wir anfangen uns vorzustellen, die Schokolade in den Fingern zu halten, und wie sie aussieht, riecht und schmeckt – und ersetzt sie diese Vorstellung durch ein anderes Bild – zum Beispiel, einem kühlen, freundlichen Platz im Wald oder an einem einsamen Strand.
Auch die geleitete Imagination verringerte die Schokoladen-bezogenen Gedanken, Intrusivität, Lebendigkeit und Intensität des Verlangens nach den Schokoladen-Crackern bei den schokoladensüchtigen Frauen, aber nicht in der Kontrollgruppe.
Es gab keine Gruppenunterschiede beim Schokoladenkonsum.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Flinders Universität, Appetite – DOI: 10.1016/j.appet.2017.02.012; März 2017
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Ich finde es schade, dass Schokoladensucht nicht offiziell als Sucht anerkannt ist und demzufolge auch keine passenden Therapien angeboten werden, die von der GKV bezahlt werden. Dabei ist der Schaden am Ende viel größer, wenn jahrzehntelang Schokolade im Übermaß verspeist wurde. Bei Alkohol und Zigaretten hingegen wird sofort anerkannt, dass es Drogen sind, und die Süchtigen werden mit ihrem Problem ernstgenommen und nicht bloß als willensschwach alleingelassen.