Tanorexie und psychische Erkrankungen
02.03.2014 Extremes Sonnenbaden bzw. Bräunen im Sonnenstudio (Tanorexie) kann auf psychische Probleme (Psychische Erkrankungen) hinweisen wie Zwangsstörung oder Dysmorphophobie (Körperdysmorphe Störung), laut einer aktuellen Studie.
Lisham Ashrafioun von der Bowling Green State University und Erin E. Bonar, Ph.D. von der Universität Michigan ließen in ihrer Studie zum Thema Tanning addiction and psychopathology (Tanorexie/Bräunungssucht und Psychopathologie) 533 Studenten Fragebögen ausfüllen. Die Autoren versuchten Merkmale und Zusammenhänge problematischen Bräunens und Tanorexie herauszufinden.
31% der Teilnehmer erfüllten die Kriterien für Bräunungssucht, 12% für ein problematisches Bräunungsverhalten.
Die Befunde ergaben, dass
- problematisches Bräunen und Bräunungssucht in Zusammenhang mit dem Geschlecht standen: Frauen waren häufiger betroffen,
- häufiger mit Zwangsstörungen und
- körperdysmorpher Störung auftraten.
Am stärksten auf ein problematisches Bräunungsverhalten und Tanorexie wies die Häufigkeit des Bräunens im letzten Monat hin.
Die Ergebnisse legen nahe, dass viele Menschen, die sich exzessiv Bräunen auch erhebliche psychische Probleme haben. Jedoch ist weitere Forschung nötig, um zwanghaftes, problematisches Bräunungsverhalten, die Häufigkeiten, Zusammenhänge und Risikofaktoren (genauer) zu charakterisieren, sagten die Forscher.
Quelle: Journal of the American Academy of Dermatology, Universitäten Bowling Green State und Michigan, Feb. 2014
Bräunungssucht mit anderen Süchten verbunden
19.04.2017 Trotz der bekannten Gefahren bei der Exposition gegenüber ultraviolettem Licht nehmen viele Menschen weiterhin ausgiebige Sonnenbäder und benutzen Sonnenbänke, wobei einige dieser Personen eine Abhängigkeit vom Bräunen entwickeln – die sogenannte Tanorexie.
Eine neue im Fachblatt Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology veröffentlichte Studie der Yale Universität zeigt, dass die Bräunungssucht auch mit anderen suchtbildenden – auch nicht substanzgebundenen – Verhaltensweisen verknüpft ist.
Alkoholabhängigkeit
Die Studie befragte 499 Menschen, die zuvor ein Sonnenbad genommen oder eine Sonnenbank benutzt hatten, und zeigt, dass Tanorektiker ein sechsfach erhöhtes Risiko für eine Alkoholabhängigkeit und eine dreimal so hohe Wahrscheinlichkeit für eine Saisonale Affektive Störung (SAD) hatten, schreibt Studienautorin Brenda Cartmel.
Zugrundeliegende Mechanismen
Die zugrundeliegenden Mechanismen für die Abhängigkeit vom UV-Licht sind noch nicht klar. Laut anderen Studien liegt das biologische Grundprinzip für die Tanorexie darin, dass die Exposition gegenüber Sonnenlicht auf eine Produktion von sowohl Melanin als auch Endorphin hinausläuft, sagte Cartmel.
Sportsucht
Sie schreibt weiter, dass es eine andere interessante vorläufige Entdeckung gab: Bräunungssüchtige waren mit einer fünfmal höheren Wahrscheinlichkeit auch sportsüchtig. Sie sagte, dass es jedoch zu früh sei, um die Bedeutung festzulegen. Sportsucht (auch exzessives oder pathologisches Sporttreiben oder Fitnesssucht genannt) selbst sei wirklich noch nicht gut erforscht worden, sagte sie.
Eine Hypothese hinter der Entdeckung ist, dass Menschen übermäßig Sport treiben, weil sie großen Wert auf ihr Äußeres legen, und sie glauben, dass eine braune Haut ihre äußere Erscheinung verbessert.
Möglicherweise haben diese Personen aber auch eher eine ausgeprägtere suchtgefährdete oder risikobereitere Persönlichkeit. Wenn man eine Form von Abhängigkeit hat, sind andere Süchte wahrscheinlicher, sagte Cartmel.
Yale-Forscher haben zuvor eine starke Verbindung zwischen dem Bräunen auf der Sonnenbank und Basalzellkarzinom entdeckt, einer bösartigen Krebserkrankung der Haut, die sich aus den basalen Schichten der Epidermis und den Haarfollikel entwickelt.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Yale Universität, Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology – DOI: 10.1111/jdv.14138; März 2017
Persönlichkeitsmerkmale und demographische Faktoren
07.04.2018 Neues Screening-Tool zur Diagnose der Bräunungssucht entwickelt: Eine neu entwickelte Skala kann tanorektische Patienten ermitteln – Menschen, die süchtig nach Sonnenbaden bzw. dem Bräunen im Solarstudio sind – laut einer im British Journal of Dermatology veröffentlichten Studie.
Screening auf Abhängigkeit
Dr. Cecilie Schou Andreassen vom Fachbereich Psychologie der Universität Bergen und ihre Kollegen entwickelten eine neue siebenteilige Bräunungssucht-Skala – einen Test, der auf den Kriterien grundsätzlicher Abhängigkeit basiert.
Die Skala wurde online an einer Querschnittsstichprobe von 23.537 Erwachsenen zusammen mit einer Einschätzung der demographischen Faktoren; dem Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit; und Symptomen von Zwangsstörungen, Angststörungen und Depressionen eingesetzt.
Frauen; alleinstehende Menschen
Die Psychologen fanden heraus, dass eher Frauen und alleinstehende Menschen der Stichprobe bräunungssüchtig waren.
Persönlichkeitseigenschaften und psychische Störungen
Persönlichkeitsmerkmale und psychische Störungen, die mit Tanorexie positiv zusammenhingen, waren die Charaktermerkmale Extraversion und Neurotizismus, sowie die psychischen Erkrankungen Angststörungen und Zwangsstörungen.
Die Abhängigkeit vom Bräunen stand außerdem im umgekehrten Zusammenhang mit Bildungsniveau, Intellekt, Offenheit und Depression: D.h., tanorektische Personen hatten eher eine geringere Bildung, einen geringeren IQ, waren weniger offen und waren eher nicht depressiv.
Die neue Skala – die Bergen Tanning Addiction Scale – zeigte gute psychometrische Eigenschaften und ist der erste Test, der die Bräunungssucht vollständig in einem zeitgemäßen Suchtrahmen konzeptualisiert, schreiben die Psychologen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Bergen; British Journal of Dermatology – DOI: 10.1111/bjd.16480