Videospielsucht / Computerspielsucht

Videospielsucht / Computerspielsucht

Psychische Störungen: Impulskontrollverluststörungen

Forschungsberichte und News zur Computerspielabhängigkeit (Videospielsucht, Computerspielsucht).

Keine psychische Krankheit zur Zeit

Wie erwartet änderte der amerikanische medizinische Verband seine Meinung und entschied, dass sie nicht empfehlen würden, “Videospielsucht” als eine ernste psychische Krankheit wie Schizophrenie oder Depression zu betrachten. Stattdessen empfahlen sie in der Angelegenheit, dass das Thema weiterer Studien würdig sei.

Sie rückten damit von ihrer eigenen vorherigen Empfehlung ab, nachdem psychologische Gesundheits- und Suchtexperten aufschrien, die die frühere Empfehlung kritisierten.

“Es ist nichts hier, was Spielen von Videospielen in die Nähe von Alkoholismus oder anderen Substanz-Missbrauchsstörungen bringen könnte. Es liegt einfach kein komplexer physiologischer Krankheitsstatus vor, und es sollte auch nicht das Wort Sucht hinzugefügt und benutzt werden”, sagte Dr. Stuart Gitlow von der amerikanischen Gesellschaft für Suchtmedizin und der Mt Sinai School of Medicine in New York.

Angelegenheit fürs nächste DSM

Das Komitee schlug stattdessen vor, dass der amerikanische psychiatrische Verband die ‘Computerspielsucht’-Angelegenheit bearbeiten und für die nächste Revision des diagnostischen und statistischen Handbuchs DSM der psychischen Krankheiten zu berücksichtigen.

Normalerweise werden Störungen, die weitere Studien erfordern, in eine spezielle Forschungskategorie des diagnostischen Handbuchs eingeordnet, und es wird Forschern so ermöglicht sich über mögliche Symptomkriterien für Diagnosen auszutauschen und zu einigen.

Keine Kriterien für ‘Computerspielsucht’

Weil “Videospielsucht” keine anerkannte Störung ist, gibt es auch keine definierten Kriterien von Symptomen für dieses Problem. Und, obwohl einige Medien berichten, dass bis zu 10% der Videospieler / Computerspieler an dieser ‘Krankheit’ ohne vereinbarte diagnostische Kriterien leiden können, basieren solche Schätzungen nur auf qualitativ schlechter Forschung.

Dr. Louis Kraus von der amerikanischen Akademie der Kinder und Jugendpsychiatrie und Psychiater am Rush University Medical Center sagte, dass noch nicht klar ist, ob Computerspiele bzw. Videospiele suchterzeugend sind.

“Es ist nicht unbedingt eine Ursache-Wirkung-Angelegenheit. Es kann bestimmte Kinder geben, die etwas Zwanghaftes dabei zeigen…wir wissen es aber nicht”, sagte er in einem Interview.

Vernetzt fürs Spielen: Hyperkonnektivität in den Gehirnen von Computerspielabhängigen entdeckt

03.01.2016 Gehirnscans von fast 200 Heranwachsenden zeigen, dass die Gehirne von zwanghaften bzw. spielsüchtigen Computerspielern eine andere Vernetzung aufweisen.

Computerspielabhängige (im DSM V taucht auch zum 1. Mal die Forschungsdiagnose Internet Gaming Disorder auf) spielen zwanghaft Computerspiele (auch Videospiele genannt), oft in einem Ausmaß, dass Ernährung und Schlaf hintenangestellt wird.

Salienz-Netzwerk

Die Studie der Universitäten Utah, USA, und Chung-Ang, South Korea, berichtet, dass bestimmte mit der audiovisuellen Verarbeitung beschäftigte Netzwerke im Gehirn von männlichen Heranwachsenden mit der Störung eher eine verbesserte Koordination mit dem sogenannten Salienz-Netzwerk aufzeigen.

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Die Aufgabe des Salienz-Netzes ist, die Aufmerksamkeit auf wichtige Ereignisse zu richten, um die Einleitung sofortiger Maßnahmen zu unterstützen.

In einem Videospiel kann die verbesserte Koordination helfen, schneller auf einen Angriff zu reagieren. Und im realen Leben kann so schneller z.B. auf einen Ball reagiert werden, der vor das Auto springt, oder auf eine unbekannte Stimme in einem überfüllten Zimmer.

Hyperkonnektivität

Hyperkonnektivität zwischen diesen Gehirnnetzwerken kann zu einer robusteren Fähigkeit führen, die Aufmerksamkeit auf Ziele zu richten und neuartige Informationen in der Umgebung zu erkennen, sagte Studienautor Jeffrey Anderson in der Zeitschrift Addiction Biology.

Diese Veränderungen können tatsächlich zu einer verbesserten Denkweise führen. In nachfolgenden Tests soll untersucht werden, ob die Jungen mit diesen Gehirndifferenzen auch besser bei Leistungstests abschneiden.

Psychiatrische Komorbidität

Ein problematischer Befund ist die Koordination zwischen zwei Gehirnregionen, dem dorsolateralen präfrontalem Cortex und der tempoparietalen Verbindung, die stärker ist als bei nicht spielabhängigen Personen. Wenn diese Netze zu stark zusammenhängen, kann es die Ablenkbarkeit erhöhen, sagte Anderson.

Dieselbe Veränderung kann bei Patienten mit neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Down-Syndrom und Autismus, und auch bei Menschen mit schlechter Impulskontrolle (Impulskontrollverlust-Störung) beobachtet werden. Derzeit ist aber nicht bekannt, ob anhaltendes Spielen am Computer die Neuverknüpfung des Gehirns verursacht oder ob Menschen, die andere Netzwerke haben, eher zu Videospielen hingezogen werden.

In dieser Studie scannten die Forscher mit Hilfe von Magnetresonanztomographie über 106 Jungen im Alter zwischen 10 und 19 Jahren, die wegen Computerspielabhängigkeit (Internet Gaming Disorder) Hilfe suchten.

Die Gehirnscans wurden mit denen von 80 Jungen ohne die Störung verglichen und für verschiedene Regionen analysiert, die simultan aktiviert wurden, während sich die Teilnehmer im Ruhezustand befanden. Je häufiger zwei Gehirnregionen zur gleichen Zeit aktiviert wurden, desto stärker ist die funktionelle Konnektivität.

Erhöhte Konnektivität zwischen bestimmten Hirnregionen

Das Team analysierte die Aktivität in 25 Gehirnregion-Paaren; 300 Kombinationen insgesamt. Insbesondere hatten die computerspielsüchtigen Jungen statistisch bedeutsame, funktionelle Verbindungen zwischen den folgenden Gehirnregion-Paaren:

  • Auditiver Cortex (Hörzentrum) – motorischer Cortex (Bewegung)
  • Auditiver Cortex (Hörzentrum) – supplementär-motorisches Areal (Bewegung)
  • Auditiver Cortex (Hörzentrum) – anteriorer cingulärer Cortex (Salienz-Netzwerk)
  • Frontales Augenfeld (Sehen) – anteriorer cingulärer Cortex (Salienz-Netzwerk)
  • Frontales Augenfeld (Sehen) – anteriore Insula (Salienz-Netzwerk)
  • Dorsolateraler präfrontaler Kortex – temporoparietale Verbindung.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitäten Utah, USA, und Chung-Ang, South Korea, Addiction Biology; Dez. 2015

WHO macht Computerspielsucht im ICD-11 zur psychischen Erkrankung

28.12.2017 In den 80’er gab es das “Pac-Man-Fieber”, aber es hat bis heute gedauert, bis die Weltgesundheitsorganisation offiziell feststellte, dass das Spielen von Videospielen / Computerspielen oft auch zu einer psychischen Störung führen kann.

ICD-11

Die WHO plant, den Begriff “Gaming Disorder” (also Spielstörung – im Deutschen durch Computerspielabhängigkeit, Videospielsucht oder Computerspielsucht bezeichnet) in ihre offizielle Liste der Krankheiten im Jahr 2018 aufzunehmen, so ein Entwurf der Internationalen Klassifikation der Krankheiten 2018 – d.h. in der neuen Auflage der ICD-11, die im Mai 2018 erscheint.

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Bild: Tomasz Mikolajczyk

Die WHO-Beschreibung dieser Gaming Disorder besagt, dass die Betroffenen durch ein Muster anhaltenden oder wiederkehrenden Spielverhaltens von Online- oder Offline-Spielen gekennzeichnet sind, entweder auf digitalen Geräten wie Smartphones oder offline auf Computern bzw. Videospielkonsolen.

Nach der Beschreibung der WHO könnten Sie ein Problem haben, wenn Ihre Symptome eine beeinträchtigte Kontrolle über Ihr Spiel beinhalten – Sie können einfach nicht aufhören zu spielen. Gerade jetzt sehnen Sie sich nach einer Runde mit World of Warcraft, Playerunknown’s Battlegrounds oder Divinity: Original Sin 2, die Millionen von Spielern in diesem Moment spielen, und Sie fühlen sich ausgeschlossen. Dies könnte ein wichtiges Warnsignal sein.

Oder, Sie geben dem Spielen von Videospielen eine erhöhte Priorität bis zu dem Punkt, an dem das Spielen Vorrang über andere vorherige Freizeit- und Lebensinteressen und täglichen Aktivitäten wie Essen, Schlafen und soziale Kontakte hat.

Und, die Fortsetzung und Eskalation des Spielens geht weiter, selbst nachdem Sie negative Konsequenzen erleiden, wie z.B., dass Sie Ihre Arbeit verlieren, weil Sie z.B. während der Arbeitszeit spielen oder dauernd aufgrund nächtlichen Durchspielens verspätet auf der Arbeit erscheinen, oder dass Sie Ihren Lebenspartner oder bisherige Freunde verlieren, weil Sie einfach nicht präsent genug sind.

Anerkennung als psychische Krankheit

Die Klassifizierung der WHO bedeutet, dass Ärzte und Versicherungen Spielstörungen als Krankheit anerkennen können.
Die klinische Beschreibung der WHO enthält keine Präventions- oder Behandlungsmöglichkeiten.

Die diagnostischen Fragen zur Diagnose von Computerspielabhängigkeit beinhalten die gleichen Fragen wie zur Feststellung von Alkoholabhängigkeit: Wenn Sie sich stark mit den vier Fragen identifizieren, könnten Sie ein Problem haben und es wird empfohlen, das Spielen mit dem Computer zu reduzieren oder psychologische Hilfe aufzusuchen:

  • Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, dass Sie Ihr Spielen reduzieren sollten?
  • Haben andere Menschen Sie verärgert, indem sie Ihr Spielen kritisiert haben?
  • Haben Sie sich jemals schlecht oder schuldig wegen Ihres Spielens gefühlt?
  • Sind Videospiele / Computerspiele normalerweise das erste, woran Sie morgens denken, wenn Sie aufwachen?

© PSYLEX.de – Quellenangabe: WHO; Dez. 2017

ICD 11: Zwanghafte Nutzung von Video- und Computerspielen nun eine psychische Erkrankung

18.06.2018 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt, dass einige besessene Spieler von Videospielen wirklich unter einer Sucht leiden könnten.

In ihrer neuesten Revision ihres am Montag erschienenen Handbuchs zur Klassifikation von Krankheiten (ICD 11) verkündet die U.N.-Gesundheitsbehörde, dass das zwanghafte Spielen von Computer- bzw. Videospielen nun als psychische Erkrankung gilt.

Gaming Disorder

Die Aussage bestätigte die Befürchtungen einiger Eltern, veranlasste aber Kritiker zu warnen, dass sie möglicherweise zu viele junge Computerspiel-Spieler stigmatisieren könnte.

Die WHO sagt, dass die Einstufung der “Gaming Disorder” (auch als Online-Spielsucht, Videospiel-Abhängigkeit, Computerspielabhängigkeit bekannt) als eigenständige psychische Störung Regierungen, Familien und Gesundheitspersonal helfen wird, wachsamer zu sein und bereit, die Risiken zu erkennen.

Häufigkeit / Prävalenz

Die Behörde und andere Experten bemerken, dass Fälle der Erkrankung immer noch sehr selten sind, wobei nicht mehr als 3 Prozent aller Spieler von der Sucht betroffen sein werden.

Dr. Shekhar Saxena, Direktor der WHO-Abteilung für psychische Gesundheit und Drogenmissbrauch, sagte, die Organisation akzeptierte den Antrag, dass Gaming Disorder als ein neues Problem auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse aufgeführt werden sollte, zusätzlich zu “der Notwendigkeit und der Nachfrage nach Behandlung in vielen Teilen der Welt”.

Seien Sie auf der Hut

Saxena sagte, dass Eltern und Freunde von Videospiel-Fans ein potenziell schädliches psychisches Problem im Hinterkopf behalten sollten.

“Seien Sie auf der Hut”, sagte er und bemerkte, dass Bedenken und Sorgen geäußert werden sollten, wenn die Spielsucht die Oberhand im Leben des Betroffenen zu gewinnen scheint.

Wenn Computerspiele das Alltagsleben und die Leistungen der betroffenen Person stören – ob es die Schule bzw. das Lernen ist, ob es die sozialen Kontakte betrifft, ob es die Arbeit ist – dann muss man vorsichtig sein und vielleicht psychologische Hilfe suchen, sagte er.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: WHO

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