Definition
Definition: Apathie bezeichnet eine Teilnahmslosigkeit, die z.B. bei fortgeschrittener Demenz ( Alzheimer, vaskulärer Demenz, Lewy-Body-Demenz, frontotemporaler Demenz, oder auch bei psychischen Störungen wie Schizophrenie, Depression, Autismus, Anorexia nervosa, Hospitalismus und Frontalhirnsyndrom, sowie bei Hypothyreose und Infektionskrankheiten (Tollwut) auftreten kann.
Symptome
Die Symptome der Apathie sind z.B.:
- Gefühllosigkeit,
- Gleichgültigkeit,
- Teilnahmlosigkeit,
- Stumpfheit und Empfinden von Sinnlosigkeit,
- Antriebsverlust,
- Motivationsverlust etc.
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809: Die Apathie, die Gefühllosigkeit; derjenige Zustand, in welchem man keiner Leidenschaften fähig oder von allen Leidenschaften frei und los ist. Die Stoiker behaupten, dass die Apathie eine wesentliche Eigenschaft eines weisen Mannes sei.
Pierer’s Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857: Apathie, Gefühllosigkeit; der höchste Grad von Trägheit od. Phlegma eines lebenden Wesens, in welchem jede Einwirkung einen ungewöhnlich geringen Eindruck macht u. eine eben solche Rückwirkung hervorruft. Faulheit, Dummheit od. Erschöpfung nach Krankheiten (z.B. Krampfanfällen) sind die Quellen der Apathie.
Gehirnstruktur: Wurzel für Apathie?
16.11.2015 Neurowissenschaftler der Oxford Universität untersuchten die Apathie von 40 Freiwilligen; die in der Zeitschrift Cerebral Cortex veröffentlichten Ergebnisse legen nahe, dass bei manchen als ‚faul‘ oder ‚träge‘ wahrgenommenen Menschen es nicht an der Einstellung liegt, sondern eine biologische Ursache verantwortlich ist.
Unterschiede im Gehirn
Masud Husain – Professor für Neurologie und kognitive Neurowisschenschaft – und Kollegen untersuchten junge motivierte und apathische Menschen auf eventuell vorhandene Unterschiede im Gehirn.
Bild: Gerd Altmann
Er erklärt: ‚Wir wissen, dass in einigen Fällen Menschen – zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder bei der Alzheimer-Krankheit – pathologisch apathisch werden können. Viele dieser Patienten können physisch leistungsfähig sein. Doch können sie so demotiviert werden, dass sie sich nicht mal um sich kümmern, obwohl sie nicht depressiv sind.
Durch die Untersuchung gesunder Menschen wollten wir herausfinden, ob es Unterschiede in ihren Gehirnen gibt, die unser Verständnis über Apathie verbessern könnten.‘
Dazu füllten die Teilnehmer einen Fragebogen aus, der ihre Motivation erfassen sollte. Sie wurden dann darum gebeten, ein Spiel zu spielen, in dem sie Angebote machen würden, bei denen unterschiedliche Belohnungen durch körperliche Anstrengungen erreicht wurden.
Nicht überraschend: Angebote mit hohen Belohnungen, die geringe Anstrengungen erforderten, waren sehr begehrt, während geringe Belohnungen, die hohe Bemühungen erforderten, weniger beliebt waren.
Während die Freiwilligen das Spiel in einem MRT-Scanner spielten, untersuchten die Forscher ihre Gehirne und es tauchte ein überraschender Befund auf.
Erhöhte Gehirnaktivität
Obwohl apathische Menschen weniger wahrscheinlich aufwendige Angebote akzeptierten, zeigte ein Bereich ihres Gehirns tatsächlich mehr Aktivität als bei motivierten Personen. Der prämotorische Kortex ist eine Schlüsselregion für das Ausüben von Handlungen. Sie wird aktiv kurz bevor die Bereiche des Gehirns aktiv werden, die unsere Bewegung kontrollieren. Paradoxerweise war sie bei apathischeren Menschen aktiver, wenn sie sich entschlossen, ein Angebot annehmen zu wollen, als es bei motivierteren Menschen der Fall war.
Geringere Effizienz
Masud Husain sagte: ‚Wir erwarteten weniger Aktivität zu sehen, weil sie weniger wahrscheinlich aufwendigere Optionen akzeptierten, aber wir fanden das Gegenteil. Wir nahmen deshalb an, dass dies aufgrund einer weniger effizienten Gehirnstruktur geschieht, so dass apathische Menschen sich mehr anstrengen müssten, Entscheidungen in Taten umzusetzen.
Mit dem Gehirnscanner stellten die Wissenschaftler fest, dass die Verbindungen im vorderen Teil des Gehirns von apathischen Menschen weniger effektiv sind.
Das Gehirn braucht etwa ein Fünftel der Energie, die man jeden Tag verbrennt, sagte er. Wenn es mehr Energie benötigt, um eine Tat zu planen, wird es kostspieliger für apathische Menschen, etwas umzusetzen. Ihr Gehirn muss sich mehr anstrengen.
Biologische Grundlage
‚Soweit wir wissen, ist dies das erste Mal, dass irgendjemand eine biologische Grundlage für Apathie bei gesunden Menschen gefunden hat. Es erklärt nicht die Apathie bei jedem Menschen, aber durch dieses bessere Verständnis, werden bessere Behandlungen entwickelt werden können bei pathologischen Erkrankungen mit extremer Apathie.
Teamkollegin Dr. Raliza Stoyanova sagte: Der Mangel an Motivation kann einem selbst das Erreichen einfachster Ziele schwer machen; z.B. die erforderlichen Medikamente zu nehmen ist ein Merkmal einiger psychiatrischer und neurologischer Störungen, aber variiert natürlich auch innerhalb der gesunden Bevölkerung. Wenig ist bekannt über die biologischen Grundlagen der Apathie; diese Studie ist ein Anfang.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Oxford Universität, Cerebral Cortex; Nov. 2015
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