Mit Phantom-Vibrations-Syndrom und Phantom-Klingel-Syndrom werden Phantom-Kommunikationserlebnisse von Smartphonebesitzern bzw. Mobiltelefonnutzern bezeichnet, bei denen ein Vibrieren bzw. Klingeln (oder Signaltöne) gehört werden, obwohl dieses objektiv nicht ausgelöst wurde. Es handelt sich dabei um eine Wahrnehmung ohne nachweisbaren externen Stimulus, und ist psychologisch deshalb eine Halluzination.
Diese Syndrome sind scheinbar weit verbreitet und werden häufig berichtet. Etwa 70% bis knapp 90% (je nach Forschungsstudie) der Mobiltelefonnutzer berichten über Erlebnisse mit Phantom-Klingeln oder Phantom-Vibrationen).
Phantomklingeln, Phantomvibrationen mit Smartphone-Abhängigkeit verbunden
Die Halluzinationen der Smartphone-Junkies
25.01.2017 Wahrscheinlich haben Sie es schon mal gefühlt oder gehört: Vibrationen, Summen oder Klingeln aus Ihrer Tasche. Sie glaubten, eine Nachricht ist auf Ihrem Telefon eingetroffen, aber als Sie nachschauten, war der Bildschirm leer. Tritt dies häufiger auf, nennt man es Phantom-Vibrations-Syndrom bzw. Phantom-Klingel-Syndrom.
Phantom-Kommunikationserfahrungen
Die Forscher nennen sie „Phantom-Kommunikationserfahrungen“ und der Wissenschaftler Daniel Kruger von der Universität Michigan konnte die Häufigkeit dieser Phantom-Vibrationen mit der Mobiltelefon-Abhängigkeit einer Person verknüpfen.
Bild: Jan Vasek
Die Ergebnisse könnten mit dazu beitragen, dass Smartphone- bzw. Handysucht oder die psychologische Abhängigkeit von technischen Geräten in das Diagnostische und Statistische Handbuch der psychischen Störungen (DSM) aufgenommen wird. Einige Forscher versuchten diese Abhängigkeit bereits 2013 in das Manual einzubringen, scheiterten aber.
Hypersensitivität auf Belohnungsstimuli
Wenn man süchtig oder abhängig ist, kann man ein Phänomen feststellen, bei dem man hypersensitiv auf die mit dem belohnenden Stimulus verbundenden Reize reagiert, sagte Kruger. Diese Studie legt nahe, dass Menschen eine echte Abhängigkeit, Sucht nach der Mobiltelefon- / Smartphone-Nutzung entwickeln können, schreibt er im Fachmagazin Computers in Human Behavior.
In der Studie wurden 766 Studenten (384 Frauen) mit dem Ten Item Personality Inventory hinsichtlich Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität bzw. Neurotizismus bewertet.
Die Studenten wurden dann gefragt, ob sie schon Phantomvibrationen, Phantomklingeln oder Phantom-Benachrichtigungen von ihren Smartphones bemerkt hätten, und wenn ja, wie oft.
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Die Teilnehmer wurden auch über die Mobile Phone Problem Use Scale hinsichtlich ihrer Emotionen zur Telefon-Nutzung befragt: z.B., ob sie ihre Smartphones schon benutzt hätten, um sich besser zu fühlen; mit anderen übers Handy gesprochen hätten, weil sie sich isoliert fühlten; und ob sie sich schon ängstlich oder unsicher gefühlt hätten, wenn sie ihr Smartphone nicht benutzen durften oder konnten.
Handysucht und Phantomerlebnisse korrelierten deutlich
Selbstberichtete Symptome der Handy-Abhängigkeit sagten sehr deutlich die Häufigkeit von Phantom-Erlebnissen wie Klingeln, Vibrationen etc. voraus und beeinflussten die Beziehungen zwischen Persönlichkeitsfaktoren, Alter und Geschlecht der Teilnehmer und der Häufigkeit der Phantom-Kommunikationserlebnisse.
Die Resultate zeigten auch, dass die gewissenhafteren und emotional stabileren Teilnehmer über weniger Abhängigkeitssymptome von der Telefonnutzung berichteten. Frauen, jüngere Teilnehmer, sowie Personen mit einer geringeren Gewissenhaftigkeit und stärker ausgeprägten emotionalen Instabilität (Neurotizismus) demonstrierten eine stärkere Suchtsymptomatik.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität von Michigan, Computers in Human Behavior – DOI: 10.1016/j.chb.2017.01.017; Jan. 2017
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