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Hirnstudie untersuchte das Stimmenhören (im Kopf)
30.12.2017 Eine neue in eLIFE veröffentlichte Studie des Fachbereichs Psychologie der Universität New South Wales zeigt, dass Selbstgespräche – oder die Stimmen – in unseren Köpfen das gleiche sein kann, wie das laute Aussprechen unserer Gedanken – was erklären helfen dürfte, was es mit dem Stimmenhören bei psychischen Erkrankungen wie der Schizophrenie auf sich hat.
Auditiv-verbale Halluzinationen
Studienautor Professor Thomas Whitford sagt, es wird schon seit langem angenommen, dass diese auditiv-verbalen Halluzinationen durch Anomalien interner Gespräche – unserem stillen inneren Dialog – herrühren.
Diese Studie liefert die Werkzeuge für die Untersuchung dieser eigentlich nicht prüfbaren Annahme, sagt der Psychologie-Professor.
Bild: Gerd Altmann
Frühere Forschungen legen nahe, dass unser Gehirn – wenn wir uns darauf vorbereiten, laut zu sprechen – eine Kopie der Anweisungen erstellt, die an unsere Lippen, den Mund und die Stimmbänder gesendet werden. Dieses Kopie wird als Efferenzkopie bezeichnet (Efferenz: Weiterleitung der Informationen von einer Struktur weg).
Rolle der Efferenzkopie
Es wird an die Region des Gehirns gesendet, die den Schall verarbeitet, um vorherzusagen, was es hören wird. Dies ermöglicht es dem Gehirn, zwischen den vorhersagbaren Lauten, die wir selbst produziert haben, und den weniger vorhersagbaren Lauten, die von anderen Menschen erzeugt werden, zu unterscheiden.
Die Efferenzkopie dämpft die Reaktion des Gehirns auf selbst erzeugte Lautäußerungen und gibt diesen Klängen weniger mentale Ressourcen, weil sie eben vorhersehbar sind, sagt Whitford.
Deshalb können wir uns selbst auch nicht kitzeln. Wenn ich die Sohle meines Fußes reibe, sagt mein Gehirn die Empfindung voraus, die ich fühlen werde, und reagiert nicht besonders stark darauf. Aber wenn jemand anders unerwartet meine Fußsohle berührt, wird genau das gleiche Gefühl unvorhersagbar sein. Die Reaktion des Gehirns ist viel größer und erzeugt ein Kitzel-Gefühl.
Ruft innere Stimme ähnliche Efferenzkopie hervor
Die Studie sollte herausfinden, ob die innere Stimme (im Kopf) – ein innerer mentaler Prozess – eine ähnliche Efferenzkopie hervorruft wie diejenige, die mit der Produktion von gesprochenen Wörtern in Verbindung gebracht wird.
Das Forscherteam entwickelte eine objektive Methode zur Messung der rein psychischen Wirkung der inneren Kommunikation. Konkret bewertete ihre Studie an 42 gesunden Teilnehmern den Grad der Beeinträchtigung der Hirnaktivität durch die Hirnaktivität, die durch tatsächliche Lautäußerungen hervorgerufen wird, mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG).
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Die reine Vorstellung dämpft die Wahrnehmung
Die Psychologen fanden heraus, dass, genau wie bei der gesprochenen Sprache, das bloße Sich-Vorstellen einer Stimme oder eines Klanges die Gehirnaktivität reduziert, was auftrat, wenn die Menschen gleichzeitig dieses Geräusch hörten.
Die Gedanken der Probanden reichten aus, um zu verändern, wie ihr Gehirn Geräusche wahrnahmen. Stellten die Teilnehmer sich Laute vor, schienen diese tatsächlich leiser zu sein.
Durch die Möglichkeit, die Wirkung der inneren Stimmen auf das Gehirn direkt und präzise zu messen, eröffnet diese Forschungsarbeit die Tür zum Verständnis, wie sich die innere Kommunikation bei Menschen mit psychotischen Erkrankungen – wie z.B. Schizophrenie – unterscheiden kann, sagt Whitford.
Wir alle hören Stimmen in unseren Köpfen. Vielleicht entsteht das Problem, wenn unser Gehirn nicht erkennen kann, dass wir diejenigen sind, die sie hervorbringen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: New South Wales; eLife – 10.7554/eLife.28197; Dez. 2017
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