Der Verfolgungswahn ist eine Form der Paranoia und kann Symptom mehrerer psychischer Erkrankungen sein.
Verfolgungswahn kann durch Verhaltenstherapie reduziert werden
30.03.2015 Paranoide Gedanken bzw. Verfolgungswahn bei Menschen mit psychischen Störungen können mit nur sechs Sitzungen kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) verringert werden laut einer neuen klinischen Studie.
Verfolgungswahn beinhaltet unrealistische Vorstellungen bzw. Überzeugungen, dass andere absichtlich versuchen, die unter den paranoiden Gedanken leidende Person zu schädigen oder zu verletzen. Diese schwerwiegende Paranoia ist ein Schlüsselproblem bei vielen psychischen Erkrankungen einschließlich Schizophrenie.
Bild: Gerd Altmann (pixabay)
Die Forscher der Universitäten Southampton, Oxford und Manchester analysierten die Daten von 150 Patienten, die mit Schizophrenie oder einer ähnlichen psychischen Erkrankung diagnostiziert worden waren. Alle hatten schwere Paranoia, die trotz der Behandlung mit Medikamenten bestehen blieb.
Sechs Sitzungen mit kognitiver Verhaltenstherapie
Nur sechs Sitzungen mit kognitiver Verhaltenstherapie, die sich auf die Reduzierung der Sorgen fokussierten, konnten den Schweregrad des Verfolgungswahns reduzieren. Die Patienten waren nach der Therapie sehr viel unbeschwerter und fürchteten sich weniger vor anderen Menschen. Diese Effekte hielten für wenigstens sechs Monate an.
Ein Teilnehmer berichtete: „Der Durchbruch war, dass ich mit Hilfe meines Psychologen fähig war, eine Strategie zu entwickeln. Wenn mich die Ängste, Sorgen packten, sagte ich: ‚Entschuldigt Ängste, ich muss Euch unterbrechen, weil …‘ Ich habe mich zuweilen wegen anderer Menschen gesorgt; dass sie mir Übles antun wollten, aber jetzt kann ich meine Sorgen unterbrechen und etwas anderes tun.“
Professor Daniel Freeman von der Universität Oxford sagte: „Wir wissen, dass Sorgen unglaubwürdige Ideen im Verstand hervorbringen, sie sich dort festsetzen und Ängste entstehen lassen können. Es ist ein Faktor, der Paranoia verursachen kann. Wir haben dieses Wissen in eine neue Behandlung einfliessen lassen. Wenn man den Leuten beibringt, wie man die Sorgen eingrenzen kann, hat dies eine größere Wirkung auf langjährige Ängste gegenüber anderen Menschen. Kurze, gezielte und aktive psychologische Hilfe macht einen wirklichen Unterschied für Patienten mit paranoiden Gedanken aus.“
Paranoide Gedanken kommen häufig vor
Paranoides Denken ist bemerkenswert häufig in der allgemeinen Bevölkerung anzutreffen. Dies ist nicht überraschend, denn wir müssen jeden Tag entscheiden, ob wir jemandem vertrauen oder misstrauen sollten.
Die Ängste können sein: dass andere hinterhältige Gerüchte über einen in die Welt setzen oder über einen lachen, oder können auch die Angst umfassen, dass ein körperlicher Angriff unmittelbar bevorsteht.
Wenn Paranoia einen fest im Griff hat, bekommt man es normalerweise mit Angst, Depression und Isolation zu tun. Wir brauchen einen viel stärkeren Fokus auf Probleme wie den Verfolgungswahn. Diese Studie bietet wirkliche Hoffnung und einen deutlichen Schritt vorwärts, sagte Freeman.
Die Forscher wollen nun die Therapie der Sorgen mit der Behandlung von Faktoren wie Schlafentzug und geringes Selbstwertgefühl verbinden. Sie möchten eine Intervention entwickeln, die vielen Patienten hilft, sich von anhaltenden paranoiden Gedanken frei zu machen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Die Universitäten Southampton, Oxford und Manchester, Lancet Psychiatry; März 2015
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