Chronischer Schwindel (Psychosomatik)

Schwindel durch psychische Störungen, Erkrankungen

06.05.2018 Chronischer Schwindel kann seine Ursache in psychischen Erkrankungen haben oder diese auslösen.

Während die meisten Fälle von chronischem Schwindel von körperlichen Krankheiten herrühren, können psychische Probleme bzw. Störungen Ursache – oder Folge – von chronischem Schwindel sein laut einer in The Journal of the American Osteopathic Association veröffentlichten psychologischen Studie.

Ursachen von chronischen Schwindel

Chronischer Schwindel kann auf eine Reihe von zugrundeliegenden Gesundheitsproblemen zurückzuführen sein, vor allem auf neurologische, vestibuläre (den Gleichgewichtssinn betreffend) und kardiale (das Herz betreffend) Erkrankungen.

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Bild: Gerd Altmann

Patienten, die bereits eine Reihe von Fachärzten aufgesucht haben, ohne eine Diagnose zu bekommen, könnten durch eine psychiatrische bzw. psychosomatische Untersuchung Hilfe bekommen, bemerkten die Studienautoren.

Psychosomatische Zusammenhänge

Die Forscher überprüften veröffentlichte Studien über die Beziehung zwischen psychischen Störungen und Schwindel und stellten fest, dass psychiatrische Erkrankungen – oft im Zusammenhang mit Angst – bei bis zu 15 Prozent der Patienten mit Schwindelgefühlen auftreten.

Nach vestibulären Erkrankungen, die Teile des Innenohrs und des Gehirns beeinflussen, die für die Kontrolle des Gleichgewichts verantwortlich sind, scheinen psychische Krankheiten die zweithäufigste Ursache für chronischen Schwindel zu sein.

Wahrnehmung, Symptome

Einer der Gründe, warum die zugrundeliegende Ursache so schwierig zu diagnostizieren ist, liegt darin, wie Schwindel erlebt wird, und dies kann dramatisch variieren, sagt Zak Kelm, Psychiater an der Ohio State Universität und Hauptautor dieser Studie.

Schwindelgefühle können in verschiedene große Kategorien fallen, darunter

  • Vertigo (Drehschwindel),
  • Presynkop (Beinahe-Ohnmacht) und
  • Ungleichgewicht (Verlieren des Gleichgewichtsgefühl).

Wenn die Beschreibung der Symptome eines Patienten mit einer dieser Kategorien übereinstimmt, sind die Ärzte besser in der Lage, eine genaue Diagnose zu stellen.

Haben Patienten Probleme, ihre Symptome zu beschreiben, oder haben sie mehrere verschiedene Symptome, handelt es sich wahrscheinlich um einen unspezifischen Schwindel, sagt Dr. Kelm. Wenn Ärzte Patienten befragen, die einen allgemeinen oder vagen Schwindel berichten, sollte es ein Hinweis sein, die psychische Gesundheit bzw. psychosomatische Ursachen des Patienten genauer zu untersuchen.

Somatoforme, psychosomatische Wechselbeziehungen

Die Beziehung zwischen Schwindel und psychiatrischen Störungen ist komplex und dynamisch. Manchmal ist es schwierig zu unterscheiden, was Ursache und was Folge ist oder ob das Zusammenspiel wechselseitig ist.

Chronischer subjektiver (oder psychogener) Schwindel

Wissenschaftler versuchen diesen Zusammenhang besser zu verstehen, und haben den Begriff chronischer subjektiver (oder psychogener) Schwindel eingeführt.

Patienten mit dieser Beeinträchtigung empfinden an den meisten Tagen und mehr als drei Monate lang Schwindelgefühle. Sie beschreiben oft über das Gefühl eines schweren Kopfes – wie ein Betrunkenheitsgefühl, oder über Benommenheitsgefühle / sich schwindlig oder aus der Balance gebracht zu fühlen.

Manche haben das Gefühl, dass sich der Boden bewegt, während andere sich distanziert oder weit weg von ihrer Umgebung fühlen. Viele Patienten berichten, dass sich ihre Symptome mit komplexen Reizen verschlechtern, wie z.B. in überfüllten Räumen.

Auftreten mit psychischen Störungen

Laut einer Studie hatte ein Drittel der Patienten mit chronischem subjektiven Schwindel eine primäre Angststörung und keine vorherige vestibuläre Störung oder eine andere körperliche Krankheit, die Schwindel verursachen könnte.

Ein weiteres Drittel hatte zuvor keine psychiatrische Erkrankung, sondern eine vestibuläre Erkrankung, die Angst auslöste.

Das letzte Drittel hatte zuvor eine Angststörung oder eine andere psychische Störung und entwickelte dann eine Krankheit, die Schwindel auslöste. In diesen Fällen verschlechterte sich die bereits bestehende psychische Erkrankung und führte zu chronischem psychogenen Schwindel.

Behandlung, Therapie

In jeder dieser Situationen muss die zugrundeliegende oder daraus resultierende psychiatrische Störung behandelt werden.

Einer der Gründe, warum psychische Gesundheitsprobleme übersehen werden, ist, dass sich viele Ärzte unwohl fühlen, wenn sie den Patienten vorschlagen, dass sie eine psychische Erkrankung haben könnten, sagt Dr. Kelm. Er denkt, wenn man den Patienten nach dessen mentalem Stress fragt und ob er Angst hat, kann das Gespräch für beide Seiten angenehmer sein.

Psychopharmaka

Einmal an einen Psychiater oder Psychotherapeuten verwiesen, haben einige Patienten Erfolg mit kognitiver Verhaltenstherapie; Psychopharmaka scheinen jedoch besonders hilfreich zu sein.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) haben sich als wirksam erwiesen, wobei etwa 50 Prozent der Patienten mit einem SSRI eine vollständige Remission der Symptome und 70 Prozent einen signifikanten Rückgang der Symptome aufweisen.

Die Studienautoren weisen darauf hin, dass ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl die psychische und emotionale Gesundheit des Patienten als auch seine körperliche Gesundheit berücksichtigt, Ärzten helfen kann, schneller an die körperlichen / psychosomatischen Wurzeln zu gelangen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ohio State Universität; The Journal of the American Osteopathic Association (2018). DOI: 10.7556/jaoa.2018.066

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