Transkranielle Rauschstimulation in Kombination mit kognitivem Training zur Behandlung von ADHS
02.08.2023 Eine nicht-invasive Hirnstimulation – sogenannte transkranielle Rauschstrom- oder Rauschstimulation (tRNS) – in Verbindung mit kognitivem Training könnte die Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern deutlich verbessern, so eine neue Forschungsarbeit der Universität Surrey und der Hebrew University of Jerusalem.
In einer klinischen Studie mit 23 nicht-medikamentös behandelten Kindern (sechs bis 12 Jahre alt) mit ADHS wollten die Forscher herausfinden, ob eine neuartige Form der Hirnstimulation, bei der während eines kognitiven Trainings über zwei Elektroden ein leichter elektrischer Strom auf das Gehirn geleitet wird, die Symptome von ADHS verbessern kann.
Nach einem zweiwöchigen Hirnstimulationsprogramm zeigte sich in der Studie bei 55 % der Kinder eine signifikante klinische Verbesserung der ADHS-Symptome, wie von den Eltern berichtet. In der Kontrollgruppe, die während des kognitiven Trainings eine Schein-Gehirnstimulation (Placebo) erhielt, waren es nur 17 %.
Die Studie ergab auch, dass diese Verbesserungen drei Wochen nach Ende der Behandlung anhielten, wobei 64 % über klinisch bedeutsames Ansprechen auf die Behandlungen berichteten. Im Vergleich dazu waren es in der Kontrollgruppe 33 %. Die Studie wurde in der Zeitschrift Translational Psychiatry veröffentlicht.
Professor Roi Cohen Kadosh, Co-Leiter der Studie, Leiter der School of Psychology und Professor für kognitive Neurowissenschaften an der University of Surrey, sagte: „Ich glaube, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft verpflichtet ist, immer wirksamere und länger anhaltende Behandlungen für ADHS zu erforschen und zu entwickeln. Die Ergebnisse unserer Studie deuten darauf hin, dass eine Kombination aus transkranieller Rauschstromstimulation (tRNS), die sich als sicher mit minimalen Nebenwirkungen erwiesen hat, das Potenzial hat, das Leben von Kindern und ihren Familien zu verändern.“
„Die Ergebnisse dieser Proof-of-Concept-Studie sowie frühere Ergebnisse, die wir mit der tRNS erhalten haben, stimmen uns zuversichtlich, dass die nicht-invasive Hirnstimulation in Zukunft eine Alternative zur medikamentösen Behandlung von Kindern darstellen könnte. Unser wichtigster Test werden jedoch die Ergebnisse einer multizentrischen klinischen Studie mit einer größeren Stichprobe sein, die wir bald beginnen werden. Im Erfolgsfall wird dieser Ansatz von der US-amerikanischen Food and Drug Administration als Medizinprodukt zur Behandlung von ADHS zugelassen werden.“
Nach der Behandlung stellte das Forscherteam auch Veränderungen der elektrischen Aktivitätsmuster im Gehirn der Kinder fest, die auch noch nach drei Wochen nach der Behandlung anhielten.
© Psylex.de – Quellenangabe: Transl Psychiatry 13, 271 (2023). https://doi.org/10.1038/s41398-023-02547-7