Als weise geltende Menschen haben bestimmte Eigenschaften

Studie untersuchte die Dimensionen der Wahrnehmung von Weisheit kultur- und länderübergreifend

Als weise geltende Menschen haben bestimmte Eigenschaften

24.08.2024 Was lässt jemanden weise erscheinen? Laut einer neuen Studie betrachten Menschen Weisheit durch die Linse der Anwendung von Wissen und logischem Denken sowie der Berücksichtigung der Gefühle und Wahrnehmungen anderer.

Die Forscher der University of Waterloo untersuchten die zugrundeliegenden und uns leitenden Prinzipien, die wir in der politischen Führung, der Wissenschaft und im täglichen Leben als weise wahrnehmen. Über die verschiedenen Kulturen (12 Länder, 5 Kontinente) hinweg stimmten die Urteile der Teilnehmer in zwei Dimensionen überein: Reflexionsfähigkeit und sozio-emotionales Bewusstsein. Die reflexive Orientierung umfasst Eigenschaften wie logisches Denken, Emotionskontrolle und Anwendung von Wissen. Das sozio-emotionale Bewusstsein umfasst Eigenschaften wie die Beachtung der Gefühle anderer und die Aufmerksamkeit für den sozialen Kontext.

„Zu unserer Überraschung tauchten die beiden Dimensionen in allen von uns untersuchten Kulturregionen auf, und beide wurden mit der expliziten Zuschreibung von Weisheit in Verbindung gebracht“, so Hauptautor Dr. Maksim Rudnev vom Fachbereich Psychologie.

Die Studie gibt Hinweise darauf, wie Menschen auf der ganzen Welt Führungspersönlichkeiten, Pädagogen und andere Personen in einflussreichen Positionen beurteilen, unterstützen und ihnen vertrauen könnten. Ein Beispiel ist, wie die Menschen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und den derzeitigen Präsidenten Joe Biden sehen.

„Obwohl beide Dimensionen der Weisheit zusammenwirken, assoziieren die Menschen Weisheit eher mit der reflexiven Orientierung. Wenn jemand als nicht fähig angesehen wird, zu reflektieren und logisch zu denken, dann wird die wahrgenommene sozio-emotionale Kompetenz und Moral dies nicht kompensieren“, sagte Dr. Igor Grossmann, der leitende Autor und Leiter des Wisdom and Culture Lab an der University of Waterloo. „Das konnte man unmittelbar nach der berüchtigten Präsidentschaftsdebatte zwischen Trump und Biden 2024 sehen: Beide Kandidaten wirkten nicht reflektiert, und doch schien Trump die Debatte gewonnen zu haben, da viele Zuschauer Biden als sozio-emotional wohlmeinend, aber kognitiv schwach wahrnahmen.“

An der Studie nahmen 2.707 Teilnehmer aus 16 sozioökonomisch und kulturell unterschiedlichen Gruppen teil. Sie sollten 10 Personen, darunter Wissenschaftler, Politiker und Lehrer, vor dem Hintergrund einer schwierigen Entscheidung in einem realen Szenario vergleichen, bei dem es keine eindeutige richtige oder falsche Antwort gibt. Die Teilnehmer sollten dann den Grad der Weisheit dieser Personen und ihrer eigenen einschätzen. Die Daten wurden analysiert, um die zugrundeliegenden Dimensionen zu ermitteln, die die Wahrnehmung von Weisheit bei Individuen und zwischen Gruppen bestimmen.

„Interessanterweise schätzten sich unsere Teilnehmer in Bezug auf ihre Reflexionsfähigkeit als weniger weise ein als die meisten Vorbilder, waren aber selbstbewusster, wenn es um sozio-emotionale Eigenschaften ging“, so Rudnev.

„Die Wahrnehmung von Weisheit auf der ganzen Welt zu klären, hat Auswirkungen auf Führung, Bildung und interkulturelle Kommunikation. Es ist der erste Schritt zum Verständnis universeller Prinzipien, wie andere Menschen Weisheit in unterschiedlichen Kontexten wahrnehmen.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Nature Communications, 2024; 15 (1) DOI: 10.1038/s41467-024-50294-0

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