Studie: ADHS geht über die Kernsymptome hinaus und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz
24.05.2024 Neue Forschungsergebnisse haben die weitreichenden Auswirkungen der Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) aufgezeigt. Sie verdeutlichen die Anfälligkeit der psychischen Gesundheit, die Risiken für die körperliche Gesundheit und die Auswirkungen auf die Gesellschaft und unterstreichen die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes für den richtigen Umgang mit dieser Erkrankung.
In einer umfassenden Studie haben Experten der School of Psychology und des Institute of Mental Health der Universität Nottingham in Zusammenarbeit mit der Nottingham Trent University mehr als 125 Studien ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen ein Spektrum von Gesundheits- und Lebensstilrisiken im Zusammenhang mit ADHS auf.
Die in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychiatry veröffentlichte Übersichtsarbeit ist ein entscheidender Schritt zur Verbesserung des Verständnisses und der Behandlung von ADHS und ebnet den Weg für gezieltere Interventionen und bessere Ergebnisse für die Betroffenen, schreiben die Autoren.
Psychische und körperliche Gesundheitsrisiken
Die Studie zeigt eine Reihe von psychischen Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit ADHS auf, darunter Sucht, Suizid, Essstörungen, Stimmungsstörungen und Persönlichkeitsstörungen, was die Bedeutung maßgeschneiderter Maßnahmen für Betroffene unterstreicht.
Der Bericht weist auch auf erhebliche körperliche Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit ADHS hin, wie Fettleibigkeit, Schlafstörungen, Probleme mit der Mundhygiene, Verletzungen und somatische Erkrankungen, was die Notwendigkeit integrierter Versorgungsmodelle unterstreicht.
Zu den drei Hauptsymptomen von ADHS gehören Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit. Die Krankheit betrifft etwa 5 % der Bevölkerung des Vereinigten Königreichs, ein Kind in jedem Klassenzimmer und 3 % der Erwachsenen, und wirkt sich auf alle Aspekte des Lebens, auf das Zuhause, die Ausbildung, die Arbeit, Beziehungen und die Gesundheit aus. Menschen mit ADHS haben ein um 60 % höheres Scheidungsrisiko, ein um 30 % höheres Suizidrisiko und ein um 35 % höheres Risiko für Unfälle.
Auswirkungen auf die Gesellschaft
Die Studie untersuchte nicht nur die individuelle Gesundheit, sondern auch die Auswirkungen auf die Gesellschaft. Sie zeigt die Auswirkungen auf straffälliges Verhalten, Kriminalität, Gewalt, Beschäftigungsprobleme, Bildungsniveau, Lebensqualität, Beziehungen und Risikoverhalten auf.
Dr. Blandine French ist ADHS-Forscherin an der School of Psychology and Institute for Mental Health der Universität Nottingham und leitete die Studie.
„Die in dem Bericht dargestellte ganzheitliche Perspektive unterstreicht die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels im Umgang mit ADHS. Die Notwendigkeit umfassender Betreuungsmodelle, die die psychische und physische Gesundheit sowie gesellschaftliche Faktoren einbeziehen, wird zunehmend erkannt und geht über den engen Fokus auf das Symptommanagement hinaus.“
„Die Integration dieses umfassenden Verständnisses in den ADHS-Diskurs wird als entscheidend für die Entwicklung gezielter Interventionen und die Bereitstellung von Versorgung angesehen.“
„Durch die Annahme eines ganzheitlichen Ansatzes können Beteiligte wie Kliniker, Lehrer oder Eltern besser auf die verschiedenen Herausforderungen eingehen, die ADHS mit sich bringt, und das allgemeine Wohlbefinden der Betroffenen verbessern“, sagt Dr. French.
© Psylex.de – Quellenangabe: Frontiers in Psychiatry (2024). DOI: 10.3389/fpsyt.2024.1343314