- Autismus behandelbar? Zu viele Synapsen durch schlechten Bereinigungsprozess
- Elterntraining kann schwere Verhaltensprobleme bei autistischen Kindern reduzieren
- Gruppentherapie
- Musiktherapie
- Vitamin D
- Wundermittel, falsche Heilsversprechungen
- Zink
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Autismus behandelbar? Zu viele Synapsen durch schlechten Bereinigungsprozess
03.09.2014 Kinder und Jugendliche mit Autismus haben einen trägen ‚Bereinigungsprozess‘ im Gehirn während der Entwicklung im Vergleich mit gesunden Kindern, laut Neurowissenschaftlern des Medical Centers der Columbia Universität (CUMC).
Dieser langsamere Bereinigungsprozess führt zu einem Überschuss an Gehirnsynapsen – den Orten, wo Neuronen sich miteinander verbinden und kommunizieren.
Rapamycin
Die Studie, herausgegeben in der Zeitschrift Neuron, fand auch heraus, dass das Medikament Rapamycin bei Mäusen in der Lage war, eine normale synaptische Bereinigung wiederherzustellen und autistoides Verhalten zu verbessern, sogar nachdem die Symptome schon aufgetaucht waren.
Obwohl Rapamycin Nebenwirkungen hat, die dessen Verwendung bei autistischen Menschen verhindern könnten, legt „die Tatsache, dass wir Veränderungen im Verhalten sehen können, die Möglichkeit einer Behandlung von Autismus nach der Diagnose nahe, wenn wir ein besseres Medikament finden können“, sagte Forscher David Sulzer von der CUMC.
Mehr Synapsen
Während der frühen Kindheit gibt es eine Explosion bei der Synapsenentwicklung besonders in einer mit autistischem Verhalten verbundenen Region im Cortex; im spätem Jugendalter, sind etwa die Hälfte dieser kortikalen Synapsen bereinigt worden. Es ist bekannt, dass Synapsen von vielen mit Autismus verbundenen Genen betroffen sind, und einige Forscher haben die Hypothese aufgestellt, dass Autisten mehr Synapsen vorweisen (s. hier).
In dieser Studie untersuchte Koautor Guomei Tang die Gehirne von Kindern mit Autismus, die an anderen Ursachen gestorben waren. Dreizehn Gehirne von Kindern im Alter zwischen zwei und neun, und dreizehn von autistischen Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 20, sowie 22 Gehirne von Kindern ohne Autismus wurden auf Unterschiede untersucht.
Tang maß die Synapsendichte in einem kleinen Gewebeteil aus jedem Gehirn, indem er die Anzahl der winzigen Spines (Dornen), die von diesen kortikalen Neuronen verzweigen, zählte; jeder Dorn verbindet sich mit einem anderen Neuron durch eine Synapse. In der späten Kindheit, stellte sie fest, hat die Dornendichte auf etwa die Hälfte bei den Kontrollgehirnen abgenommen, aber nur um 16 Prozent in den autistischen Gehirnen.
Defekte Synapsenbereinigung – Autophagie
Die Forscher fanden Anhaltspunkte, was den Bereinigungsdefekt verursacht haben könnte: die Gehirnzellen der autistischen Kinder waren mit alten und beschädigten Teilen gefüllt und zeigten sehr mangelhafte Abbaufunktionen – bekannt als ‚Autophagie‘ (was soviel wie „Selbstessen“ bedeutet) – bei der Zerlegung ihrer Komponenten.
Mit Hilfe eines Mausmodells verfolgten die Forscher den Bereinigungsdefekt bei einem Protein (mTOR genannt). Wenn mTOR hyperaktiv ist, verloren Gehirnzellen einen Großteil ihrer Autophagie-Fähigkeit. Und ohne diese Fähigkeit wurde das Gehirn der Mäuse nur dürftig von zusätzlichen Synapsen bereinigt, stellten die Wissenschaftler fest.
„Während die meisten Leute normalerweise nur daran denken, dass wir neue Synapsen brauchen, um Neues zu lernen“, sagte Sulzer, „ist das Entfernen von ungeeigneten Synapsen genau so wichtig.“
Mögliche Behandlung?
Die Forscher waren in der Lage, eine normale Autophagie und synaptische Bereinigung wiederherzustellen – und autistoides Verhalten bei den Mäusen umzukehren – indem sie sie mit Rapamycin behandelten, einem Medikament das mTOR hemmt. Das Medikament war wirkungsvoll, selbst nachdem sich Symptome entwickelt hatten.
Weil große Mengen an hyperaktiven mTOR auch bei fast allen (dieser) Autismuspatienten vorgefunden wurden, könnten dieselben Prozesse bei autistischen Kindern auftreten.
© PSYLEX.de – Quelle: Columbia University Medical Center / Neuron, August 2014
Elterntraining kann schwere Verhaltensprobleme bei autistischen Kindern reduzieren
07.05.2015 Eltern, die besondere, strukturierte Strategien gelernt haben, um mit Wutanfällen, Aggression, Selbstverletzungen und Nonkonformität umzugehen, kamen mit ihren autistischen Kindern besser zurecht.
Elterntraining und Elternschulung
Autismus wird oft kompliziert durch moderate oder schwere Verhaltensprobleme. Forscher versuchten in einer 24-wöchigen Untersuchung herauszufinden, ob ein Elterntrainingsprogramm die Eltern besser befähigt, mit den Verhaltensauffälligkeiten ihrer autistischen Kinder klarzukommen als eine bloße Elternschulung.
Für die Studie teilten die Forscher der Universitäten von Yale und Emory 80 autistische Kinder im Alter zwischen 3 und 7 mit Verhaltensproblemen und deren Eltern entweder einem 24-wöchigen Elterntrainingsprogramm oder einem 24-wöchigen Elternschulungsprogramm zu.
Verhaltensprobleme
Die Elternschulung bestand aus aktuellen und nützlichen Informationen zu Autismus-Spektrum-Störungen, aber enthielt keine Instruktionen, wie man mit Verhaltensproblemen umgehen kann.
„Das Training von Eltern mit verhaltensgestörten Kindern wurde bereits gut untersucht“, sagte Forscher Denis Sukhodolsky.
„Unsere Studie zeigt, dass das Elterntraining auch bei Verhaltensproblemen wie erhöhter Reizbarkeit und Nonkonformität bei kleinen Kindern mit Autismus hilfreich sein kann.“
Beide Maßnahmen zeigten Wirkung: Das Elterntraining war jedoch der bloßen Elternschulung überlegen. Das Training der Eltern wurde von den Research Units on Behavioral Intervention (RUBI) Autism Network, einem Konsortium zur Entwicklung und Erprobung von Verhaltensinterventionen bei Kindern mit ASD, durchgeführt.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Yale University, Emory University, Journal of the American Medical Association; Mai 2015
Gruppentherapie – soziales Verhalten
12.02.2016 Eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt am Main untersuchte die Wirksamkeit von Gruppentherapie auf die Fähigkeit von 209 autistischen Kindern und Jugendlichen, mit dem (sozialen) Alltagsleben besser fertigzuwerden.
„Oftmals begegnen wir in der klinischen Praxis Kindern und Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störungen, die sich den Kontakt zu Gleichaltrigen wünschen und gleichzeitig jeden Tag erleben, dass sie auf Zurückweisungen stoßen, weil sie viele Verhaltensweisen ihrer Klassenkameraden nicht verstehen können. Und darüber verzweifeln sie“, sagte Studienautorin Professorin Christine Freitag in der Zeitschrift Journal of child psychology and psychiatry.
Einmal in der Woche über ein Vierteljahr nahmen die Heranwachsenden im Alter von 8 bis 18 Jahren an verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie-Sitzungen (in Gruppen von 5-6 Teilnehmern und 2 Therapeuten) teil. Ziel war der Ausbau der sozialen Fähigkeiten bzw. der Versuch, die soziale Reaktivität zu erhöhen. Die Behandlung wurde begleitet von 3 Elternabenden.
Dazu wurden vor und (unmittelbar und 3 Monate) nach der Gruppenintervention die sozialen Fähigkeiten unter Zuhilfenahme des genormten Fragebogens (Skala zur Verbesserung sozialer Reaktivität, SRS) erfasst und mit einer Kontrollgruppe (Warteliste) verglichen.
Laut den Forschern zeigte sich eine signifikante Verbesserung des sozialen Verhaltens in der Therapiegruppe. Noch deutlicher konnten Kinder mit stark ausgeprägten Symptomen und höherem IQ aus der Behandlung Nutzen ziehen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Journal of child psychology and psychiatry; Jan. 2016
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