Closed-Loop-Hirnstimulation lindert Depressionssymptome deutlich

Personalisierte transkranielle Wechselstromstimulation im Closed-Loop-Verfahren zur Behandlung von schweren depressiven Störungen

Closed-Loop-Hirnstimulation lindert Depressionssymptome deutlich

27.08.2024 In einer kleinen Pilotstudie haben Forscher ein neues geschlossenes (closed-loop) System verwendet, um die elektrischen Gehirnmuster einzelner Patienten zu messen und dann diese Muster mit einem schwachen elektrischen Strom zu stimulieren, was zu einer signifikanten Verbesserung der Symptome einer schweren depressiven Störung führte.

Unser Gehirn ist voller Elektrizität, Milliarden von Signalen werden jeden Tag gesendet, ob wir nun Sport treiben, essen, singen, lesen, arbeiten, schlafen oder einfach nur entspannen. Und wenn wir mit unseren Gedanken bei geschlossenen Augen wach sind, dominieren bestimmte elektrische Muster bei 8-12 Hz unser Gehirn. Sie werden Alpha-Oszillationen genannt.

Alphawellen aus dem Gleichgewicht

Bei Menschen, die an einer schweren depressiven Störung leiden, sind diese Alphawellen in der linken und rechten Seite des präfrontalen Cortex oft aus dem Gleichgewicht geraten; die linke Seite ist oft überaktiv, schreiben die Studienautoren.

Was wäre, wenn diese Überaktivität wieder ins Gleichgewicht gebracht werden könnte? Würde das helfen, depressive Symptome zu lindern? Dr. Flavio Frohlich, Professor für Psychiatrie an der University of North Carolina at Chapel Hill School of Medicine, hat bei der Untersuchung dieser Frage Pionierarbeit geleistet und faszinierende Antworten gefunden, während er Patienten bei der Linderung ihrer Depressionssymptome half.

Nun haben Frohlich und seine Kollegen – darunter der langjährige Mitarbeiter Dr. David Rubinow – erstmals ein geschlossenes System entwickelt und erfolgreich getestet, das die individuellen Alpha-Frequenzen einer Person messen und das Gehirn mit einem schwachen elektrischen Wechselstrom stimulieren kann, um die Alpha-Oszillationen ins Gleichgewicht zu bringen.

Closed-Loop-System

In jeder einstündigen Sitzung – an fünf aufeinander folgenden Tagen – konnten die Forscher mit diesem Closed-Loop-System kontinuierlich Alphawellen messen und niedrige Stromstärken verabreichen, um das Gehirn dabei zu unterstützen, seine Alphaschwingungen wieder in Einklang zu bringen.

In einer im American Journal of Psychiatry veröffentlichten Arbeit zeigen die Daten, dass 80 % der 15 Patienten sofort und in den folgenden zwei Wochen eine deutliche Verbesserung ihrer Depressionssymptome erfuhren, wie aus klinischen Standardtests und Selbstauskünften hervorgeht.

In dieser Pilotstudie gab es keine Placebogruppe. Das Frohlich-Labor hat sich jedoch die Finanzierung für eine randomisierte, doppelt verblindete Kontrollstudie mit Frohlichs neuem Closed-Loop-System gesichert.

„Die heutigen Stimulationsparadigmen richten sich meist auf bestimmte neuronale Netzwerke in verschiedenen Hirnregionen und sind nicht darauf ausgelegt, die Struktur der groß angelegten elektrischen Hirnaktivität zu erfassen, die als rhythmische Muster gemessen werden kann, die wir als Netzwerkschwingungen bezeichnen“, so Frohlich, der das Carolina Center for Neurostimulation leitet.

„Wir wussten bereits durch unsere und andere Forschungen, dass die Hirnstimulation die Depressionssymptome verbessern kann, aber die derzeitigen Paradigmen verwenden sechswöchige Behandlungen. Wir haben eine dramatische Verbesserung nach fünf Tagen festgestellt. Unsere Arbeit zeigt, dass die niederenergetische elektrische Hirnstimulation das Potenzial für eine sichere, schnelle Linderung ohne Medikamente hat.“

© Psylex.de – Quellenangabe: American Journal of Psychiatry (2024). DOI: 10.1176/appi.ajp.20230838

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