Höhere kognitive Stimulation am Arbeitsplatz geht mit niedrigeren Spiegeln von Proteinen einher, die die Axonogenese und Synaptogenese im ZNS hemmen
20.08.2021 Menschen mit kognitiv anregenden Tätigkeiten in ihrem Job haben ein geringeres Risiko für eine Demenz im Alter als Menschen mit nicht-stimulierenden Tätigkeiten. Dies geht aus einer in The BMJ veröffentlichten Studie hervor.
Dr. Mika Kivimäki vom University College London und Kollegen führten eine Multikohortenstudie im Vereinigten Königreich, in Europa und in den Vereinigten Staaten durch, um den Zusammenhang zwischen kognitiv stimulierender Arbeit und dem späteren Demenzrisiko zu untersuchen. Es wurden drei Zusammenhänge untersucht: kognitive Stimulation und Demenzrisiko bei 107.896 Teilnehmern; kognitive Stimulation und Proteine bei einer Stichprobe von 2.261 Teilnehmern; und Proteine und Demenzrisiko bei 13.656 Teilnehmern.
Geringeres Demenzrisiko
Die Forscher identifizierten 1.143 Personen mit Demenzrisiko während der erfassten 1,8 Millionen Personenjahren.
Das Demenzrisiko war bei Teilnehmern mit hoher gegenüber niedriger kognitiver Stimulation am Arbeitsplatz geringer (alters- und geschlechtsbereinigte Hazard Ratio: 0,77; 95-Prozent-Konfidenzintervall: 0,65 bis 0,92); diese Verbindung war bei zusätzlicher Anpassung robust (vollständig bereinigte Hazard Ratio: 0,82; 95-Prozent-Konfidenzintervall: 0,68 bis 0,98).
Das Risiko für Demenz war in den ersten 10 Jahren der Nachbeobachtung und ab dem 10. Jahr (Hazard Ratio [95 Prozent Konfidenzintervall]: 0,60 [0,37 bis 0,95] bzw. 0,79 [0,66 bis 0,95]) erhöht.
Axonogenese und Synaptogenese
Eine höhere kognitive Stimulation am Arbeitsplatz war mit niedrigeren Spiegeln von Proteinen verbunden, die die Axonogenese und Synaptogenese (also der Entwicklung von Axonen und Synapsen) des zentralen Nervensystems hemmen: Slit-Homolog 2, Kohlenhydrat-Sulfotransferase 12 und Peptidyl-Glycin-α-amidierende Monooxygenase; diese Proteine sind mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden (vollständig bereinigte Hazard Ratios pro eine Standardabweichung [95 Prozent Konfidenzintervalle]: 1,16 [1,05 bis 1,28], 1,13 [1,00 bis 1,27] bzw. 1,04 [0,97 bis 1,13]).
Ein möglicher Mechanismus für diesen Zusammenhang ist der Befund, dass kognitive Stimulation mit niedrigeren Spiegeln von Plasmaproteinen verbunden ist, die die Axonogenese und Synaptogenese hemmen und das Demenzrisiko im Alter erhöhen könnten, schreiben die Autoren.
© psylex.de – Quellenangabe: BMJ 2021; 374 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.n1804
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