Autismusgene

Autismus-Gene mit höherer Intelligenz verbunden

11.03.2015 Gene, die mit einem größeren Risiko für die Entwicklung von Autismus verbunden sind, scheinen auch mit größerer Intelligenz bei Nicht-Autisten zusammenzuhängen laut einer in Molecular Psychiatry veröffentlichten Studie.

Forscher der Universitäten Edinburgh und Queensland haben neue Belege gefunden, die einen Zusammenhang zwischen genetischen Faktoren für Autismus und den kognitiven Fähigkeiten bei Personen ohne Autismus zeigen.

Autismus und Intelligenz

Die Beziehung zwischen Autismus und Intelligenz ist nicht klar, sagen die Forscher. Obwohl bis zu 70 Prozent der Autisten eine intellektuelle Einschränkung haben, zeigen einige relativ normale oder sogar überdurchschnittliche Intelligenzwerte, sagte das Team.

Die Forscher untersuchten etwa 10.000 Personen aus der Allgemeinbevölkerung Schottlands auf allgemeine kognitive Fähigkeiten und analysierten ihre DNS.

Höherer IQ bei Trägern von Autismusgenen

Das Team stellte fest, dass Teilnehmer, die kein Autismus entwickelten und mit der Störung verbundene genetische Eigenschaften trugen, im Durchschnitt leicht besser bei kognitiven Tests (also Intelligenztests) abschnitten.

Die Forscher fanden weitere Belege für einen Zusammenhang zwischen autismuszugehörigen Genen und Intelligenz, als sie dieselben Tests bei 921 australischen Jugendlichen anwandten.

Studienautor Dr. Toni-Kim Clarke sagte: „Unsere Befunde zeigen, dass genetische Varianten, die das Risiko für Autismus erhöhen mit besseren kognitiven Fähigkeiten bei nicht-autistischen Personen verbunden sind. Da wir langsam zu verstehen beginnen, wie mit Autismus verbundene genetische Varianten auf die Hirnfunktionen wirken, könnte dies auch dazu führen, dass wir etwas mehr über die Natur der autistischen Intelligenz verstehen lernen“.

Professor Nick Martin vom Queensland Institute for Medical Research sagte: „Verbindungen zwischen Autismus und besseren kognitiven Funktionen wurden schon vermutet und sind weit verbreitet durch das „Silicon-Valley-Syndrom“ und Filmen wie „Rainman“ wie auch in populärer Literatur.“

„Diese Studie legt nahe, dass Gene für Autismus ihren Trägern, sofern sie nicht von Autismus betroffen sind, tatsächlich im Durchschnitt einen kleinen intellektuellen Vorzug verleihen können.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Edinburgh, Universität Queensland, Molecular Psychiatry (Nature); März 2015

Was Autisten und Wunderkinder genetisch verbindet

26.04.2015 Forscher der Ohio State University und dem Nationwide Children’s Hospital in Columbus haben die ersten Befunde einer genetischen Verbindung zwischen Hochbegabung und Autismus aufgedeckt.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Wunderkinder ihrer Studie einige der gleichen genetischen Variationen zeigen wie Menschen mit Autismus.

Chromosom 1

Diese gemeinsamen genetischen Marker treten auf Chromosom 1 auf, schreiben die Forscher in der Zeitschrift Human Heredity.

Die Befunde bestätigen die Hypothese der Koautorin Joanne Ruthsatz, dass es eine genetische Verbindung zwischen Hochbegabung und Autismus geben müsse. Sie hatte in einer vorherigen Studie zusammen mit Kollegen festgestellt, dass die Hälfte der damals untersuchten Wunderkinder ein Familienmitglied oder einen Verwandten ersten oder zweiten Grades mit einer Autismusdiagnose hatten.

„Wir wissen jetzt, was Hochbegabung mit Autismus verbindet. Was wir herausfinden wollen, ist, was sie unterscheidet. Wir haben einen starken Verdacht, dass dies eine genetische Komponente sein könnte. Wir werden dies in zukünftigen Studien untersuchen“, sagte sie.

Ruthsatz untersuchte in dieser Studie fünf Wunderkinder und ihre Familien über viele Jahre. Jedes der Kinder hatte überragende Fähigkeiten z.B. in Mathematik oder Musik gezeigt und nationale auch internationale Auszeichnungen erhalten.

Verbindungen in den Familien

Die Forscher nahmen Speichelproben (zur DNS-Bestimmung und zur Sequenzierung) von den Kindern und von vier bis 14 der Familienmitgliedern. Jedes Wunderkind hatte zwischen einem und fünf Familienmitglieder, welche(s) eine Autismus-Spektrum-Diagnose erhalten hatten. Da Autismus relativ selten auftritt, ist dieser Befund eigentlich recht unwahrscheinlich, wenn es nicht diese Ähnlichkeiten in den Genen gäbe.

„Wir fanden einen Hinweis darauf, dass es etwas im Erbgut von Wunderkindern gibt, das dem ihrer Familienmitgliedern mit Autismus ähnlich ist. Es gibt also noch einiges zu erforschen“, sagte Forscher Christopher Bartlett.

Arbeitsgedächtnis der Wunderkinder

In ihrer früheren Arbeit fand Ruthsatz, dass, obwohl Wunderkinder und Autisten besser bei Aufmerksamkeitstests abschnitten als der Durchschnitt, die Wunderkinder die höheren Werte erreichten. Und diese zeigten wirklich überragende Leistungen beim Arbeitsgedächtnis, sagte sie.

„Wir glauben, dass es einige Gene oder Gene für das Arbeitsgedächtnis gibt, die eine Schlüsselrolle spielen könnten beim Hervorbringen von Hochbegabung“, sagte Ruthsatz.

„Wunderkinder scheinen einige Schutzgene zu haben, die sie vor den mit Autismus verbundenen Defiziten bewahren, und sich nur deshalb die Begabung zeigen kann, die man von Genies kennt. Das versuchen wir zu erforschen.“

Aber die Forscher haben noch nicht die exakten Gene oder Mutationen identifizieren können. „Es ist ein guter Anfang, aber es ist erst ein Anfang.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ohio State University, Human Heredity; April 2015

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