Geschlechterunterschiede im Gehirn bei psychischen Erkrankungen

Neue Studie bringt subkortikale Mikrostruktur des Gehirns mit geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der psychischen Gesundheit in Verbindung

Geschlechterunterschiede im Gehirn bei psychischen Erkrankungen

24.07.2024 Ein Team von Neurowissenschaftlern und Verhaltensspezialisten mehrerer US-Institutionen hat in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Neuseeland und Kanada Unterschiede zwischen der Gehirnstruktur von Männern und Frauen in Bereichen festgestellt, die mit der Entscheidungsfindung, der Gedächtnisverarbeitung und dem Umgang mit Emotionen zusammenhängen.

In ihrer in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie verglich die Gruppe mehr als 1.000 Gehirnscans zur Klärung, warum Männer und Frauen anfälliger für unterschiedliche Gehirnerkrankungen sind.

Frühere Forschungen haben gezeigt, dass bei männlichen Kindern dreimal so häufig Autismus als bei weiblichen diagnostiziert wird; auch die Wahrscheinlichkeit, dass bei ihnen ADHS diagnostiziert wird, ist doppelt so hoch. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit für Angst- oder Stimmungsstörungen bei Mädchen / Frauen fast doppelt so hoch wie bei Jungen / Männern.

Fachleute für psychische Erkrankungen fragen sich seit vielen Jahren, warum es diese Unterschiede gibt, und viele vermuten, dass sie auf physische Unterschiede im Gehirn der beiden Geschlechter zurückzuführen sind. Das Forscherteam ist der Ansicht, dass sie Belege für solche Unterschiede gefunden haben könnten.

Um mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede im Gehirn aufzuspüren, richteten die Forscher ihre Aufmerksamkeit auf subkortikale Regionen der grauen Substanz, die von früheren Forschern mit psychischen Störungen in Verbindung gebracht wurden, darunter die Amygdala und der Thalamus. Anschließend analysierten sie MRT-Scans von 1.065 männlichen und weiblichen Gehirnen und suchten nach Unterschieden in der Mikrostruktur des Gehirns, z. B. wie die Zellen dort konzentriert sind, wie sie angeordnet sind oder sogar welche physischen Eigenschaften sie haben.

Das Forscherteam stellte fest, dass es „große, geschlechtsspezifische Unterschiede in den Mikrostrukturen“ gibt. Sie fanden heraus, dass solche Veränderungen auch nach Anpassung an das Alter und die relative Größe der untersuchten Gehirne noch erkennbar waren. Sie fanden auch Diffusionsmetriken in der Amygdala und im Thalamus, von denen sie glauben, dass sie mit psychischen Störungen wie Angststörungen, ADHS, Problemen mit sozialen Fähigkeiten und Depressionen in Verbindung gebracht werden könnten.

Sie schlagen vor, dass weitere Untersuchungen von Diffusions-MRT-Bildern mehr Einblick in geschlechtsspezifische Hirnstörungen geben könnten.

© Psylex.de – Quellenangabe: Proceedings of the National Academy of Sciences (2024). DOI: 10.1073/pnas.2403212121.

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