03.08.2021 Sich im Kopf ein Lied vorzustellen (zu imaginieren) löst eine ähnliche Gehirnaktivität aus wie Momente der Stille in der Musik. Dies geht aus zwei Studien hervor, die kürzlich in JNeurosci veröffentlicht wurden. Die Ergebnisse zeigen, wie das Gehirn weiterhin auf Musik reagiert, auch wenn keine Musik gespielt wird.
Wenn wir Musik hören, versucht das Gehirn vorherzusagen, was als nächstes kommt. Eine überraschende Wendung, wie eine laute Note oder ein disharmonischer Akkord, erhöht die Gehirnaktivität. Es ist jedoch schwierig, das Vorhersagesignal des Gehirns zu isolieren, da es auch auf die eigentliche Sinneserfahrung reagiert.
Guilhem Marion, Giovanni M. Di Liberto and Shihab A. Shamma maßen mit Hilfe von EEG die Gehirnaktivität von Musikern, während sie Bachsche Klaviermelodien hörten oder sich vorstellten. Die Aktivität beim Vorstellen der Musik hatte die entgegengesetzte Polarität wie die Aktivität beim Hören der Musik, d. h. wenn die eine positiv war, war die andere negativ. Die gleiche Art von Aktivität trat in den stillen Momenten der Lieder auf, wenn statistisch gesehen eine Note hätte erklingen können, aber nicht erklungen ist.
Während der Stille und der imaginären Musik gibt es keinen sensorischen Input, so dass diese Aktivität von den Vorhersagen des Gehirns herrührt. Das Forscherteam entschlüsselte auch die Gehirnaktivität, um festzustellen, welches Lied sich jemand vorstellte.
Die Forscher fanden heraus, dass Musik für das Gehirn mehr als eine sensorische Erfahrung ist. Stattdessen macht das Gehirn weiterhin Vorhersagen, auch wenn keine Musik gespielt wird.
© psylex.de – Quellenangabe: Journal of Neuroscience 2 August 2021, JN-RM-0183-21; DOI: https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.0183-21.2021 DOI: 10.1523/JNEUROSCI.0183-21.2021
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