Autisten zeigten kreativere Ideen
02.09.2015 Eine neue Forschungsstudie der Universitäten East Anglia und Stirling hat herausgefunden, dass Menschen mit stark ausgeprägten autistischen Eigenschaften wahrscheinlicher ungewöhnliche kreative Ideen hervorbringen.
Geringere Quantität, dafür höhere Qualität
Die Psychologen Dr Martin Doherty und Dr Catherine Best untersuchten die Beziehung zwischen autistischen Merkmalen und Kreativität. Es zeigte sich, dass Teilnehmer mit stark ausgeprägten autistischen Eigenschaften zwar weniger alternative Lösungen für ein Problem (divergentes Denken) brachten, dafür waren die Ideen origineller und kreativer.
Doherty sagte, Personen mit ausgeprägteren autistischen Eigenschaften zeigten weniger kreative Ideen, dafür haben diese aber eine größere Qualität.
„Man sagt, sie seien in ihrem Denken rigider. Es ist also überraschend, dass sie ungewöhnlichere bzw. seltenere Ideen zeigen. Dieser Unterschied kann also positive Auswirkungen auf kreative Problemlösungen haben“, sagte er in der Zeitschrift Journal of Autism and Developmental Disorders.
Atypische Vorgehensweise
Die Vorgehensweise könnte sich von einer normalen darin unterscheiden, dass sie nicht die typischen Ideen durchgehen, sondern gleich zu den unüblicheren übergehen, führte er weiter aus.
Mit anderen Worten: Die assoziative bzw. gedächtnisbasierte Route für alternative Ideen ist beeinträchtigt, wohingegen die spezifische Fähigkeit unübliche Antworten zu generieren, relativ unbeeinträchtigt oder überlegen ist.
Variation
Catherine Best sagte, es sollte beachtet werden, dass es eine große Variation unter Autisten gibt; einige haben große Probleme ohne Hilfe mit dem Alltagsleben fertig zu werden, während andere weit weniger beeinträchtigt sind. Und ähnlich gibt es Autisten oder Menschen mit autistischen Zügen, die ausgesprochen begabt beim kreativen Lösen von Problemen sind, während andere es nicht sind.
Die Forscher analysierten die Daten von 312 Menschen, deren autistische Eigenschaften über einen anonymen Online-Fragebogen gemessen wurden, und die an einer Reihe von Kreativitättests teilnahmen. 75% der Teilnehmer berichteten von einer Autismusspektrum-Diagnose.
Divergentes Denken
Um divergentes Denken (auch laterales Denken genannt – offene, nicht-systematische und experimentierfreudige Herangehensweise) zu testen, wurden die Teilnehmer gebeten, so viele Alternativverwendungen wie möglich für einen Ziegel oder eine Büroklammer zu generieren.
Ihre Antworten wurden auf Quantität, Detailliertheit und Außergewöhnlichkeit bewertet. Teilnehmer, die vier oder mehr ungewöhnliche Lösungen in der Aufgabe generierten, hatten ein höheres Niveau autistischer Eigenschaften.
Die Teilnehmer wurden auch um Interpretationen für vier abstrakte Zeichnungen gebeten (so viele wie möglich in einer Minute). Das Ergebnis: Je höher die Anzahl der produzierten Ideen, desto geringer schien das Niveau der autistischen Merkmale des Teilnehmers zu sein.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitäten East Anglia und Stirling, Journal of Autism and Developmental Disorders; Sept. 2015