Lyme-Krankheit: Psychische Erkrankungen und Suizidalität

Borreliose (Lyme-Krankheit) erhöht das Risiko für psychische Störungen und Suizid

12.08.2021 In einer neuen Studie berichten US-amerikanische und dänische Forscher, dass mit Borreliose (Lyme-Krankheit) ins Krankenhaus aufgenommene Patienten eine um 28 Prozent höhere Rate an psychischen Erkrankungen aufwiesen und doppelt so häufig einen Suizidversuch unternahmen wie Personen ohne diese Diagnose.

Die in Zusammenarbeit mit der Columbia University und dem Copenhagen Research Centre for Mental Health durchgeführte und im American Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie ist laut den Wissenschaftlern vermutlich die erste große, bevölkerungsbasierte Studie, die den Zusammenhang zwischen Borreliose und psychiatrischen Folgen untersuchte.

Die Studie

Für ihre Studie analysierten die Forscher die Krankenakten von fast 7 Millionen in Dänemark lebenden Menschen über einen Zeitraum von 22 Jahren und verglichen die Daten zur psychischen Gesundheit von Personen, bei denen im Krankenhaus eine Borreliose diagnostiziert worden war, mit der übrigen dänischen Bevölkerung, bei der nie eine Borreliose-Diagnose in das nationale Gesundheitsregister eingetragen worden war.

Patienten, die vor der Borreliose-Diagnose eine psychische Erkrankung oder Suizidalität aufwiesen, wurden von der Analyse ausgeschlossen.

Suizidversuche, psychiatrische bzw. affektive Störungen

Die Analyse ergab, dass Patienten mit Borreliose nicht nur ein höheres Risiko für psychische Störungen und Suizidversuche aufwiesen, sondern auch eine um 42 Prozent höhere Rate an affektiven Störungen wie Depressionen und bipolaren Störungen sowie eine um 75 Prozent höhere Rate an Suizidtoten als Patienten ohne diese Diagnose.

Darüber hinaus war das Auftreten von mehr als einer Borreliose-Episode mit einer höheren Rate an psychischen Erkrankungen, affektiven Störungen und Suizidversuchen verbunden.

Kognitive Störungen nach Borreliose

Mehrere Studien haben auf einen Zusammenhang zwischen Borreliose und kognitiven Störungen Monate bis Jahre nach einer Antibiotikatherapie oder bei Menschen mit unbehandelten Infektionen hingewiesen. In schweren Fällen können Menschen mit Lyme-Borreliose im Spätstadium Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Gedächtnis- und Schlafstörungen sowie schmerzhafte Nervenfunktionsstörungen entwickeln.

Studienautor Dr. Michael Benros betont, dass die meisten Menschen nach einer Borreliose keine schweren psychischen Probleme entwickeln. Während des Studienzeitraums meldeten sich nur 7 Prozent der fast 13.000 Personen mit einer Krankenhausdiagnose von Borreliose bei den Krankenhausärzten und klagten über Symptome, die später als psychische Störungen diagnostiziert wurden.

Kliniker und Patienten sollten sich des Risikos bewusst sein

Die Ergebnisse der Studie, so die Forscher, sind jedoch bezeichnend für einen Trend bei Borreliosefällen, der nicht übersehen werden sollte. Das dänische medizinische Register umfasst nur psychiatrische Diagnosen, die in Krankenhäusern gestellt wurden – nicht von Arztpraxen – und es ist wahrscheinlich, dass die Zahl der Personen mit erstmals auftretenden psychischen Problemen nach einer Infektion viel höher ist, schreiben die Forscher.

© psylex.de – Quellenangabe: American Journal of Psychiatry, 2021; appi.ajp.2021.2 DOI: 10.1176/appi.ajp.2021.20091347

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