Gefühl von Einsamkeit: Risikofaktor für Alzheimer
07.11.2016 Laut einer neuen im Fachblatt JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie der Brigham and Women’s Hospital und der Harvard Medical School, Boston ist selbstberichtete Einsamkeit mit einer Zunahme der kortikalen Amyloid-Werte im Gehirn – das ist ein Marker für vorklinische Alzheimer-Krankheit – verbunden.
Bild: Gerd Altmann
Obwohl bereits in früheren Studien Einsamkeit mit kognitivem und funktionellem Abbau und einem erhöhten Risiko für Demenz bei Alzheimer-Krankheit (AK) in Zusammenhang gebracht werden konnte, gibt es bislang keine belegte Verbindung zwischen Einsamkeit und vorklinischem Alzheimer, schreiben die Studienautoren um Nancy J. Donovan.
Dazu maßen die Wissenschaftler die kortikalen Amyloid-Werte im Gehirn mit Hilfe von bildgebenden Verfahren und setzten einen Einsamkeitstest ein.
An der Studie nahmen 43 Frauen und 36 Männer in einem durchschnittlichen Alter von 76 Jahren teil. 22 (28 Prozent) der Probanden waren Träger eines genetischen Risikofaktors, und 25 (32 Prozent) waren amyloid-positiv laut dem bildgebenden Verfahren. Die durchschnittliche Einsamkeitspunktwerte der Teilnehmer lag bei 5,3 auf einer Skala von drei bis 12.
Erhöhte Amyloid-Werte
Die Forscher stellten deutlich höhere kortikale Amyloid-Werte bei höheren Punktzahlen beim Einsamkeit-Test fest, nachdem auf Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, genetische Risikofaktoren, sozioökonomischer Status, Depression, Angst und soziales Netz kontrolliert worden war.
Teilnehmer in der amyloid-positiven Gruppe wurden mit 7,5-fach größerer Wahrscheinlichkeit eher als einsam klassifiziert (und nicht als nicht-einsam) im Vergleich zu Personen in der amyloid-negativen Gruppe.
Stärkere Verbindung bei Risikogen-Trägern
Die Verbindung zwischen hohen Amyloid-Werten und Einsamkeit war auch stärker bei den Genträgern als bei den Nicht-Trägern der Risikogene laut den Ergebnissen.
Die Befunde weisen auf eine Verbindung zwischen Einsamkeit und Gehirnveränderungen, die mit Prä-Alzheimer bei normalen Erwachsenen verknüpft sind.
Die Studienautoren nehmen an, dass die Studienbefunde auf Einsamkeit als ein neuropsychiatrisches Symptom für vorklinische AK deuten.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Harvard Universität, JAMA Psychiatry – doi:10.1001/jamapsychiatry.2016.2657; Nov. 2016
Weitere Forschungsartikel, News
- Soziale Isolation, Einsamkeit erhöhen Risiko für Gedächtnisverlust. Erforschung der unterschiedlichen Auswirkungen von sozialer Isolation, Einsamkeit und deren Kombination auf das Gedächtnis einer alternden Bevölkerung
- Soziale Isolation: Risikofaktor für Demenz? Geringere Volumina der grauen Substanz in temporalen, frontalen und anderen Regionen bei sozial isolierten Personen
- Sich einsam zu fühlen, erhöht das Risiko für Demenz … zum Artikel
- Soziale Isolation und die Psyche
- Einsamkeit und früher Tod
- Einsamkeit bringt alte Menschen um