Alzheimer und fehlende Krankheitseinsicht

Alzheimer-Krankheit
Anosognosie / fehlende Krankheitseinsicht

Neurologische Erkrankungen – Demenzkrankheiten

Unbewusste Gedächtnisverluste verbunden mit höherem Risiko für Alzheimer-Krankheit

12.10.2017 Machen Sie sich Sorgen darüber, wie schlecht Ihr Gedächtnis in letzter Zeit ist? Dies könnte ein gutes Zeichen sein.

Eine neue kanadische Studie, die im Journal of Clinical Psychiatry veröffentlicht wurde, zeigt, dass Menschen, die sich ihrer Gedächtnisprobleme bewusst sind, weniger wahrscheinlich an Demenz oder Alzheimer erkrankt sind.

Anosognosie

Auf der anderen Seite haben Menschen, die sich ihres Gedächtnisverlustes nicht bewusst sind – eine Erkrankung, die als Anosognosie (fehlende Krankheitseinsicht) bekannt ist – eine höhere Wahrscheinlichkeit, Alzheimer zu entwickeln.

alzheimer-puzzle
Bild: Gerd Altmann

Wenn Patienten sich über Gedächtnisprobleme beklagen, aber ihr Partner oder Pfleger sich nicht übermäßig besorgt zeigen, ist es wahrscheinlich, dass der Gedächtnisverlust an anderen Faktoren – vielleicht Depression oder Angst – liegt, sagt Studienautor Dr. Philip Gerretsen vom Centre for Addiction and Mental Health.

Sie können beruhigt sein, dass sie wahrscheinlich keine Demenz entwickeln, und die anderen Ursachen für Gedächtnisverlust sollten angegangen werden, führt er weiter aus.

In schwereren Fällen jedoch sind Partner oder Pflegekraft diejenigen, die am ehesten besorgt sind, während der Patient sich keiner Gedächtnisprobleme bewusst ist. Bei der Alzheimer-Krankheit ist mangelndes Bewusstsein mit einer höheren Belastung der Pfleger verbunden.

Leichte kognitive Beeinträchtigung

Sowohl das Krankheitsbewusstsein (Anosognosie) als auch der Gedächtnisverlust (die sogenannte leichte kognitive Beeinträchtigung / Störung) können mit Hilfe von Fragebögen objektiv beurteilt werden.

Die Studie, die möglicherweise die größte ihrer Art zum Thema Krankheitsbewusstsein ist, umfasste die Daten von 1.062 Personen im Alter von 55 bis 90 Jahren aus der Alzheimer Disease Neuroimaging Initiative. Darunter befanden sich 191 Alzheimer-Kranke, 499 mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und 372 als Teil der gesunden Vergleichsgruppe.

Hypometabolismus im Gehirn

Die Forscher wollten auch wissen, welche Regionen des Gehirns betroffen sind, wenn ein Patient sich seiner Krankheit nicht bewusst ist. Dazu untersuchten sie die Aufnahme von Glukose durch das Gehirn. Gehirnzellen benötigen Glukose, um zu funktionieren, aber die Glukoseaufnahme ist bei der Alzheimer-Krankheit gestört.

Mit Hilfe von PET (Positronen-Emissions-Tomographie)-Hirnscans zeigte das Forscherteam, dass Personen mit eingeschränktem Krankheitsbewusstsein eine geringere Glukoseaufnahme in bestimmten Hirnregionen (was auf einen eingeschränkten Stoffwechsel – Hypometabolismus – deutet) hatten – insbesondere im posterioren cingulären Cortex und rechten Gyrus angularis, selbst wenn sie andere Faktoren, die typischerweise mit einer Abnahme der Glukoseaufnahme verbunden sind, wie Alter und Grad des Gedächtnisverlustes, berücksichtigten.

In der nächsten Phase dieser Forschung wird Gerretsen ältere Erwachsene mit leichter kognitiver Störung untersuchen, die eine Behandlung zur Prävention der Alzheimer-Demenz erhalten.

In dieser laufenden Studie, die als PACt-MD-Studie bekannt ist, werden Gehirnübungen und Hirnstimulation mit einem leichten elektrischen Strom kombiniert, um Lernen und Gedächtnis zu verbessern.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Centre for Addiction and Mental Health; The Journal of Clinical Psychiatry – DOI: 10.4088/JCP.16m11367; Okt. 2017