Neurologische Erkrankungen und Suizid

Neurologische Erkrankungen und Suizid

Psychologie-Lexikon – Neurologische Krankheiten

Neurologische Erkrankungen sind mit erhöhten Suizidraten verbunden

04.02.2020 Eine in JAMA veröffentlichte Studie zeigt, dass Menschen mit neurologischen Erkrankungen eine 75% höhere Suizidrate haben als Personen ohne neurologische Krankheiten.


Bild: Unsplash

Dennoch sind Suizidtodesfälle auch hier seltene Ereignisse. Während die Selbstmordrate in der Allgemeinbevölkerung bei etwa 20 pro 100.000 Personenjahren liegt, beträgt die Rate bei Menschen mit neurologischen Störungen etwa 40 pro 100.000 Personenjahre.

Die Studie basiert auf Daten, die die gesamte Bevölkerung Dänemarks abdecken und über 37 Jahre der Erfassung beinhalten.

Die Forscher fanden heraus, dass eine von 150 Personen, bei denen eine neurologische Erkrankung diagnostiziert wurde, durch Selbstmord stirbt. Bei schweren neurologischen Erkrankungen wie Huntington starb eine von 61 diagnostizierten Personen durch Suizid.

Diese Studie ist die bisher umfassendste Bewertung der Zusammenhange zwischen neurologischen Erkrankungen und Suizid, schreiben die Wissenschaftler um Annette Erlangsen vom Danish Research Institute for Suicide Prevention (DRISP).

Suizidraten der spezifischen neurologischen Erkrankungen

Die bereinigten Risikoverhältnisse des Auftretens (IRR) von Tod durch Suizid betrugen

  • 4,9 für die amyotrophe Lateralsklerose (d.h. 4,9 mal höher als in der Allgemeinbevölkerung),
  • 4,9 für die Huntington-Krankheit,
  • 2,2 bei Multipler Sklerose,
  • 1,7 bei Kopfverletzungen,
  • 1,3 bei Schlaganfall und
  • 1,7 bei Epilepsie.

Der Zusammenhang variierte je nach Zeit seit der Diagnose mit einer bereinigten IRR für 1 bis 3 Monate von 3,1 und für 10 oder mehr Jahre von 1,5.

Im Vergleich zu Personen, bei denen keine neurologische Erkrankung diagnostiziert wurde, hatten Demenzkranke eine niedrigere bereinigte IRR von 0,8, die im ersten Monat nach der Diagnose jedoch bei 3,0 lag.

Das absolute Suizidrisiko für Menschen mit Huntington-Krankheit betrug 1,6%.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA (2020). DOI: 10.1001/jama.2019.21834

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