Zerebralparese und die Psyche
Neurologische Erkrankungen – Krankheitsbilder
Erwachsene mit Zerebralparese haben ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angst
29.12.2018 Während die Zerebralparese (auch Cerebralparese genannt) als pädiatrische Erkrankung gilt, weil sie sich in der frühen Kindheit entwickelt und diagnostiziert wird, ist sie eine lebenslange Erkrankung, mit der die Mehrheit der Kinder bis ins Erwachsenenalter leben.
Bild: George Hodan
Es gibt wenig Studien über die psychische Gesundheit von Erwachsenen mit Zerebralparese, die durch Störungen des Nervensystems und der Muskulatur im Bereich der willkürlichen Motorik, insbesondere spastische Mischformen und Muskelhypertonie, aber auch durch athetotische oder ataktische Formen charakterisiert ist.
In der aktuellen in JAMA Neurology veröffentlichten Studie von Kimberley J. Smith vom psychologischen Fachbereich der Universität Surrey, Guildford, United Kingdom wurden 1.700 Erwachsene ab 18 Jahren mit Zerebralparese und 5.100 Erwachsene ohne die Erkrankung untersucht.
Die Erwachsenen mit zerebraler Lähmung ohne geistige Behinderung hatten ein höheres Risiko, Depressionen und stärkere Angst bzw. Angstzustände oder sogar Angststörungen zu entwickeln. Die Studie stützte sich auf Diagnosecodes für die Resultate.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Neurology – doi:10.1001/jamaneurol.2018.4147
Prävalenz von psychischen Störungen bei Erwachsenen mit zerebraler Lähmung
06.08.2019 Erwachsene mit zerebraler Lähmung (Zerebralparese oder Cerebralparese – CP) haben eine erhöhte Prävalenz für psychische Störungen laut einer in Annals of Internal Medicine publizierten Forschungsarbeit.
Auftretenshäufigkeit von psychischen Erkrankungen
Daniel G. Whitney vom University of Michigan Depression Center in Ann Arbor und Kollegen untersuchten die Prävalenz (Auftretenshäufigkeit) von psychischen Erkrankungen bei Erwachsenen mit und ohne Zerebralparese anhand der Daten von 8,7 Millionen Erwachsenen, darunter 7.348 Erwachsene mit CP. Die Prävalenz von 37 psychischen Störungen (aus sechs Kategorien) wurde anhand von Diagnosecodes ermittelt.
Die Forscher fanden heraus, dass im Vergleich zu Männern ohne Zerebralparese diejenigen mit CP eine höhere alters-standardisierter Prävalenz haben für
- schizophrene Erkrankungen (2,8 Prozent gegenüber 0,7 Prozent),
- stimmungsaffektive Störungen (19,5 gegenüber 8 Prozent),
- Angststörungen (19,5 gegenüber 11,1 Prozent),
- Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (1,2 gegenüber 0,3 Prozent) sowie
- alkohol- und opioidbedingte Störungen (4,7 gegenüber 3,0 Prozent).
Bei Frauen wurde das gleiche Muster beobachtet. Erwachsene mit Zerebralparese und neuroentwicklungsbedingten Störungen hatten eine ähnliche oder höhere alters-standardisierte Prävalenz der sechs Kategorien von psychischen Erkrankungen im Vergleich zu Erwachsenen mit zerebraler Lähmung allein, mit Ausnahme einer geringeren Prävalenz von alkohol- und opioidbedingten Störungen bei Männern.
Die zunehmende klinische Sensibilisierung für die psychische Gesundheit und Risiken bei Erwachsenen mit Zerebralparese, die Verbesserung der klinischen Screening-Strategien und die Entwicklung effizienter Überweisungsressourcen für psychologische Gesundheitsdienste können dazu beitragen, die Belastung durch psychische bzw. psychiatrische Krankheiten in dieser Bevölkerung zu verringern, schließen die Autoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ann Intern Med. 2019. DOI: 10.7326/M18-3420