Pharmakologisches Neuro-Enhancement
Psychologie-Lexikon
Definition
Unter Neuro-Enhancement (auch Hirndoping genannt) versteht man die gezielte Verbesserung und Erweiterung kognitiver und affektiver Fähigkeiten auf der Grundlage des Verständnisses der ihnen zugrundeliegenden Neurobiologie bei gesunden Menschen ohne psychische Erkrankungen.
Als solche kann man sich einen Oberbegriff vorstellen, der pharmakologische und nicht-pharmakologische Methoden zur Verbesserung der kognitiven, affektiven und motorischen Funktionalität sowie den übergeordneten ethisch-rechtlichen Diskurs, der diese Ziele begleitet, umfasst.
Stimulanzien verbessern nur kurzfristig minimal die Konzentration, reduzieren Schlaf und verschlechtern Arbeitsgedächtnis über Nacht
15.08.2019 Laut einer in Behavioural Brain Research publizierten Neuro-Enhancement-Studie kann die Einnahme eines nicht verschriebenen Psychostimulans die kurzfristige Konzentration einer Person leicht verbessern, aber den Schlaf und die darauf beruhenden mentalen Funktionen – wie beispielsweise das Arbeitsgedächtnis – beeinträchtigen.
Tenzin Tselha von der University of California und Kollegen verwendeten ein doppelblindes, placebokontrolliertes, wiederholtes Messdesign, um die Wirkung der morgendlichen Verabreichung eines häufig verwendeten Stimulans – Dextroamphetamin (DEX, 20 mg) – auf die wiederholte Leistung (am selben Tag und nach einer Nacht) des Arbeitsgedächtnis sowie auf den Schlaf bei gesunden jungen Erwachsenen zu untersuchen.
Kein Nutzen für Arbeitsgedächtnis
Bild: pixabay
Im Vergleich zu Placebo fanden die Neuroforscher keinen Nutzen von Dextroamphetamin auf das Arbeitsgedächtnis am selben Tag. Nach dem Schlaf zeigte die Probanden unter DEX eine schlechtere Leistung als unter Placebo, und die über Nacht erzielte Verbesserung der Leistung in der Placebo-Gruppe fehlte in der Dextroamphetamin-Gruppe.
Darüber hinaus wurde die Schlafqualität durch die Verabreichung des Stimulans negativ beeinflusst.
Es gab ein kleines ‚Neuro-Enhancement‘ (4%) bei den Dextroamphetamin einnehmenden Teilnehmern bei der Aufmerksamkeitsaufgabe 75 Minuten nach der Einnahme im Vergleich zur Placebogruppe. Diese kleine Steigerung war beim 12- und 24-Stunden-Test (nach dem Schlafengehen) nicht mehr zu beobachten.
Zusammenfassend fanden die Wissenschaftler keinen kognitiven Schub (also kein Neuro-Enhancement) durch Psychostimulanzien über den Tag hinweg und eine Hemmung des Arbeitsgedächtnis über Nacht erhöhte sich durch das Stimulans, verglichen mit Placebo.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Behavioural Brain Research – DOI: 10.1016/j.bbr.2019.111940
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