Kontrolle über eigene Gedanken (Psychologie)

Wir haben vielleicht weniger Kontrolle über unsere eigenen Gedanken als bisher angenommen

17.07.2018 Glauben Sie, Sie haben die volle Kontrolle über Ihre Gedanken? Das dürfte nicht der Fall sein laut einer in Frontiers in Psychology publizierten Studie, die untersuchte, wie zu Handlungen führende Gedanken in unser Bewusstsein gelangen.

Sets

Während wir „entscheiden“ können, über bestimmte Dinge nachzudenken, können andere Informationen – einschließlich Aktivitäten, die wir (wie z.B. das Zählen) gelernt haben – in unser Unterbewusstsein dringen und uns veranlassen, über etwas anderes nachzudenken, ob wir wollen oder nicht.

Psychologen nennen diese Dispositionen „Sets“, erklärt Psychologie-Professor und einer der Studienautoren Ezequiel Morsella. Die Wissenschaftler untersuchten, wie diese Sets beeinflussen, woran wir am Ende denken.

Gedankenkontroll-Experimente

Die Psychologen führten zwei Experimente mit Studenten zur Gedankenkontrolle durch.

Im ersten Experiment wurden 35 Teilnehmer gebeten, eine Reihe von Objekten, die ihnen präsentiert wurden, nicht zu zählen. In 90 Prozent der Versuche zählten die Studenten die Objekte unfreiwillig.

denkendes Kind
Bild: Katrin Baustmann

In einem zweiten Experiment wurden den Probanden unterschiedlich gefärbte geometrische Formen präsentiert und ihnen die Möglichkeit gegeben, entweder die Farben zu benennen (ein Set) oder die Formen zu zählen (ein anderes Set).

Obwohl sich die Teilnehmer für eines der beiden Sets entschieden, dachten rund 40 Prozent an beide.

Die Daten stützen die Ansicht, dass, wenn man eine gewünschte Handlung durchführt, bewusste Gedanken über alternative Pläne immer noch den Verstand beschäftigen – oft ununterdrückbar, sagte Morsella.

Zu verstehen, wie Sets funktionieren, könnte Auswirkungen darauf haben, wie wir Informationen aufnehmen – und ob wir uns entscheiden zu handeln oder nicht.

Unser bewusster Geist

Wir betrachten unseren bewussten Geist als privat und isoliert von der Außenwelt, sagt Morsella. Doch unsere „Isolation“ könnte durchlässiger sein, als wir denken.

Unser bewusster Geist ist die Gesamtheit unserer Erfahrungen, eine Art ‚primäre Immobilie‘ im kognitiven Apparat, die sowohl die Entscheidungsfindung als auch das Handeln beeinflusst, sagt der Psychologe.

Die neue Studie des Fachbereichs Psychologie der San Francisco State Universität zeigt, dass es eigentlich ganz einfach ist, Sets in Menschen zu aktivieren und zu beeinflussen, was die „primäre Immobilie“ – also die Gedankenkontrolle – des Gehirns überschreibt.

Die Befunde zeigen, dass Stimuli in der Umwelt sehr wichtig sind, um zu bestimmen, worüber wir am Ende nachdenken, und dass die vielen Auswirkungen eines Aktionsplans, wenn er einmal stark aktiviert wurde, nur schwer überbrückt werden können, sagte Morsella.

Die Ergebnisse der Studie unterstützen Morsellas passive Rahmentheorie, die besagt, dass die meisten Gedanken durch unterschwellige – von uns nicht vollständig kontrollierte – Prozesse in unser Gehirn gelangen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Frontiers in Psychology, 2018; 9 DOI: 10.3389/fpsyg.2018.01017

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