Lügen in verschiedenen Kulturen
Allgemeine Psychologie
Angehörige anderer Kulturen lügen anders als weiße Europäer
08.06.2017 Psychologen haben entdeckt, dass sich die Sprache von Menschen – abhängig vom kulturellen Hintergrund – verändert, wenn sie lügen.
Professor Paul Taylor vom Fachbereich Psychologie der Lancaster Universität schreibt im Fachblatt Royal Society Open Science: Die Wissenschaft weiß schon seit längerem, dass lügende Menschen anders sprechen. Die aktuelle Studie zeige aber, diese Veränderungen sind abhängig von der Kultur aus der der Lügner kommt.
Die Forscher ließen Schwarzafrikaner (aus Äthiopien, Ghana, Mosambik, Nigeria, Staat Eritrea, Republik Kongo und Simbabwe), Südasiaten (aus Bangladesch, Indien und Pakistan), weiße Europäer (aus Bulgarien, Ungarn, Litauen, Polen, Rumänien und Slowakei) und weiße Briten an einer Catch-the-Liar-Aufgabe teilnehmen, in der sie wahre und falsche Aussagen machen sollten.
Nutzung des Personalpronomens
Bild: Gerd Altmann
Die Aussagen der Lügner aus Europa und England benutzten weniger oft das Personalpronomen der ersten Person („Ich“) als Teilnehmer, die die Wahrheit sprachen. Dies ist ein häufiger Befund und man glaubt, der Lügner versucht dadurch, sich von der Lüge zu distanzieren.
Allerdings fanden sie diesen Unterschied nicht bei lügenden schwarzafrikanischen und südasiatischen Teilnehmern. Diese Teilnehmer benutzten sogar häufiger das Personalpronomen der ersten Person und weniger das der dritten Person („er / sie“) – sie versuchten eher, ihre soziale Gruppe von der Lüge zu distanzieren anstatt sich selbst, schreiben die Psychologen.
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Ausschmückung der Lügengeschichte; Detailliertheit
Es gab auch Unterschiede bei den kontextuellen Details. Die weißen europäischen und britischen Teilnehmer folgten dem bekannten Trend, die wahrnehmungsbasierten Informationen zu reduzieren, die sie in ihrer Lüge präsentierten – ihre Geschichten waren weniger detailliert.
Im Gegensatz dazu erhöhten die schwarzafrikanischen und südasiatischen Teilnehmer die perzeptuellen Informationen, die sie beim Lügen von sich gaben (sie erzählten ihre Geschichten ausgeschmückter und detaillierter), um zu kompensieren, dass sie weniger soziale Details von sich gaben.
Forensische Psychologie
Die Ergebnisse zeigen, dass sprachliche Hinweise auf Lüge und Täuschung nicht über alle Kulturen gleich zu werten sind. Die Unterschiede werden von den bekannten kulturellen Unterschieden bei Kognition und sozialen Normen diktiert, sagte Taylor.
Dies hat Auswirkungen auf forensische Risikobewertungen, Diskriminierungsverfahren und der Bewertung von Asylsuchenden, schreiben die Wissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Lancaster Universität, Royal Society Open Science – DOI: 10.1098/rsos.170128; Juni 2017