Wie sehen Häftlinge ihren eigenen moralischen Status
Psychologie-Lexikon
15.01.2014 Realitätsverzerrung durch Dunning-Kruger-Effekt: der Glaube, dass wir uns für besser als unsere Mitmenschen halten, gilt auch für verurteilte Gefangene.
Inhaftierte Menschen glauben nicht, dass sie weniger gesetzestreu sind als der durchschnittliche nicht-inhaftierte Bürger, laut einer neuen Studie der Southampton Universität.
Sie nehmen auch an, dass sie mehr prosoziale Merkmale besitzen – wie Großzügigkeit, Moral und Liebenswürdigkeit – als Nicht-Gefangene.
Die Studie wurde im British Journal of Social Psychology veröffentlicht. Sie untersuchte den ‚besser als der Durchschnitt Effekt‘ (oder auch als Dunning-Kruger-Effekt bekannt), durch den bestimmte Menschen annehmen, dass sie bei bestimmten Eigenschaften bzw. Fähigkeiten besser wären als der durchschnittliche ‚Andere‘.
79 Insassen aus einem Gefängnis in Südengland füllten einen Fragebogen zu neun Merkmalen aus, in dem sie sich selbst mit typischen Häftlingen und durchschnittlichen nicht-inhaftierten Bürgern der Gesellschaft verglichen.
Bei acht dieser Eigenschaften glaubten die Befragten, dass sie Nicht-Gefangenen überlegen waren. Sie stuften sich höher/besser ein bei
- Moral,
- Freundlichkeit,
- Vertrauenswürdigkeit,
- Ehrlichkeit,
- Zuverlässigkeit,
- Mitgefühl,
- Großzügigkeit und
- Selbstkontrolle
Immerhin stuften sie sich bei der Gesetzestreue ’nur‘ auf ein gleich hohes Niveau ein.
Constantine Sedikides, Professor für Sozial- und Persönlichkeitspsychologie sagte dazu: „Sich selbst bei praktisch jedem sozialen Merkmal höher einzustufen, verzerrt die Realitätswahrnehmung bis zum Reißen.“
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Southampton University, Jan. 2014