Gefängnis, Strafvollzug, Haft (Psychologie)

Die Psychologie im Strafvollzug ist ein Teilgebiet der Rechtspsychologie und untersucht, beschäftigt sich mit der Psychologie und der sozialtherapeutischen Behandlung von Straftätern.

Naturfilme können Verhalten von Häftlingen im Strafvollzug verbessern

07.08.2016 Ein neues Experiment unter der Leitung der klinischen Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Patricia H. Hasbach konnte zeigen, dass das Anschauen von Natur-Videos gewalttätiges Verhalten unter Gefängnisinsassen reduzieren kann.

Weniger Aggressionen

Die in Hochsicherheitsgefängnissen einsitzenden Häftlinge des Experiments zeigten ein verringertes Aggressionsniveau nach dem Anschauen der Naturfilme und wurden in der Folgezeit mit geringerer Wahrscheinlichkeit disziplinarisch bestraft als diejenigen, die nicht diese Filme angeschaut hatten laut der auf der jährlichen Convention der American Psychological Association 2016 in Denver publizierten Forschungsarbeit.

Natur gegen Stress

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Bild: Marko Lovric

Wir brauchen die Natur für unser physisches und psychologisches Wohlbefinden, sagte Hasbach. Obwohl der direkte Kontakt mit der realen Natur am wirksamsten ist, haben Studien gezeigt, dass selbst indirekter Kontakt mit der Natur eine vorläufige Linderung des psychologischen Stresses im täglichen Leben bieten kann.

Für die Studie beobachteten Hasbach und ihre Kollegen einen Zellenblock der The Snake River Correctional Institution in Oregon mit 48 Gefangenen. Die Hälfte der Häftlinge schauten Natur-Videos während ihrer vorgesehenen innerhäuslichen Entspannungszeit (drei bis vier Mal pro Woche über ein Jahr).

Die Videos zeigten verschiedene Biome (z.B, Ozean, Wald, Flüsse), Aquarium-Szenen, einen Kamin mit brennenden Scheiten, die Erde vom Weltraum aus gesehen und Flüge durch Wolken. Die anderen Gefangenen durften die Videos nicht ansehen.

Negative Emotionen wurden reduziert

Hasbach sagte, die Umfragen unter den Gefangenen und Fallstudien-Interviews mit den Häftlingen legen nahe, dass negative Emotionen und Verhaltensweisen wie Aggression, Distress, Gereiztheit und Nervosität im Anschluss an die Betrachtung der Videos reduziert wurden und über mehrere Stunden anhielten.

Das Strafvollzugspersonal berichtete in Interviews und schriftlichen Berichten, dass das Anschauen der Filme ein positiver Weg zu sein scheint, gewaltsames Verhalten zu verringern.

Im Verlaufe des Jahres wurden Gefangene, die die Videos ansahen, weniger disziplinarisch bestraft als diejenigen, die es nicht taten.

Weniger Gewalt

Tatsächlich, so berichten die Forscher, war diese Intervention so erfolgreich, dass sie jetzt auch in anderen Bereichen der Strafvollzugsanstalt eingesetzt wird. Das Gefängnispersonal verwendet die Videos auch als gerichtete Interventionen, wenn sie Warnzeichen dafür sehen, dass ein Gefangener ‚durchdrehen‘ könnte.

Gefangene, die die Natur-Videos anschauten, begingen 26 Prozent weniger gewalttätige Übertretungen, sagte Hasbach. Das entspricht etwa 13 gewaltsamen Ereignissen weniger im Laufe eines Jahres, Dies ist eine bedeutende Reduktion unter realen Bedingungen, da fast alle diese Ereignisse auf Verletzungen bei Gefangenen oder Strafvollzugsbeamten hinauslaufen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Psychological Association; August 2016

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