Psychisch Kranke im / ins Gefängnis

Psychische Störungen, Erkrankungen
Gefängnis, Strafvollzug

Klinische Psychologie – psychische Krankheitsbilder – Rechtspsychologie

Psychisch krank durch Gefängnis?

19.01.2013 Psychische Krankheiten kommen häufig unter gegenwärtigen und früheren Insassen von Haftanstalten vor; aber, was weniger klar ist: Verursachen Gefängnisse diese Störungen oder haben die Insassen diese Probleme, bevor sie die Vollzugsanstalt betreten?

Verbindung zwischen Inhaftierung und psychischen Störungen

Eine von Jason Schnittker, außerordentlicher Professor der Soziologie an der Universität von Pennsylvania, mitverfasste Studie zeigt, dass viele der häufigsten psychischen Krankheiten unter früheren Insassen gefunden werden können, wie z.B. Impulskontrollverlust-Störungen, die in Kindheit und Jugend auftauchen und der Inhaftierung vorausgehen.

Es scheint, dass Gefängnis zu psychischen Erkrankungen, wie klinische Depression führen kann, was wichtige Auswirkungen auf die Insassen nach ihrer Freilassung hat.

Die Forscher benutzten in ihrer Studie die Daten vom National Comorbidity Survey Replication (2001 – 2003).

Zusammenhang zwischen Stimmungsstörungen und Inhaftierung

Psychisch krank durch Gefängnis
Quelle:Gefängnis Tongeren Belgien
Tür von innen, Beademung

Ihre Ergebnisse zeigten stabile und langanhaltende Beziehungen zwischen Inhaftierung und psychiatrischen Krankheiten, die die Stimmung negativ beeinflussen, wie z.B. eine Depression.

Diese Bedingungen wiederum sind stark mit anderen Beeinträchtigungen verbunden und schließen eine verminderte Kapazität ein, soziale Beziehungen zu schaffen und sich auf tägliche Aktivitäten einschließlich der Arbeit zu konzentrieren, sagte Schnittker.

Obwohl oft als Folge der Inhaftierung vernachlässigt, könnten affektive Störungen einige der Schwierigkeiten erklären, die frühere Insassen nach der Freilassung erfahren, schreiben die Wissenschaftler.

Am Schluss der Studie schlagen die Forscher vor, dass die Behandlung der psychischen Störungen den früheren Insassen helfen könnte, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern, und sie in den Bemühungen ermutigen, dieses zu erreichen. Obwohl viele frühere Insassen nach ihrer Freilassung wieder auf die Füße kommen wollen, erfahren sie zahlreiche Probleme dabei: einige gesetzliche, einige soziale und einige persönliche.

Depressionen erschweren Resozialisierung

Schnittker sagte: Depressiv zu sein, macht es noch schwieriger diese Hindernisse zu überwinden. Wiedereintritt / Wiedereingliederung erfordert Motivation, und Depression kann sie einem rauben.

Journal of Health and Social Behavior

Kommen psychisch Kranke eher ins Gefängnis?

16.11.2019 Eine in Psychological Medicine veröffentlichte Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen psychiatrischen Diagnosen und zukünftigen Inhaftierungen.

Die Forschung basierte auf Daten von psychologischen Interviews, die in den 1980er Jahren in Israel in einer repräsentativen Stichprobe der erwachsenen Bevölkerung im Alter von 25-34 Jahren durchgeführt wurden.

Daten der Teilnehmer aus der Kohortenstudie wurden mit 30 Jahren Follow-up-Daten des Israel Prison Service zusammengeführt. Dieser einzigartige Datensatz ermöglichte es den Forschern zu untersuchen, wer von den ursprünglich 5.000 u.a. auch zu psychischen Erkrankungen und Persönlichkeitseigenschaften Befragten später ins Gefängnis kam.

Risikofaktoren Drogenmissbrauch, antisoziale Persönlichkeit

Die Studienergebnisse zeigten, dass Drogensüchte und eine antisoziale Persönlichkeit Prädiktoren (Vorhersagevariablen) für die zukünftige Inhaftierung waren, aber dass andere psychiatrische Diagnosen (d.h. Schizophrenie, affektive Störungen wie Depressionen und bipolare Störungen, Angststörungen sowie einige andere psychische Störungen) keine unabhängigen Prädiktoren für die Gefängnisaufnahme waren.

Darüber hinaus wurde der Zusammenhang zwischen der Anzahl und der maximalen Dauer der Inhaftierung von Teilnehmern mit affektiven Störungen, Angststörungen, Drogenmissbrauch, antisozialer Persönlichkeit und “anderen psychiatrischen Diagnosen” untersucht und mit inhaftierten Teilnehmern ohne diagnostizierte psychische Erkrankung verglichen.

Wiederholte Gefängnisaufenthalte; Dauer

Drogenabhängigkeit wurde als signifikanter Risikofaktor für wiederholte Gefängniseinlieferungen festgestellt, antisoziale Persönlichkeit zeigte marginale Bedeutung, während affektive Störungen, Angststörungen und “andere psychiatrische Störungen” keinen Zusammenhang zeigten.

Längere Haftzeiten waren mit Drogenmissbrauch und teilweise mit antisozialer Persönlichkeit verbunden.

Es wurden keine signifikanten Zusammenhänge für affektive Störungen, Angststörungen und “andere psychische Krankheiten” mit längeren Gefängnisaufenthalten festgestellt, schließen die Studienautoren um Sophie D. Walsh von der Abteilung für Kriminologie der Bar-Ilan Universität.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychological Medicine – https://dx.doi.org/10.1017/S0033291719002009

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