Negative Emotionen (Psychologie, Gehirn)

Negative Emotionen (Psychologie, Gehirn)

Emotionspsychologie

Negative Emotionen sind nicht von vornherein nur schlecht; sie sind aber zuerst meistens erstmal unangenehm.

Das Gehirn kann trainiert werden, negative Emotionen zu regulieren

07.01.2016 Eine einfaches Computertrainingsprogramm kann die Verknüpfungen des Gehirns ändern und so Einfluss auf die emotionalen Reaktionen nehmen laut einer Studie der Ben-Gurion University of the Negev.

Die Forscher Dr. Noga Cohen und Prof. Avishai Henik vom Fachbereich für Psychologie scannten in ihrer Studie das Gehirn von 26 gesunden Freiwilligen mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) vor und nach dem mehrfachen Einsatz eines computerisierten Trainingsprogramm.

Während der Trainingseinheiten sollten die Teilnehmer identifizieren, ob ein Pfeil nach rechts oder nach links zeigte, während die Richtung von Pfeilen, die sich rechts und links von ihm befanden, ignoriert werden sollten. Die Forscher führten ein Ruhe-fMRT durch, um die Verbindungen zwischen den Gehirnregionen zu erfassen, während keiner spezifischen Aufgabe gefolgt wurde.

Später führten sie einen Scan während einer Aufgabe durch, bei der die emotionale Reaktivität getestet wurde, während die Teilnehmer versuchen sollten, negativ besetzte Bilder zu ignorieren.

Verringerte Aktivität der Amygdala

Wie erwartet zeigten die Teilnehmer, die die intensivere Version des Trainings absolvierten (aber nicht die anderen Probanden), eine verringerte Aktivierung ihrer Amygdala – eine mit negativen Emotionen (einschließlich Traurigkeit und Angst) – verbundene Gehirnregion.

Außerdem führte die intensive Ausbildung zu einer gesteigerten Konnektivität zwischen der Amygdala und einer Region im frontalem Cortex, die eine Rolle bei der Emotionsregulation spielt, sagte Cohen in der Zeitschrift NeuroImage.

Die Forscher hoffen, dass die gegenwärtige Arbeit wertvolle Hilfe für die Entwicklung wirkungsvoller Interventionen für Menschen mit fehlangepassten emotionalen Verhaltensweisen bringt. Obwohl die Studie mit einer relativ kleinen Anzahl gesunder Teilnehmer durchgeführt und sich auf die kurzfristigen Auswirkungen konzentriert wurde, kann sich das Training für Personen, die unter einer Störung der Emotionsregulation leiden, als wirksam erweisen.

Eine von diesen Autoren vorher durchgeführte Studie konnte zeigen, dass ein ähnliches Training das sich wiederholende Denken (Grübeln) über negative Lebensererfahrungen verringerte.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ben-Gurion University of the Negev, NeuroImage; Jan. 2016

Selbstgeleitete Imaginationsverfahren gegen negative Emotionen verbessern psychisches Wohlbefinden

26.02.2017 Imaginationsverfahren werden häufig in der kognitiven Psychotherapie eingesetzt, um störende mentale Bilder zu verändern und negative Emotionen zu überwinden (z.B. bei PTBS). Eine neue Studie untersuchte, ob Imaginationstechniken bei gesunden Menschen wirksam selbstgeleitet und zu Hause eingesetzt werden können, um das psychische Wohlbefinden zu verbessern.

Es gibt ein großes Interesse solche alltäglichen negativen emotionalen Reaktionen durch imaginatives Training zu bekämpfen, sagte Studienautorin Dr. Svetla Velikova von Smartbrain in Norway. Aber sie sagt auch, dass dies eine schwierige Aufgabe ist und eine flexible Annäherung erfordert. Jeden Tag stehen wir anderen Problemen gegenüber, und ein Therapeut zeigt uns, wie man Themen und Strategien für imaginative Übungen identifiziert.

Einsatz positiver Bilder und imaginative Transformation

In der Studie unterrichteten Velikova und ihre Mitarbeiter 30 gesunde Freiwillige in einem zweitägigen Workshop in Imaginationsverfahren.

Die Teilnehmer lernten,

  • wie man mit negativen Emotionen aus vergangenen Ereignissen über imaginative Transformation fertig wird,
  • wie man positive Bilder für zukünftige Ereignisse oder Ziele einsetzt,
  • Imaginationstechniken verwendet, um soziale Beziehungen zu verbessern und
  • das emotionale Gleichgewicht im Alltagsleben verbessert.

Anschließend trainierten die Teilnehmer während der nächsten 12 Wochen das Gelernte zu Hause 15-20 Minuten pro Tag, bevor sie an einem ähnlichen abschließenden zweitägigen Workshop teilnahmen.

Depressivität und Lebenszufriedenheit

Die Forscher verglichen die Ergebnisse der psychologischen Teilnehmerbewertung und die EEG-Gehirnaktivitäten vor und nach dem Experiment.

Die psychologische Untersuchung zeigte, dass es weniger depressive Symptome nach der Studie gab. Die Zahl derjenigen mit einer unterschwelligen Depression – depressive Symptome, die aber nicht den Kriterien für eine klinische Depression genügten – wurde halbiert.

Insgesamt waren die Teilnehmer mit dem Leben zufriedener und nahmen sich als effizienter wahr, erklärte die Psychiaterin.

Veränderungen im Gehirn

Die EEG-Daten zeigten deutliche Veränderungen in der Beta-Aktivität im rechten medialen präfrontalen Cortex des Gehirns. Velikova schreibt im Fachblatt Frontiers in Human Neuroscience, dass diese Region an der imaginativen Aufbereitung positiver Emotionen beteiligt ist und zur Lebenszufriedenheit beiträgt.

Es gab auch Veränderungen in der funktionellen Konnektivität des Gehirns einschließlich einer vergrößerten Konnektivität zwischen den temporalen Gebieten der beiden Hirnhälften, was Velikova der erhöhten Koordination von Netzen zuschreibt, die mit der Verarbeitung von Bildern verbunden sind.

GABA

Sie schließt: Diese Kombination der EEG-Befunden deutet auch eine mögliche Zunahme in der Aktivität von GABA (Gamma-Aminobuttersäure) an, weithin bekannt für seine anxiolytischen (angstlösenden) und antidepressiven Eigenschaften.

Die Ergebnisse legen nahe, dass selbstgeleitetes emotionales Imaginationstraining ein großes Potenzial hat, gegen negative Emotionen vorzugehen und das alltägliche emotionale Wohlbefinden auch bei gesunden Menschen zu verbessern, sagte Velikova.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Smartbrain, Frontiers in Human Neuroscience – DOI: 10.3389/fnhum.2016.00664; Feb. 2017

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