Aus negativen Emotionen ein positives Ergebnis schaffen

Emotionen als gut oder schlecht bewerten: Individuelle Unterschiede und Zusammenhänge mit der psychischen Gesundheit

Aus negativen Emotionen ein positives Ergebnis schaffen

29.11.2023 Menschen unterscheiden sich in ihren anfänglichen emotionalen Reaktionen auf Ereignisse, und wir beginnen, diese Reaktionen und ihre weitreichenden Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu verstehen. Die Menschen unterscheiden sich jedoch auch darin, wie sie über ihre anfänglichen Emotionen denken und auf sie reagieren (d. h., wie sie ihre Emotionen beurteilen). Die Art und Weise, wie Menschen ihre Emotionen beurteilen – als überwiegend positiv oder negativ – kann wiederum entscheidende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.

Willroth und seine Mitarbeiter fanden heraus, dass Menschen, die unangenehme Emotionen wie Traurigkeit und Wut gewohnheitsmäßig als unangemessen oder negativ bewerten, eher unter Ängsten und Depressionen leiden als Menschen, die diese Art von Emotionen eher akzeptieren.

Akzeptanz negativer Emotionen

„Unsere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es vorteilhaft sein könnte, diese unangenehmen Emotionen als normale Reaktionen auf die Situation zu akzeptieren, die mit der Zeit wahrscheinlich vergehen werden, anstatt diese emotionalen Reaktionen als schlecht oder falsch zu bewerten“, sagt Willroth.

Das bedeutet aber nicht, dass man die Situationen, die zu diesen unangenehmen Emotionen geführt haben, akzeptieren muss.

„Zu versuchen, die negativen Emotionen auslösenden Situationen zu ändern, ist in Ordnung und oft sogar von Vorteil“, sagt Studienautorin Emily Willroth, Professorin für Psychologie an der Washington University in St. Louis. „Sie könnten zum Beispiel einen vollen Terminkalender ändern, damit Sie sich weniger überfordert fühlen, oder Sie könnten Ihrer Familie gegenüber Grenzen setzen, um Gefühle von Traurigkeit oder Wut zu verringern.“

Viele Menschen beurteilen ihre Emotionen von Zeit zu Zeit, sagt sie. Für manche ist die Bewertung ihrer Emotionen jedoch ein Teil der Routine, mit der sie auf sie reagieren. Und da fangen die Probleme an.

Es kann schwierig sein, gewohnheitsmäßige Tendenzen zu durchbrechen, aber ein guter Anfang ist die Erkenntnis, dass unangenehme Emotionen eine natürliche Reaktion auf viele Situationen sind und sogar adaptiv sein können, sagt Willroth. So signalisiert beispielsweise Traurigkeit anderen Menschen, dass wir ihre Unterstützung brauchen; Angst kann uns vor riskanten Situationen schützen; und Wut kann uns helfen, für uns selbst und andere einzustehen.

Andere Forschungsergebnisse legen nahe, dass es hilfreich sein kann, mit anderen über seine Emotionen zu sprechen, fügt Willroth hinzu. Sobald wir erkennen, dass unangenehme Emotionen natürlich und normal sind und wahrscheinlich vorübergehen, können wir sie akzeptieren, anstatt sie zu verurteilen.

„Wenn Sie bemerken, dass Sie Ihre Emotionen verurteilen, halten Sie sich nicht damit auf“, sagt Willroth. „Wenn Sie jedoch feststellen, dass Sie häufig intensive unangenehme oder anhaltende unangenehme Empfindungen erleben, die Ihre Lebensqualität beeinträchtigen, kann es hilfreich sein, sich an eine Fachkraft für psychische Gesundheit zu wenden.“

Resultate der Studie

Anhand von fünf MTurk- und Studenten-Stichproben, die zwischen 2017 und 2022 erhoben wurden (insgesamt N = 1.647), untersuchten die Studienautoren die Art der gewohnheitsmäßigen Emotionsbeurteilungen (Ziel 1) und deren Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit (Ziel 2).

Hinsichtlich Ziel 1 fanden sie vier verschiedene gewohnheitsmäßige Emotionsurteile, die sich je nach der Valenz des Urteils (positiv oder negativ) und der Valenz der beurteilten Emotion (positiv oder negativ) unterscheiden.

Die individuellen Unterschiede bei den gewohnheitsmäßigen Emotionsurteilen waren über die Zeit hinweg mäßig stabil und standen in Zusammenhang mit konzeptionell verwandten Konstrukten (z. B. Affektbewertung, Emotionspräferenzen, Stresseinstellung, Metaemotionen) und allgemeineren Merkmalen (d. h. Extraversion, Neurotizismus, Emotionseigenschaften), waren aber nicht redundant mit diesen.

Hinsichtlich Ziel 2 waren positive Beurteilungen positiver Emotionen eindeutig mit einer besseren psychischen Gesundheit und negative Beurteilungen negativer Emotionen eindeutig mit einer schlechteren psychischen Gesundheit assoziiert, und zwar gleichzeitig und prospektiv, über die anderen Arten von Emotionsbeurteilungen und über konzeptionell verwandte Konstrukte und umfassendere Merkmale hinaus.

© Psylex.de – Quellenangabe: Emotion (2023). DOI: 10.1037/emo0001220

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