Transkranielle Magnetstimulation (TMS) bei Angst

Transkranielle Magnetstimulation (TMS) bei Angst

Angst-Psychologie – Angst

Kann transkranielle Stimulation verhindern, dass angstbesetzte Erinnerungen zurückkehren?

02.08.2020 Einer Forschergruppe vom Fachbereich Psychologie der Universität Bologna ist es gelungen, den negativen Effekt einer wiederkehrenden angstauslösenden Erinnerung zu verändern und ein neues, nicht-invasives Versuchsprotokoll zu entwickeln.

Das Ergebnis dieser in der Zeitschrift Current Biology veröffentlichten Studie ist ein innovatives Protokoll, das Angstkonditionierung – ein Stimulus, der mit etwas Unangenehmem verbunden ist, das eine negative Erinnerung auslöst – und die Neurostimulation einer bestimmten Stelle des präfrontalen Cortex kombiniert.

Dieser Prozess verändert die Wahrnehmung eines unangenehmen (aversiven) Ereignisses, so dass es keine Angst mehr auslöst.

Transkranielle Magnetstimulation des präfrontalen Cortex

angstpsychologie
Bild: Iain Logan

Die Psychologen um Sara Borgomaneri entwickelten dieses Protokoll in einer Studie mit 98 gesunden Menschen. Jeder Teilnehmer hatte eine aversive Erinnerung erlernt und unterzog sich am nächsten Tag einer TMS-Sitzung (TMS = Transkranielle Magnetstimulation) des präfrontalen Cortex.

Zuerst erschufen die Psychologen die angstauslösende Erinnerung, indem sie eine unangenehme Stimulation mit einigen Bildern kombinierten, erklärt Borgomaneri.

Am Tag danach präsentierten sie einer Gruppe von Teilnehmern denselben Stimulus, der in ihrem Gedächtnis als aversiv gespeichert wurde. Unmittelbar danach störten sie mit Hilfe von TMS deren präfrontale Kortexaktivität.

Machbarkeit und Wirksamkeit

Um die Wirksamkeit des Protokolls zu testen, unterzog sich eine andere Gruppe der Teilnehmer einer TMS, ohne dass ihre aversiven Erinnerungen abgerufen wurden (es wurde keine Rekonsolidierung ausgelöst), und eine weitere Gruppe wurde in Kontrollhirnarealen, die nicht an der Rekonsolidierung der Erinnerungen beteiligt waren, mit TMS stimuliert.

Die Psychologen warteten einen Tag ab und testeten ein weiteres Mal, wie die Teilnehmer reagierten, wenn die aversive Erinnerung wieder aufgerufen wurde.

Teilnehmer, bei denen die präfrontale Kortexaktivität durch TMS gehemmt wurde, zeigten eine verminderte psychophysiologische Reaktion auf den unangenehmen Reiz. Sie erinnerten sich zwar an das Ereignis (explizites Gedächtnis), aber dessen negative Wirkung war erheblich reduziert.

Einsatz bei PTBS

Diese Studie zeigt die Machbarkeit, potenziell traumatische Erinnerungen zu verändern. Dies kann entscheidende Auswirkungen auf die Bereiche Rehabilitation und klinische Medizin haben, sagt Koautor Giuseppe di Pellegrino.

So könnte diese Technik bei der Behandlung von PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) einsetzbar sein, was im Mittelpunkt der nächsten Studie der Psychologen und Neuroforscher stehen wird, schreiben sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Current Biology – https://doi.org/10.1016/j.cub.2020.06.091

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